Bayer bestätigt vorläufige Gespräche über Monsanto-Übernahme - Aktie fällt tief
In der Agrochemiebranche grassiert weiter das Fusionsfieber. Die Bayer AG hat ein Auge auf den Saatgutkonzern Monsanto geworfen.
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Im Mittelpunkt steht wieder einmal Monsanto. Vor einigen Monaten wollte der Saatgutkonzern noch selbst als Käufer agieren und den Schweizer Rivalen Syngenta übernehmen. Nun sind die US-Amerikaner selbst zum Objekt der Begierde geworden: Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat ein Auge auf Monsanto geworfen. Investoren reagieren darauf jedoch äußert verschnupft.
Der Leverkusener DAX-Konzern hatte am frühen Donnerstagmorgen vorläufige Gespräche mit Monsanto bestätigt. Vertreter von Bayer hätten vor kurzem Mitglieder der Geschäftsführung von Monsanto getroffen, um vertraulich über eine einvernehmliche Übernahme des US-Konzerns zu sprechen, hieß es. Vor einer Woche hatte es bereits Spekulationen über einen entsprechenden Vorstoß von Bayer gegeben.
"Ein solcher Zusammenschluss würde Bayer als globales, innovationsgetriebenes Life-Science-Unternehmen mit Spitzenpositionen in seinen Kerngeschäften stärken und ein führendes integriertes Agrargeschäft schaffen", begründete die Bayer AG ihre Ambitionen. Der Aktie hilft das jedoch nicht: Mit einem Minus von rund 8,5 Prozent war Bayer größter Verlierer im DAX. Auch bis zum Handelsschluss kam Bayer nicht aus dem roten Bereich heraus - die Aktie schloss den Handel mit einem Verlust über acht Prozent und einem Wert von 88,51 Euro.
Bayer und Monsanto könnten weltgrößten Agrochemiekonzern schmieden
Monsanto bezeichnete das Angebot als unerbeten und unverbindlich. Der Board werde den Vorschlag gemeinsam mit Beratern prüfen. Vor Abschluss dieser Prüfung will Monsanto sich nicht weiter dazu äußern.
Im Sommer vergangenen Jahres war Monsanto selbst noch in der Offensive und nach Monaten des intensiven Werbens bei dem Wettbewerber Syngenta abgeblitzt. Eigentlich wollte Monsanto das Baseler Unternehmen kaufen, ließ nach der Abfuhr aber von diesem Vorhaben ab. Syngenta wird stattdessen nun chinesisch - die Schweizer lassen sich von Chemchina übernehmen.
Sollte sich Monsanto für den Bayer-Vorschlag empfänglich zeigen, könnte ein Zusammenschluss der Beiden den größten Agrochemiekonzern der Welt hervorbringen mit Umsätzen von 67 Milliarden US-Dollar im Jahr. Zudem würde Monsanto damit eben jene Ziele erreichen, die der US-Konzern ursprünglich mit einer Übernahme von Syngenta erreichen wollte: Ein breites Portfolio an Pestiziden und Forschungskapazitäten als Ergänzung zu Monsantos Expertise in der Saatgut-Züchtung und -Optimierung.
Ungewiss ist allerdings, ob ein Bayer-Monsanto-Deal den Segen der Kartellwächter erhalten würde. Ebenso wenig gewiss ist, ob Monsanto überhaupt auf die Übernahmeavancen von Bayer eingehen wird. Sollte ein Zusammenschluss tatsächlich zustande kommen, würde sich der Schwerpunkt von Bayer deutlich in Richtung Agrarwirtschaft verschieben. Während dieser Geschäftsbereich bei Bayer gegenwärtig etwa 22 Prozent ausmacht, könnten es mit Monsantos 15 Milliarden Dollar Umsatz rund 40 Prozent werden.
Ein fusionierter Konzern würde nach Schätzungen von Morgan Stanley etwa 28 Prozent aller Pestizide weltweit verkaufen, ebenso wie rund 36 Prozent der US-Getreide- und 28 Prozent der Sojabohnensaaten. Die Agrochemie-Portfolien der beiden Konzerne ergänzen sich in geografischer Hinsicht gut: Während die USA der größte Markt von Monsanto sind, ist Bayer eher in Europa und Asien präsent.
Analysten skeptisch
Analysten sehen Bayers Ambitionen im Saatgutgeschäft allerdings eher kritisch. Sollte die Übernahme gelingen, würde das Pharmageschäft etwa 30 Prozent zum Umsatz beisteuern. Es stelle sich die Frage, ob Bayer damit noch ausreichend Größe im globalen Pharmageschäft haben würde, gibt Eric Le Berrigaud von Bryan Garnier zu bedenken. "Der Markt und auch wir zweifeln an der Pharma-Pipeline von Bayer", sagt Le Berrigaud. Eine Übernahme von Monsanto würde aber eine weitere im Pharmageschäft wohl ausschließen. "Und das ist gar nicht gut", so der Analyst.
Generell hält er eine Übernahme von Monsanto durch Bayer für "zu groß". Bayer müsste für Monsanto etwa 40 Milliarden Dollar aufbringen, Nettoschulden von Monsanto von 5 Milliarden Dollar nicht eingerechnet. Per Ende 2015 weise Bayer bereits eine Nettoverschuldung von 18 Milliarden Euro auf. "Auch wenn Unternehmen leicht Geld aufnehmen können, und das zu niedrigen Zinsen, würde doch der Schuldenhebel größer", sagt der Analyst.
Zweifelsohne könne Bayer die restliche Beteiligung an Covestro für knapp 5 Milliarden Dollar veräußern. Auch von anderen, kleineren Beteiligungen könnte sich Bayer trennen. "Außerdem müsste Bayer wohl einige Assets von Monsanto verkaufen, um die wettbewerbsrechtliche Zustimmung zu bekommen. Aber die Rechnung ist hoch", folgert Le Berrigaud.
Einen verwässernden Effekt aus einer Übernahme von Monsanto kann der Analyst hingegen nicht ausmachen. Denn nicht zuletzt dank einer Restrukturierung und Kostensenkungen liege die EBITDA-Marge von Monsanto mit 32,5 Prozent deutlich über der von Crop Sciences von 23,3 Prozent und auch über der von Life Sciences (25 Prozent). "Selbst vor Synergien wäre eine solche Kombination also nicht verwässernd für die Margen", erklärt Le Berrigaud.
Branche im Fusionsfieber
Bayers Vorstoß kommt zu einer Zeit, in der der Sektor wegen des Preisverfalls bei Getreide und Ölsaaten unter Druck ist und das Fusionsfieber grassiert. Syngenta ist vom Markt, außerdem wollen die beiden US-Konzerne Dupont und Dow Chemical fusionieren. Sobald der Zusammenschluss unter Dach und Fach ist, soll der Riesenkonzern in drei unabhängige, börsennotierte Unternehmen aufgespalten werden. Daraus hervorgehen soll ein reines Agrarunternehmen, ein Kunststoff- und ein Spezialchemie-Unternehmen.
Damals hatten Analysten gemutmaßt, dass sich bei dem Dow-Dupont-Zusammenschluss bzw der anschließenden Aufspaltung des fusionierten Konzerns Chancen für BASF und Bayer auftun könnten. "Wenn das Saatgutgeschäft von Dow verkauft wird, kann man sicher sein, dass die Deutschen mitbieten werden", hatte Mark Connelly, Analyst bei CLSA, damals gesagt.
Grundsätzlich sind Branchenvertreter der Ansicht, dass Fusionen dabei helfen können, neue Saatgut- und Chemieprodukte schneller zu entwickeln und die Kosten in dem forschungslastigen Geschäft zu senken.
FRANKFURT (Dow Jones)
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