Untersuchungen

SAP-Aktie überaus schwach: US-Justiz überprüft Geschäfte mit Wiederverkäufer Carahsoft

25.09.24 17:53 Uhr

SAP-Aktie tiefrot: US-Justiz nimmt Geschäfte mit Carahsoft unter die Lupe | finanzen.net

Das US-amerikanische Justizministerium schaut dem Softwarekonzern SAP auf die Finger.

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Die US-Behörde nimmt Geschäfte von SAP SE und dem IT-Wiederverkäufer Carahsoft unter die Lupe - der Vorwurf: mögliche Preisabsprachen. Die Untersuchungen laufen schon mindestens seit dem Jahr 2022, wie aus Unterlagen für das Bundesgericht in Baltimore hervorgeht. Das Ministerium prüft, ob sich SAP und Carahsoft bei Geschäften mit dem US-Militär und anderen staatlichen Stellen binnen eines Jahrzehnts verbotenerweise abgesprochen haben, um von den USA überhöhte Preise zu erhalten.

Börsianern zufolge dürfte die aus der Angelegenheit resultierende Unsicherheit die SAP-Aktien zunächst einmal belasten. "Dies sind offensichtlich schlechte Nachrichten. Aber es ist zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich, das Ergebnis einer solchen Untersuchung vorherzusagen", betonte am Morgen ein Marktteilnehmer. Und noch schwieriger sei es abzuschätzen, welche Strafen drohen, wenn SAP für schuldig befunden würde.

Eine SAP-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme zu den Untersuchungen der US-Justiz auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg ab. SAP aus Walldorf ist ein wichtiger Lieferant von Programmen für Buchhaltung, Personalwesen und das Management von Lieferketten.

Carahsoft hat sich seit seiner Gründung 2004 zu einem dominanten Akteur in der Beschaffung von Technologie für den Staat entwickelt. Das Unternehmen erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von elf Milliarden US-Dollar und beschäftigte mehr als 2400 Mitarbeiter. Von allen IT-Anbietern macht laut Bloomberg nur der PC-Hersteller Dell mehr Geschäfte mit der US-Bundesregierung als Carahsoft.

Informierten Kreisen zufolge durchsuchte die Bundespolizei FBI am Dienstag Büros des Wiederverkäufers. Laut einer Carahsoft-Sprecherin ging es dabei um Ermittlungen zu einem Unternehmen, mit dem Carahsoft in der Vergangenheit Geschäfte getätigt hatte. Ob es sich dabei um SAP handelte, ließ sie offen.

SAP bestätigt zivilrechtliche Untersuchungen des US-Justizministerium

SAP hat im Zusammenhang mit einem Bloomberg-Bericht über mögliche Preisabsprachen mit seinem US-Vertriebspartner Carahsoft eine zivilrechtliche Untersuchung seitens des US-Justizministeriums (DOJ) bestätigt. "Alles, was wir sagen können, ist, dass es eine zivilrechtliche Untersuchung durch das DOJ gibt, und SAP hat in dessen Rahmen von Anfang an kooperiert", heißt es in einem Pressestatement des Walldorfer Softwarekonzerns.

Laut Bloomberg untersucht das DOJ seit mindestens 2022 mögliche Preisabsprachen zwischen SAP und Carahsoft zu Lasten der US-Armee und anderen Behörden der Vereinigten Staaten und zitiert dabei Gerichtsakten. Betroffen sein könnten Verträge im Volumen von bis zu 2 Milliarden Dollar.

In dem Bloomberg-Bericht ist überdies von einer Durchsuchung der Carahsoft-Geschäftsräume durch FBI-Agenten und Militärermittler am Dienstag die Rede. Carahsoft-Sprecherin Mary Lange wird dabei mit den Worten zitiert, dabei sei es um "eine Untersuchung eines Unternehmens, mit dem Carahsoft in der Vergangenheit Geschäfte gemacht hat", gegangen. Dazu erklärte SAP: "Uns sind keine strafrechtlichen Ermittlungen bekannt, in die SAP im Zusammenhang mit Carahsoft verwickelt ist."

So reagiert die SAP-Aktie

Bei SAP gab es am Mittwoch nach einer Rekordserie einen Rückschlag. Ermittlungen der US-Justiz luden zu Gewinnmitnahmen ein, die Papiere des Softwarekonzerns verloren letztlich 2,44 Prozent. Mit einem Schlusskurs von 201,80 Euro eroberte der Kurs aber die Marke von 200 Euro zurück, die in diesem Monat erstmals überschritten worden war. Die Aktien behaupteten sich zudem über der 21-Tage-Linie, die bei rund 198,50 Euro verläuft.

Untersuchungen mit Blick auf mögliche Preisabsprachen von SAP und dem IT-Wiederverkäufer Carahsoft laufen schon mindestens seit dem Jahr 2022, wie aus Unterlagen für das Bundesgericht in Baltimore hervorgeht. Das Ministerium prüft, ob es bei Geschäften mit dem US-Militär und anderen staatlichen Stellen binnen eines Jahrzehnts verbotenerweise Absprachen gab. Carahsoft gilt als dominanter Akteur in der Beschaffung von Technologie für die US-Regierung.

Börsianern zufolge dürfte die aus der Angelegenheit resultierende Unsicherheit die SAP-Aktien zunächst einmal belasten. "Dies sind offensichtlich schlechte Nachrichten. Aber es ist zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich, das Ergebnis einer solchen Untersuchung vorherzusagen", betonte am Morgen ein Marktteilnehmer. Und noch schwieriger sei es abzuschätzen, welche Strafen drohen, wenn SAP für schuldig befunden wird. Eine SAP-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg ab.

Laut einem anderen Börsianer können Schlagzeilen über Untersuchungen durch US-Behörden aber von Anlegern nicht ignoriert werden. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Verkaufspraktiken von SAP und anderen Softwareunternehmen öfter untersucht wurden und häufig Geldstrafen gezahlt wurden", sagte er. Rechnerisch sei es eigentlich nur gerechtfertigt, dass die Aktie vielleicht ein Prozent nachgibt. Doch aufgrund des guten Laufs falle eine Korrektur deutlicher aus.

Am Dienstag hatten die SAP-Aktien mit gut 208 Euro in der Spitze so viel gekostet wie noch nie. Das Jahresplus lag da bei fast 50 Prozent, womit sie 2024 bislang der drittbeste DAX-Wert sind. Als größtes Schwergewicht im DAX haben sie auch ein gutes Stück dazu beigetragen, dass der deutsche Leitindex zuletzt über der 19.000-Punkte-Marke erneute Rekorde aufstellen konnte.

Etwas entlastend könnte am Mittwoch einem Börsianer zufolge wirken, dass mit Progress Software ein US-Konkurrent am Vorabend nach dem New Yorker Börsenschluss gut aufgenommene Quartalszahlen vorlegte. Dessen Papiere zogen im außerbörslichen Nasdaq-Handel um etwa fünf Prozent an.

/stw/stk

BALTIMORE/WALLDORF (dpa-AFX)/ (Dow Jones)

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Bildquellen: Gil C / Shutterstock.com, SAP AG / Wolfram Scheible

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