Schaeffler-Aktie bricht ein: Schaeffler will sich frisches Geld über Kapitalerhöhung beschaffen
Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler will sich durch eine Kapitalerhöhung frisches Geld beschaffen.
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Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler will sich mit Hilfe einer Kapitalerhöhung frisches Geld besorgen. Das im Nebenwerteindex SDAX notierte Unternehmen lädt seine Aktionäre am 15. September zu einer außerordentlichen Online-Hauptversammlung ein, auf der über die Schaffung von genehmigtem Kapital für bis zu 200 Millionen neue Aktien abgestimmt werden soll, wie Schaeffler am Donnerstag im fränkischen Herzogenaurach mitteilte. Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten nicht gut an.
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Mit dem Geld könnte Schaeffler den Angaben zufolge den laufenden Umbau des Konzerns weiter vorantreiben und "potentielle Wachstumschancen nutzen", hieß es. Ein weiteres Ziel der möglichen Kapitalerhöhung sei es, den Streubesitz der Schaeffler-Aktie zu erhöhen.
"Wir wollen die Voraussetzung für eine Kapitalerhöhung schaffen und damit unseren Spielraum für die nächsten fünf Jahre erhöhen", sagte Unternehmenschef Klaus Rosenfeld im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Maßnahme sei Teil eines Plans, um Schaeffler gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen zu lassen. Insgesamt könnten dem Unternehmen bis zu 1,2 Milliarden Euro zufließen - allerdings wohl nur, wenn es keinen Rückschlag für die Aktie gibt bis zu einer Kapitalerhöhung.
Im zweiten Quartal hatte Schaeffler die Folgen der Corona-Krise stark zu spüren bekommen und unter dem Strich tiefrote Zahlen geschrieben. Auch operativ stand ein herber Verlust zu Buche, der Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über ein Drittel ein. Bereits vor der Pandemie spürten die Franken die anhaltend maue Autokonjunktur. Nun trifft die Virus-Krise auch den Zulieferer mit Wucht.
"Jede Krise bietet auch Chancen, unser Geschäftsportfolio ist breit", sagte Rosenfeld mit Blick auf Felder wie E-Mobilität oder das Windgeschäft. Ein kleinerer Zukauf oder eine Übernahme sei mit dem neuen finanziellen Spielraum perspektivisch durchaus denkbar, verdeutlichte der Manager. Rosenfeld verwies auf die "starke Liquiditätsposition" des Unternehmens. Zudem habe Schaeffler bereits im ersten Quartal ganz bewusst Risiken aus der Bilanz genommen.
Wegen der Pandemie hatte das Unternehmen im Frühjahr seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2020 ausgesetzt und bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Jahresviertel kürzlich mitgeteilt, dass ein konkreter Ausblick weiterhin nicht möglich sei. Mit Blick auf das laufende dritte Quartal zeigte sich der Manager nun aber zuversichtlich. "Der positive Trend aus dem April, Mai und Juni hat sich im Juli fortgesetzt und auch der August stimmt uns zuversichtlich", sagte Rosenfeld. Trotzdem sei die Krise noch nicht vorbei. "Ich denke aber, dass der Tiefpunkt durchschritten ist", so der Konzernchef. Nun gelte es, das Unternehmen weiterhin mit Bedacht und Umsicht zu steuern.
Aktien von Schaeffler unter Druck
Die überraschende Ankündigung einer Kapitalerhöhung hat am Donnerstag die Aktie des Automobil- und Industriezulieferers schwer unter Druck gebracht. Sie brach im schwachen Gesamtmarkt auf XETRA letztendlich um 11,79 Prozent auf 5,69 Euro ein und fiel damit auf den tiefsten Stand seit Mitte Mai. Im bisherigen Jahresverlauf hat sie damit bislang 38 Prozent eingebüßt und zählt damit zu den schwächsten Werten im SDAX. Nur sechs der insgesamt 70 SDAX-Titel haben seit Jahresbeginn noch mehr verloren.
Wie Schaeffler am Morgen mitteilte, will sich das Unternehmen über eine Kapitalerhöhung frisches Geld beschaffen. Daher wird eine außerordentliche Online-Hauptversammlung im September einberufen. Dann soll über die Schaffung genehmigten Kapitals für bis zu 200 Millionen neue Aktien abgestimmt werden.
"Ähnlich wie bereits RWE nutzen deutsche Industriekonzerne derzeit die Spendierfreudigkeit institutioneller Investoren, und die ist durch das sehr niedrige Renditeniveau gegeben", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Kapitalerhöhungen gäben Interessenten die Möglichkeit, mittels Abschlägen in Unternehmen einzusteigen und sie böten umgekehrt den Unternehmen ein gutes Finanzierungsumfeld. "Eine klassische Win-Win-Situation", so Lipkow. Er rechnet im Fall der Genehmigung durch die Aktionärsversammlung mit einer ähnlich raschen Platzierung wie bei RWE.
Dass die Schaeffler-Aktie dennoch so kräftig verliert, wurde am Markt nicht nur mit der Verwässerung für die Altaktionäre und der an diesem Tag allgemein schwachen Autobranche begründet. Analyst Marc-René Tonn von Warburg Research verwies auf zahlreiche große Unsicherheiten. So habe einerseits der Finanzchef gewechselt und andererseits habe Schaeffler nicht präzise umrissen, wofür genau die Mittel eingesetzt werden sollen. Sollte womöglich ein Zukauf anvisiert werden, könnte es dann auch noch teuer werden. "Denn wenn Schaeffler sich verstärkt, dürfte es im Zukunftsbereich Elektromobilität sein, und da sind die Bewertungen derzeit recht hoch", sagte Tonn. "Hinzu kommt, dass Schaeffler Vorzugsaktien ausgeben will. Die sind folglich nicht stimmberechtigt, und das mögen viele Investoren auch nicht sonderlich."
Analyst Frank Schwope von der NordLB erwartet, dass Schaeffler das frische Kapital für den Konzernumbau nutzen dürfte, in dem sich das Unternehmen gerade befindet - zumal die Corona-Krise die Lage beim Autozulieferer verschärft hat. Vorstellen kann er sich zudem vor allem Investitionen in neue Technologien und möglicherweise kleinere Zukäufe. "Mit großen Akquisitionen in diesem Umfeld rechne ich bei Schaeffler nach deren Erfahrung mit Conti nicht."
/eas/jha/
HERZOGENAURACH (dpa-AFX)
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