Daimler-Aktie mit Kurssprung: Daimler kann wieder Gewinn einfahren - LKW-Geschäft schwächelt
Der Auto- und Lkw-Bauer Daimler kann nach dem rumpligen Jahresstart nun wieder bessere Zahlen vorlegen.
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Angesichts der Umwälzungen in der Branche ist Daimler-Vorstandschef Ola Källenius einen Monat vor Bekanntgabe seiner neuen Strategie noch nicht zufrieden. "Starke Absatzzahlen bei Cars und Vans haben unsere finanzielle Performance im dritten Quartal unterstützt", sagte er am Donnerstag zum abgelaufenen Jahresviertel. "Um die Transformation in den nächsten Jahren zu meistern, müssen wir die Anstrengungen allerdings noch erheblich steigern."
Ein schwächeres Abschneiden im Lkw-Geschäft sowie eine gesenkte Renditeprognose für die konjunkturanfällige Sparte fielen da kaum negativ ins Gewicht. Weil die Wirtschaft in Nordamerika und Europa schwächer läuft, kann der Konzernteil seine Ziele in diesem Jahr nicht halten. Nun rechnet Daimler nur noch mit einer Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von 6 bis 8 Prozent - und hier eher am unteren Ende, wie Finanzchef Harald Wilhelm betonte. Die schlechteren Aussichten der Trucksparte seien dagegen keine Überraschung, schrieb UBS-Experte Hummel. Die Prognosen für den Konzern bei Umsatz und Ergebnis bleiben bestehen.
Nach der Flaute der Autobranche bekommt Daimler damit nun auch den Konjunkturabschwung in den Lkw-Märkten zu spüren, der Konzern ist bei den schweren Nutzfahrzeugen Weltmarktführer. Schon im dritten Quartal lag die Umsatzrendite der Lkw-Sparte einen Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert, Wilhelm sprach von einem "Margenproblem in Europa". Der Auftragseingang sank auch im nordamerikanischen Markt deutlich - eine Marktkrise sah der Manager aber nicht.
Der Gesamtumsatz kletterte zwischen Juli und Ende September im Jahresvergleich um 8 Prozent auf 43,3 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte ebenfalls um 8 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu. Mit beiden Werten lagen die Stuttgarter etwas über den Erwartungen von Experten.
Die vielbeachtete operative Rendite sank bei der wichtigsten Sparte Mercedes-Benz Pkw um 0,3 Prozentpunkte auf 6 Prozent. Belastend wirkten Wechselkurseinflüsse und höhere Kosten für neue Technik und Modelle. Das Preisumfeld habe sich hingegen verbessert, betonte Wilhelm. Bei den Vans, den Bussen und bei Mobilitäts- und Finanzdienstleistungen erzielte Daimler ein besseres Ergebnis. Unter dem Strich stieg der Gewinn nur leicht, Daimler erzielte einen auf die Aktionäre entfallenden Gewinn von 1,72 Milliarden Euro nach 1,69 Milliarden vor einem Jahr.
Fortschritte machte das Unternehmen vor allem bei der Finanzlage, die bisher eine große Sorge von Analysten und Investoren war, weil sie die Aussichten für eine satte Dividendenzahlung begrenzt. Im dritten Quartal flossen dem Unternehmen 2,8 Milliarden Euro zu, nachdem es im bisherigen Jahresverlauf wegen der schwächeren Absatzlage und dem Lageraufbau deutlich trüber ausgesehen hatte. Wilhelm will im Gesamtjahr weiter einen positiven Wert erreichen. Der Weg dahin ist nun deutlich leichter, es fehlt nur noch eine gute halbe Milliarde. Im Schlussquartal will Daimler dann in großem Stil vom Lagerabbau profitieren.
Daimler warnte jedoch davor, dass die bisher gebildeten Rückstellungen für behördliche und gerichtliche Verfahren sowie Untersuchungen rund um Dieselabgase nicht ausreichen könnten. Die laufenden Diesel-Verfahren unterlägen "erheblichen Unsicherheiten", sagte Wilhelm. Infolgedessen könnten zusätzliche Aufwendungen entstehen, die sich negativ auf die Renditeerwartungen insbesondere in der Pkw- und der Vans-Sparte auswirken könnten.
Daimler hatte im ersten Halbjahr Milliarden für die Probleme um mutmaßlich illegale Dieselabgastechnik an die Seite legen müssen. Vor allem in den USA laufen noch Untersuchungen des Justizministeriums. Aber auch in Deutschland gerät der Konzern stärker ins Visier der Politik. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte Daimler zuletzt öffentlich "Trickserei" und "Salamitaktik" vorgeworfen. Daimler hält seine angeblich illegale Abgastechnik weiter für gesetzeskonform.
Wie viele Rückstellungen Daimler noch auf der hohen Kante hat, bevor mögliche Vergleichszahlungen oder Strafen wieder ins Gewicht fallen, wollte Wilhelm nicht sagen.
Auch zu den Inhalten des von Investoren heiß erwarteten Kapitalmarkttags im November hielt sich Wilhelm bedeckt. Dann will das Management um Källenius nämlich die Marschroute für Investitionen und Sparmaßnahmen in den kommenden Jahren bekanntgeben. Schon seit vielen Monaten steht ein umfassendes Paket im Raum, das bereits Ex-Chef Dieter Zetsche angekündigt hatte.
Daimler baut Stellen im Lkw-Geschäft ab
Angesichts des Abschwungs im Truck-Geschäft wird Daimler in Nordamerika auch Stellen abbauen. In den USA und Mexiko werde es Entlassungen geben, kündigte Finanzvorstand Harald Wilhelm an. Werksschließungen seien aber angesichts des Einbruchs der Auftragseingänge nicht geplant, so der Manager. Es handele sich um einen relativ normalen Abschwung. Im bisher boomenden Lkw-Geschäft sank der Ordereingang angesichts des schwächeren Konjunkturumfeldes weltweit im dritten Quartal um knapp 28 Prozent. In der Nafta-Region brachen die Aufträge um knapp die Hälfte ein.
Die Daimler-Aktie kletterte dank der etwas besser als erwartet ausgefallenen Finanzzahlen bis Handelsende um 3,25 Prozent auf 52,06 Euro.
Bereits seit Anfang des Monats ist das Papier wieder auf dem aufsteigenden Ast und hat in diesem Jahr bisher gut 14 Prozent zugelegt. Allerdings lag der Kurs in diesem Jahr bei 60 Euro im April auch schon deutlich höher.
STUTTGART (dpa-AFX) / Dow Jones Newswires
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