International Consolidated Airlines-Aktie tiefrot: IAG will Betriebsgewinn deutlich steigern und greift bei Air Europa zu
Die British-Airways-Mutter IAG will im laufenden Jahr deutlich profitabler werden und ihr Flugangebot fast wieder auf das Vorkrisen-Niveau hochfahren.
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Mittelfristig will der Konzern von der geplanten Übernahme der Fluggesellschaft Air Europa profitieren. Er rechnet sich bereits aus, in welchen Regionen das Flugangebot hochgefahren werden könnte. An der Börse knickte die IAG-Aktie ein. Zum Handelsbeginn kostete ein Papier rund zwei Prozent weniger.
Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn solle 2023 auf 1,8 bis 2,3 Milliarden Euro klettern, teilte der Flugkonzern am Freitag in Madrid mit. Dabei dürfte sich vor allem das erste Halbjahr verbessern. Allerdings liegt der Wert unter Vorkrisen-Niveau, damals hatte International Consolidated Airlines operativ vor Sondereffekten fast 3,3 Milliarden Euro verdient. Auf das Gesamtjahr gesehen will IAG im laufenden Jahr rund 98 Prozent des Flugangebotes von vor der Corona-Krise 2019 wiederherstellen. Bereits in den ersten drei Monaten dürfte ein ähnlicher Wert erreicht werden.
Im vergangenen Jahr schnellte der Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahr um rund 170 Prozent auf knapp 23,1 Milliarden Euro hoch. Grund dafür waren die vielen Flugbuchungen, nachdem Reiserestriktionen weggefallen waren und Menschen wieder fliegen konnten. Entsprechend verbesserte sich der operative Gewinn vor Sondereffekten von einem Fehlbetrag von knapp 3 Milliarden Euro 2021 auf rund 1,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente IAG im vergangenen Jahr 402 Millionen Euro nach einem Vorjahresverlust von gut 3 Milliarden Euro.
Am Donnerstagabend hatte IAG zudem mitgeteilt, die Fluggesellschaft Air Europa komplett übernehmen zu wollen. Für die restlichen 80 Prozent des ausstehenden Kapitals will der Konzern 400 Millionen Euro an den bisherigen Eigentümer Grupo Globalia zahlen. Seit dem vorigen Sommer hält IAG 20 Prozent. Der Deal muss noch von den Behörden genehmigt werden. Neben British Airways, Iberia und Vueling gehören zu IAG, auch die irische Aer Lingus und die Eigengründung Level.
Dem Vernehmen nach soll die Marke Air Europa unter der Leitung von Iberia weiter bestehen. Air Europa fliegt schwerpunktmäßig nach Lateinamerika und in die Karibik und konkurriert bisher mit Iberia etwa auf Strecken wie Madrid-Sao Paulo und Madrid-Lima. Der Konzern dürfte also auf weniger Wettbewerb und die Erschließung neuer Ziele in den Regionen hoffen. "Die Übernahme ermöglicht es uns, Madrid als Drehkreuz nach Lateinamerika und darüber hinaus zu vergrößern", sagte Konzernchef Luis Gallego laut Mitteilung.
Bernstein-Analyst Alex Irving bezeichnete die Übernahme als "goldene Chance": Am zentralen Drehkreuz Madrid könne vor allem Iberia deutlich mehr Verbindungen anbieten und damit zum Rivalen für Frankfurt, Amsterdam oder Paris Charles De Gaulle aufsteigen.
Perspektivisch sollen nach der Übernahme auch neue Routen in Richtung Asien ins Programm mit aufgenommen werden. Hier ist IAG bislang verhältnismäßig schwach unterwegs. Um dennoch das Portfolio ergänzen, bieten British Airways und Iberia unter anderem mit der Partnerallianz Qatar Airways Flugverbindungen etwa nach Hongkong an.
Für Statuskunden von Air Europa, British Airways und Iberia dürften sich die Rahmenbedingungen zudem verbessern. IAG plant, Vielfliegern von Air Europa den Zugang zum hauseigenen Treueprogramm Avios freizumachen. Weil die Fluggesellschaft aber bisher Mitglied der Flugallianz Skyteam ist und IAG hingegen beim Kontrahenten Oneworld beheimatet ist, dürfte Air Europa dahin umziehen. Avios-Statuskunden dürften damit ein größeres Flugstreckenangebot erhalten, um ihre Bonuspunkte einzulösen - sofern IAG nicht die Punkte weiter entwertet. Air Europa wäre die nächste Airline, die das hauseigene Bonusprogramm zugunsten von Avios aufgibt. Zuletzt hatte Qatar Airways ebenfalls diese Entscheidung getroffen.
Die International Consolidated Airlines-Aktie drehte im frühen Handel ins Minus und verliert in London zeitweise 6,04 Prozent au 1,55 Pfund.
MADRID (dpa-AFX)
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