Century 21, JCPenney & Co: Wie immer mehr US-amerikanischen Einzelhändlern nur noch die Insolvenz bleibt
Mit Century 21 reiht sich eine weitere Einzelhandelskette in die Liste der Unternehmen ein, die aufgrund der Corona-Krise Insolvenz anmelden mussten. Laut Handelsexperten werden zahlreiche weitere folgen.
Werte in diesem Artikel
• Corona-Krise forderte eine Vielzahl an insolventen Einzelhandelsunternehmen
• J.C. Penney wagt Rettungsversuch
• Trotz Lockerungen unklare Zukunft
Century 21 meldet Insolvenz an
Die Warenhauskette Century 21 mit Sitz in New York hat im September Insolvenz angemeldet, infolge derer 13 Filialen geschlossen werden sollen. Das berichtet Yahoo Finance. Als Grund für die Pleite wurde die nach wie vor andauernde Corona-Pandemie genannt, außerdem sollen unkooperative Versicherungsunternehmen das Unternehmen in der Krisensituation nicht ausreichend finanziell unterstützt haben. "Obwohl die Einzelhändler auf breiter Front stark unter COVID-19 gelitten haben und Century 21 keine Ausnahme bildet, sind wir zuversichtlich, dass wir Tausende von Arbeitsplätzen hätten retten und den Sturm überstehen können, wenn wir einen nennenswerten Anteil der Versicherungserlöse erhalten hätten", zitierte Yahoo Finance den Co-CEO von Century 21, Raymond Gindi.
Plan B könnte J.C. Penney retten
Der ebenfalls insolvente Händler J.C. Penney veräußerte sein Einzelhandelsgeschäft erst kürzlich an die beiden Betreiber von Einkaufszentren Simon Property Group und Brookfield. Beide Parteien schätzen den Wert der Kaufhauskette, die bereits im Mai Bankrott anmelden musste, auf rund 1,75 Milliarden US-Dollar. Insgesamt sollen so 650 Geschäfte geöffnet bleiben, vor der Pandemie waren es noch mehr als 1.000.
"Einen Einzelhändler zu töten dauert sehr lange", sagte Einzelhandelsanalystin Sucharita Kodali vom Analyseunternehmen Forrester in der Yahoo Finance-Sendung "The First Trade". "Solange sie also in der Lage sind, ihre Rechnungen zu bezahlen, was sie, wenn sie einen Besitzer haben, auch tun werden - können sie sich durchaus am Markt halten. Aber das bedeutet nicht, dass der Ruin von JCPenney völlig vom Tisch ist." So sei der Besuch der Geschäfte für den Kunden zwar kein besonderes Einkaufserlebnis, allerdings seien die Filialen immerhin geöffnet. Einen funktionierenden Plan B für die nächsten fünf bis zehn Jahre könne das Unternehmen durchaus aufstellen, so Kodali.
"Enorme Anzahl an Ladenschließungen"
Damit kämpft JCPenney, wie Mitbewerber Macy’s, um sein Überleben. Die konkurrierende Einzelhandelskette hat sich mit einem Kredit über 4,5 Milliarden US-Dollar belastetet, um das für die Verkaufszahlen verheerende Geschäft im Jahr 2020 zu überstehen. Mark Cohen, der ehemalige CEO von Sears, hält es für möglich, dass diese Strategie nicht aufgeht. "Ich glaube nicht, dass JCPenney eine langfristige Zukunft hat. Ich bin mir nicht so sicher, ob Macy's eine langfristige Zukunft hat", so der heutige Professor der Columbia Business School in "The First Trade". "Wir sehen, dass eine enorme Anzahl an Ladenschließungen angekündigt wird - und sogar von erfolgreichen Ketten wie Zara. Ich denke also, dass der Schaden außergewöhnlich sein wird, und wir sehen bereits die ersten Anzeichen dafür".
Lange Liste an insolvente Unternehmen
Michael Kollender, Geschäfstführer des Finanzdienslleisters Stifel, rechnet mit einer Vielzahl an Unternehmen, die Insolvenz anmelden werden müssen. "Es sind mehrere Dutzend. Und das ist eine beängstigende Zahl", so Kollender gegenüber Yahoo Finance. "Das ist weit mehr als in den letzten Jahren zusammen". Einige Geschäfte werden die Krise nicht überleben und von der Billlldfläche verschwinden, ist sich Kollender sicher. "Es handelt sich um Ketten, die schon vor dieser Situation zu kämpfen hatten. COVID-19 wird sie über die Kante werfen."
Neben Century 21 und JCPenney haben bereits zahlreiche andere Einzelhandelsunternehmen Insolvenz angemeldet. Die Liste umfasst unter anderem den 112 Jahre alten Discounter Stein Mart, das Warenhaus Lord & Taylor, das Herrenbekleidungsgeschäft Tailored Brands, das Damenmodegeschäft Ascena Retail Group, das Schreibwaregeschäft Paper Store, den Modehändler RTW Retailwinds, den Herrenausstatter Brooks Brothers sowie den Händler für Fitnessernährung General Nutrition Corporation. Somit entwickle sich das Jahr 2020 für Einzelhandelsunternehmen zu einem der fatalsten aller Zeiten. Nachdem die Händler ihre Ladengeschäfte aufgrund der Pandemie monatelang geschlossen hatten und so an Umsatz einbüßten, kehrten die Kunden nach den Lockerungen erst langsam wieder in die Läden zurück. Während einige Händler ihr Geschäft daher mit weniger Personal oder Filialen betreiben, lohnt es sich für andere gar nicht mehr, überhaupt noch zu öffnen. "Einige Unternehmen werden das einfach nicht überleben", ist sich auch Michael McGrail vom Vermögensverwalter Tiger Capital Group sicher.
Laut "The First Trade"-Moderator Sozzi gebe es einige Gründe, wieso noch nicht viel mehr Unternehmensinsolvenzen bekanntgegeben wurde. So benötige eine Firma etwa zwei bis drei Wochen, bis die Insolvenz tatsächlich angemeldet ist. Im März sei außerdem noch nicht klar gewesen, wie lange die Geschäftsschließungen andauern würden, weshalb sich die Insolvenzplanung vieler Unternehme verzögert habe. Weiterhin sollen die meisten Unternehmen noch über genügend Barmittel verfügen, um einige Monate zu überstehen. Dazu komme, dass Einzelhändler, die Konkurs anmelden, für ihre Gläubiger Bargeld beschaffen müssten, indem sie Schlussverkäufe durchführen. Sollte es erneut zu Ladenschließungen kommen, falle diese Möglichkeit weg.
Geschäfte stehen trotz Wiedereröffnung unter Druck
Trotz wieder öffnenden Einzelhandelsgeschäften rechnen Experten nach wie vor mit chaotischen Zuständen. So haben viele Anbieter seit März noch Artikel in ihren Sortimenten, die nun kaum noch nachgefragt werden und zu Sonderpreisen abverkauft werden müssen. Auf die nahenden Feiertage reagieren die Händler in der Regel auch mit Angeboten zu besonderen Konditionen, was die Umsatzkluft weiter vergrößert. Weiterhin ist ungewiss, wie die Kunden die Ladengeschäfte inmitten der Pandemie annehmen werden, da Online-Versandhändler wie Amazon als Profiteure der Krise gelten. Sollten aufgrund der weiterhin hohen Infektionszahlen außerdem neue Maßnahmen verhängt werden, die mit erneuten Geschäftsschließungen einhergehen, könnte das für viele Händler der Todesstoß sein.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Northfoto / Shutterstock.com
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