IPO: Chinas Moderiese SHEIN plant US-Börsengang - was Analysten davon halten
Der chinesische Online-Modehändler SHEIN strebt anscheinend an die Wall Street. Es könnte eines der größten Börsendebüts in 2024 werden, doch was sagen Analysten dazu?
Werte in diesem Artikel
• SHEIN drängt wohl in New York aufs Börsenparkett
• Kritik an Arbeitsbedingungen
• Analysten vorsichtig optimistisch für SHEIN-IPO
SHEIN hat wohl bei den US-Aufsichtsbehörden einen vertraulichen Antrag für einen Börsengang gestellt und unauffällige Gespräche mit potenziellen Investoren aufgenommen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, könnte dieser IPO bereits im kommenden Jahr stattfinden. Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Morgan Stanley seien als führende Underwriter für den IPO engagiert worden. Zwar habe sich SHEIN den Insidern zufolge noch nicht auf das Volumen des Börsengangs festgelegt, doch einer früheren Bloomberg-Meldung zufolge hofft der Fast-Fashion-Anbieter dabei auf eine Bewertung von bis zu 90 Milliarden US-Dollar.
Umstrittener Konzern
SHEIN wurde zwar 2012 auf dem chinesischen Festland gegründet, hat seinen Hauptsitz mittlerweile aber in Singapur. Das Unternehmen stellt Bekleidung in China her, verkauft diese aber ausschließlich im Ausland, vor allem in den USA und Europa. Dabei wird auf eine Direktversandstrategie gesetzt: Der Großteil der Produkte wird in individuell adressierten Paketen direkt aus China per Flugzeug an Kunden versendet.
Dank seiner niedrigen Preise konnte SHEIN inzwischen zu einem der weltweit größten Online-Modehäuser aufsteigen. Seine günstigen Preise haben das Unternehmen allerdings auch dem Verdacht ausgesetzt, seine Waren unter menschenunwürdigen Bedingungen herstellen zu lassen. Neben schlechter Arbeitsbedingungen in den Fabriken geriet der Konzern außerdem wegen der Überproduktion von Kleidungsstücken in die Kritik.
Jedoch selbst diese Kritik konnte den Aufstieg des Konzerns nicht stoppen. Der nun anscheinend geplante IPO könnte einer der größten in 2024 werden. Außerdem wäre er angesichts der sino-amerikanischen Spannungen ein Gradmesser für das Interesse westlicher Investoren an chinesischen Unternehmen. Doch was halten Analysten von den Börsenplänen des Billigmodekonzerns?
Das sagen Analysten zum SHEIN-IPO
Angesichts der zuletzt eher glanzlosen Debüts - man denke nur an den deutschen Sandalenhersteller Birkenstock - scheint das Marktumfeld derzeit nicht sonderlich gut für den SHEIN-Börsengang zu sein. "Es scheint mir nicht der günstigste Zeitpunkt für SHEIN zu sein, an die Börse zu gehen, aber wenn sie Kapital brauchen, sind die Märkte offen … und die Anlegerstimmung ist positiver als noch vor ein paar Wochen", meint Jason Benowitz. "Wenn Anleger die Finanzdaten überprüfen können, erwarte ich in der historischen Betrachtung ein ziemlich starkes Wachstum … Die entscheidende Frage wird sein, ob sie das Tempo einigermaßen beibehalten oder in Zukunft weiterhin Marktanteile gewinnen können", gab sich der leitende Portfoliomanager bei CI Roosevelt laut Reuters vorsichtig optimistisch.
Auch Neil Saunders glaubt, dass der SHEIN-IPO ein Erfolg werden könnte: "Da es sich um einen bedeutenden und äußerst disruptiven Akteur im Einzelhandelsbereich handelt, wird SHEIN großes Investoreninteresse auf sich ziehen", so der Geschäftsführer von GlobalData gegenüber der Nachrichtenagentur.
Wie Aequitas Research-Analyst Sumeet Singh erläuterte laut Reuters, zapfen große Unternehmen wie SHEIN derzeit den Kapitalmarkt an, weil die Zinsen steigen und weil demnächst womöglich die US-Vorschriften für kleine Einzelhändler geändert werden. "Im Moment ist es für sie wahrscheinlich so gut, wie es nur geht", urteilt er.
Redaktion finanzen.net
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