Ethiopian-Piloten handelten vor Absturz wohl zunächst nach Boeing-Handbuch - Aktie gibt nach
Die Untersuchung des Absturzes einer Boeing 737 Max von Ethiopian Airlines hat einem Bericht zufolge neue Erkenntnisse gebracht, die den Flugzeugbauer in erhebliche Schwierigkeiten bringen könnten.
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Nachdem die Cockpit-Software MCAS die Nase der Maschine kurz nach dem Start nach unten steuerte, hätten die Piloten zunächst die von Boeing für diesen Fall vorgesehenen Notfall-Maßnahmen ergriffen. Dennoch hätten sie die Gewalt über das Flugzeug nicht zurückgewonnen, berichtete das bei Aufsichts- und Regierungsthemen gewöhnlich gut informierte "Wall Street Journal" (WSJ) am Mittwoch unter Berufung auf Personen, die Kenntnis vom Ergebnis des vorläufigen Untersuchungsberichts haben.
Die Veröffentlichung des Berichts wird seit Tagen erwartet. Reaktionen von Boeing oder den Behörden auf den "WSJ"-Bericht liegen noch nicht vor. Dem "Wall Street Journal" zufolge stellen die Erkenntnisse die bisherige Darstellung des US-Flugzeugbauers Boeing und der US-Luftfahrtbehörde FAA in Frage, nach der die Piloten das MCAS abstellen können, wenn die Software die Nase des Flugzeugs wegen eines irrtümlich befürchteten Strömungsabrisses permanent nach unten lenkt.
Dem Bericht zufolge schalteten die Piloten nach bisherigen Erkenntnissen die Stromzufuhr zu den Elektromotoren ab, die von der Automatik angesteuert werden. Dies habe aber nicht geholfen, um die in noch geringer Höhe fliegende Maschine wieder in den Steigflug zu bringen. Daraufhin hätten sie die Elektrik wieder eingeschaltet - und damit auch das MCAS. Dieses habe das Flugzeug weiter Richtung Erde gesteuert, bis es zum tödlichen Aufprall kam. Bei dem Absturz am 10. März starben alle 157 Insassen des Flugzeugs. Bereits im Herbst waren beim Absturz einer Maschine des gleichen Typs der Fluggesellschaft Lion Air 189 Menschen gestorben.
Kurz nach dem Absturz der Ethiopian-Maschine im März erließen Aufsichtsbehörden weltweit Flugverbote für die Boeing 737 Max. Schließlich untersagte auch die US-Behörde FAA alle Flüge mit der Maschine. Auch die Auslieferung neuer Maschinen der Reihe ist seither gestoppt, Boeing selbst empfahl seinen Kunden daraufhin, alle bereits ausgelieferten 371 Flugzeuge des Typs am Boden zu lassen. Die späte Reaktion brachte der FAA viel Kritik ein. Inzwischen untersucht das US-Verkehrsministerium den Zulassungsprozess für den Flugzeugtyp.
Die Boeing 737 Max ist die weniger spritdurstige Neuauflage des aus den 1960er Jahren stammenden Mittelstreckenjets 737. Die modernen, riesigen Triebwerke ließen sich bei dem Flieger nicht einfach unter die niedrig hängenden Tragflächen montieren. Sie sitzen daher besonders weit vor den Flügeln. Das dadurch veränderte Flugverhalten wollte Boeing mithilfe der MCAS-Software ausgleichen. Inzwischen hat der Hersteller ein Software-Update entwickelt, das aber noch getestet und zugelassen werden muss - möglicherweise auch von weiteren Aufsichtsbehörden im Ausland. Dieser Prozess könnte sich über Wochen oder Monate hinziehen.
Nachdem Boeing-Aktien am Mittwoch bereits im vorbörslichen Handel verloren hatten, gaben sich auch im offiziellen Handel weiter nach und belasteten damit den US-amerikanischen Leitindex Dow Jones. Schlussendlich wiesen die Papiere einen Abschlag von 1,54 Prozent auf 384,74 US-Dollar aus.
/stw/zb/nas
ADDIS ABEBA/CHICAGO (dpa-AFX)
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