RWE-Aktie unter Druck: RWE kappt mittelfristiges Investitionsziel um 10 Milliarden Euro

RWE will seine Investitionen in Erneuerbare Energien sowie flexible Kraftwerke in den nächsten sechs Jahren deutlich zurückfahren.
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Der Vorstand setzt seine Anforderungen an die Rendite nach oben, wie das Unternehmen am Donnerstag in Essen mitteilte. Das unsichere Umfeld verlange ein noch strikteres Management der Risiken. In der Folge will RWE bis 2030 weniger investieren als bislang geplant. 2024 schnitt der Konzern derweil trotz eines deutlichen Gewinnrückgangs im Tagesgeschäft tendenziell besser ab als von Analysten erwartet. Die Ergebnisziele für 2025 fallen im Mittel hingegen eher schwächer aus.
Die RWE-Führung erhöhte ihre Renditeanforderung an neue Projekte von 8 auf mehr als 8,5 Prozent. In der Folge rechnet der Vorstand in den kommenden Jahren mit geringeren Investitionen: Er will von 2025 bis 2030 nun 35 Milliarden Euro in die Hand nehmen und damit 10 Milliarden weniger als bislang geplant. Das mittelfristige Ziel eines bereinigten Gewinns von 4 Euro je Aktie im Jahr 2030 bleibt unterdessen bestehen.
JPMorgan-Analyst Javier Garrido lobte die Entscheidungen. Ein disziplinierter Einsatz des Kapitals sei eine gute Botschaft an die Aktionäre. Er erinnerte zudem daran, dass der Tiefpunkt der Ergebnisentwicklung 2025 erreicht sein dürfte.
Als Grund für die gekappten Investitionspläne nannte RWE gestiegene Unsicherheiten, Engpässe in der Lieferkette, geopolitische Risiken und höhere Zinsen. Momentan hat RWE Projekte von in Summe 12,5 Gigawatt in Bau, die durchschnittlich eine Rendite von 8,3 Prozent erwirtschaften sollen.
Gemäß der Lesart von RBC-Analyst Alexander Wheeler hat RWE für 2026 nun mehr Flexibilität. Die Investitionen für das laufende Jahr seien sicher, schrieb er. Allerdings wolle RWE jeweils knapp die Hälfte der Offshore-Projekte Nordseecluster, Norfolk, Thor und Sofia dieses oder nächstes Jahr verkaufen.
Finanzchef Michael Müller hatte bereits Mitte November gesagt, dass sich die Investitionen vor allem in den kommenden zwei Jahren verzögern werden. Grund für diese Annahme gab ihm nicht zuletzt der Wahlsieg von Donald Trump. Der US-Präsident gilt als Fan herkömmlicher Energiequellen wie Öl und Gas. RWE sah somit unter anderem größere Risiken für Offshore-Windprojekte in den USA.
Stattdessen hatte der Energiekonzern im November ein Aktienrückkaufprogramm über 1,5 Milliarden Euro aufgelegt, das im zweiten Quartal 2026 abgeschlossen sein soll. Die RWE-Aktie hatte sich seitdem bis Mittwochabend um rund 10 Prozent verteuert.
Im Tagesgeschäft lief es für den Konzern derweil zuletzt überraschend gut. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen brach im vergangenen Jahr zwar um mehr als ein Viertel auf rund 5,7 Milliarden Euro ein. Vom Unternehmen befragte Analysten hatten im Mittel aber einen noch stärkeren Rückgang erwartet.
Im Vergleich zu 2023 haben sich für RWE die Strommargen verschlechtert, die Erträge aus der kurzfristigen Optimierung des Kraftwerkseinsatzes sind zurückgegangen und das Abschneiden im Energiehandel war schwächer. Seinen Aktionären schlägt RWE für das vergangene Jahr wie angekündigt eine Dividende von 1,10 Euro je Aktie vor. Das wären 10 Cent mehr als ein Jahr zuvor.
Im laufenden Jahr soll der operative Gewinn gemäß der Prognose des Vorstands um Chef Markus Krebber weiter auf 4,55 bis 5,15 Milliarden Euro sinken. Die Erwartungen der Analysten lagen durchschnittlich im oberen Bereich dieser Spanne.
RWE geht davon aus, dass sich die Margen weiter verringern. Dies betrifft etwa den im Voraus verkauften Strom und den kurzfristigen Einsatz von Kraftwerken. Auch der Handel mit Energie dürfte sich verglichen mit dem ungewöhnlich starken Jahr 2023 weiter normalisieren. Die Inbetriebnahme neuer Wind- und Solarparks sowie Batteriespeicher dürfte das nicht ausgleichen können.
An der Börse kamen die Neuigkeiten schlecht an: Die RWE-Aktie verlor gegen Mittag via XETRA mehr als vier Prozent auf 31,64 Euro und war damit einer der größten Verlierer im DAX. Sie hatte sich in den vergangenen Wochen deutlich verteuert, seit Mitte Februar um gut 16 Prozent.
ESSEN (dpa-AFX)
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