Umgangston in der Kritik

Disney-Chef spricht Klartext: Warum Disney die Twitter-Übernahme wirklich abgebrochen hat

26.09.19 13:59 Uhr

Disney-Chef spricht Klartext: Warum Disney die Twitter-Übernahme wirklich abgebrochen hat | finanzen.net

Der Entertainmentriese Disney hatte vor rund drei Jahren die Chance, den Kurznachrichtendienst Twitter zu übernehmen. Doch Disney schlug den Deal aus.

Werte in diesem Artikel

• Disney hat 2016 die Twitter-Übernahme erwogen
• Disney-CEO Bob Iger kritisiert den Umgangston auf Twitter, der nicht zu Disney passt
• Kalte Füße bekommen - "aus den richtigen Gründen"

Disney ist ein Familienkonzern. Der Entertainment-Gigant verdient Milliarden mit seinen Disney-Klassikern, den Filmreihen Star Wars und dem Marvel Universum, für die das Unternehmen Rechte besitzt. Doch der Konzern wollte sich offenbar nicht immer auf den reinen Unterhaltungsbereich beschränken: 2016 hatte das Unternehmen seine Fühler nach dem Kurznachrichtendienst Twitter ausgestreckt und wohl ernsthaft eine Übernahme in Erwägung gezogen. Doch dazu kam es nicht, was wohl insbesondere auf Gegenwehr des Disney-Chefs Bob Iger zurückzuführen war. In Interviews erklärt der Manager jetzt, warum er einen Rückzieher gemacht hat und warum er dies bis heute nicht bereut.

"Kalte Füße bekommen"

Geplant gewesen sei, den Nachrichtendienst als Vertriebskanal zu nutzen: Durch Twitter wollte Disney direkt mit seinen Kunden kommunizieren. Im Interview mit der "New York Times" erklärte Iger, dass er aber nicht mit den Reaktionen, die ein möglicher Kauf von Twitter durch Disney hervorgebracht hat, gerechnet hat. Viele Twitter-User scheinen ihrem Unmut über den möglichen Deal auf Twitter Luft gemacht zu haben, was dem Disney-Chef als Leiter eines Familienkonzerns alles andere als geheuer war.

Der Umgangston, der auf der Plattform herrscht, hat Iger demnach dazu veranlasst, von den Plänen Abstand zu nehmen. "Die Probleme waren größer, als ich gedacht hätte und größer, als ich es für Disney verantworten konnte", so der CEO im Interview. Eine Übernahme hätte die Marke Disney in Gefahr gebracht. "Die Bosheit dort ist außergewöhnlich. Ich schaue mir gerne meinen Twitter-Newsfeed an, weil ich 15, 20 verschiedene Themen verfolgen möchte. Dann drehst du dich um und siehst dir deine Benachrichtigungen an und sagst sofort, warum mache ich das? Warum ertrage ich diesen Schmerz? Wie viele dieser Plattformen haben die Fähigkeit, in unserer Welt viel Gutes zu tun. Sie haben auch die Fähigkeit, viel Schlechtes zu tun. Dem wollte ich mich nicht stellen."

Im Interview mit CNBC’s Jim Cramer präzisiert der Disney-Chef noch einmal, wieso Disney und Twitter nicht zusammenpassen. "Es gibt Dinge, die Disney gut macht und Dinge, die Disney nicht so gut macht und dann gibt es Dinge, die Disney nicht mal versuchen sollte - das war eines davon". Er habe aus den richtigen Gründen kalte Füße bekommen, legt Iger nach.

Twitter in Schwierigkeiten

Zum Zeitpunkt der Annäherung zwischen Disney und Twitter war der Kurznachrichtendienst in Schwierigkeiten. An der Börse hatte Twitter einen massiven Kursrutsch hinter sich gebracht, was zahlreiche Übernahmeinteressenten auf den Plan rief. Dabei hatten durchaus namhafte Unternehmen ein Auge auf Twitter geworfen: News Corp., Salesforce, die Google-Mutter Alphabet, Microsoft, Verizon und eben auch Disney. Doch ein Interessent nach dem anderen sprang ab - viele, weil sich das Portal nur schwer vermarkten lässt.

Seitdem hat sich Twitter ohne neuen Eigner aus dem Tal gekämpft - in den drei Jahren seit dem Fast-Deal zwischen Twitter und Disney hat die Twitter-Aktie 80 Prozent zugelegt und zuletzt konnte das Unternehmen sein Werbegeschäft so deutlich ausbauen, dass der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsquartal auf 841 Millionen Dollar stieg.



Redaktion finanzen.net

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