ifo-Geschäftsklima im Juni auf neuem Allzeithoch
Ein unerwarteter Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas im Juni nährt Hoffnungen, dass sich die deutsche Konjunktur im zweiten Halbjahr nicht besonders stark abschwächen wird.
Der vom Münchener Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex stieg auf ein neues Allzeithoch von 115,1 (Vormonat: 114,6) Punkten. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten dagegen einen Rückgang auf 114,4 Punkte erwartet.
Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen kletterte auf 124,1 (123,3) Punkte. Volkswirte hatten 123,4 Punkte prognostiziert. Der Index der Geschäftserwartungen stieg auf 106,8 (106,5) Punkte, während die befragten Volkswirte einen Rückgang auf 106,3 vorhergesagt hatten.
ING setzt auf weiter anziehende Investitionen
Nach Einschätzung von ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski deutet das auf eine anhaltend starke Erholung der deutschen Wirtschaft hin. "Es gibt zunehmend Anhaltspunkte dafür, dass im Verlauf dieses Jahres auch die Investitionen anziehen werden", schrieb Brzeski in einem Kommentar. Die Kombination aus hohen Auftragsbeständen und niedrigen Lagerbeständen sei so günstig wie Mitte 2006 und Ende 2010, die Kapazitätsauslastung auf dem höchsten Stand seit Ende 2008, und die Unternehmen betrachteten ihre Ausrüstungen als einen produktionsbegrenzenden Faktor.
Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen äußerte sich ebenfalls optimistisch: "Auch wenn der stärkere Euro und Anzeichen für eine etwas schwächere Weltkonjunktur unverändert dafür sprechen, dass sich die Stimmung bei den Unternehmen in den kommenden Monaten etwas eintrüben wird, bleibt festzuhalten, dass mit dem anhaltenden Höhenflug des Ifo die Chancen der deutschen Wirtschaft auf ein gutes zweiten Halbjahr immer größer werden", urteilte er.
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im ersten Quartal 2017 um 0,6 Prozent gestiegen. Gestützt wurde das Wachstum dabei allerdings von der milden Witterung, die die Aktivität am Bau in saisonbereinigter Rechnung sehr stark steigen ließ. Im zweiten Quartal könnte sich dieser Effekt der Saisonbereinigung umgekehrt haben.
Lampe: Wachstum schwächt sich im zweiten Halbjahr ab
Das Bankhaus Lampe ist etwas vorsichtiger. "Wir werden auf jeden Fall ein schwächeres zweites Halbjahr sehen", sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger. Er geht davon aus, dass der private Konsum aufgrund geringerer Reallohnzuwächse keine so großen Wachstumsbeiträge mehr liefern wird. Allerdings, so räumte er ein, werde das wohl von höheren Investitionen zumindest abgefedert. Für seine Wachstumsprognose von kalenderbereinigt 1,7 Prozent für 2017 sieht Krüger "klare Aufwärtschancen".
Laut Ifo-Institut ist das Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe leicht gestiegen. Die Geschäftslage verharrte auf einem sehr hohen Niveau. Die Geschäftserwartungen nahmen etwas zu. Im Bauhauptgewerbe fiel der Index dagegen leicht. Die Beurteilung der aktuellen Lage und die Erwartungen wurden von den Bauunternehmen auf hohem Niveau leicht nach unten korrigiert.
Harte Konjunkturdaten für Mai kommen Anfang Juli
"Harte Konjunkturdaten" für den Monat Mai, die die Erwartungen hinsichtlich des Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal beeinflussen werden, veröffentlicht das Statistische Bundesamt Anfang Juli. Am 6. Juli kommen Industrieumsätze und Auftragseingänge, am 7. Juli die Industrieproduktion und am 10. Juli der Außenhandel.
FRANKFURT (Dow Jones)
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