Commerzbank-Aktie: UBS wohl mit Abwehrstrategie gegen UniCredit beauftragt
Die Commerzbank will sich laut einem Pressebericht mithilfe fremder Banken gegen eine mögliche Übernahme durch die UniCredit wehren.
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Neben Goldman Sachs habe das Institut nun auch die Schweizer Großbank UBS mit dem Ausarbeiten von Vorschlägen beauftragt, berichtete die "Börsen-Zeitung" am Mittwochabend unter Berufung auf Aufsichtsratskreise.
Um die eigenen Aktionäre von der Eigenständigkeit zu überzeugen, brauche die designierte neue Chefin Bettina Orlopp eine aggressivere Strategie. Daher könne die Commerzbank selbst als Käufer in der Konsolidierung am Markt auftreten und so in die Offensive kommen, hieß es weiter. Bereits im Oktober erwartet die Commerzbank demnach erste Vorschläge.
Die Italiener von der UniCredit hatten in einem Überraschungscoup einen Anteilsverkauf des Bundes zum Einstieg bei den Frankfurtern genutzt und am Markt weitere Aktien gekauft. Zuletzt hatten sie sich über Finanzinstrumente den Zugriff auf nun insgesamt rund 21 Prozent der Anteile gesichert. Zugleich beantragte die UniCcredit die behördliche Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen.
Commerzbank setzt sich im Ringen mit UniCredit höhere Ziele
Eine höhere Rendite und mehr Geld für die Aktionäre: Kurz vor einem ersten Treffen mit der italienischen UniCredit setzt sich die Commerzbank ehrgeizigere Ziele. Die Eigenkapitalrendite soll bis 2027 auf mehr als 12 Prozent steigen und damit höher als bisher geplant, wie der DAX-Konzern am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Zudem will die Commerzbank mehr Geld an ihre Anteilseigner ausschütten und die Erträge nach oben schrauben.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an: Die Commerzbank-Aktie gewann bis zur Mittagszeit mehr als fünf Prozent auf 16,08 Euro und war damit zweitstärkster Titel im Dax. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit rund 50 Prozent an Wert gewonnen, maßgeblich getrieben vom Einstieg der Unicredit als Großaktionärin.
An diesem Freitag ist ein erstes Treffen mit Vertretern der Unicredit geplant, wie die künftige Vorstandschefin Bettina Orlopp auf einer Branchenkonferenz in London sagte. Angesichts der Übernahmeavancen der italienischen Bank steht die Commerzbank unter Druck, ihren Aktionären eine attraktive Perspektive zu bieten.
Das Institut habe erhebliches Wachstums- und Wertsteigerungspotenzial, sagte Aufsichtsratschef Jens Weidmann. Die Bank baue ihre eigenständige Position als eine starke Säule im deutschen Bankenmarkt und zuverlässiger Partner der heimischen Wirtschaft aus. Orlopp hob die Rolle der Bank für die deutsche Wirtschaft hervor. "Der Mittelstand ist unsere DNA", sagte sie. Es sei wichtig, diese Kunden zu verstehen.
Ehrgeizige Vorgaben
Die erhöhten Ziele, die die Commerzbank nach ihrer jüngsten Strategietagung formuliert, sind ambitioniert: Bei der Eigenkapitalrendite hat die Commerzbank für 2027 bisher einen Wert von 11,5 Prozent angepeilt und im laufenden Jahr acht Prozent.
Der Gewinn vor Zinszahlungen für eigenkapitalähnliche Anleihen soll ferner 2027 auf 3,6 Milliarden Euro klettern. Das wäre die Hälfte mehr, als das Institut dieses Jahr erwartet. 2023 hatte die Commerzbank einen Rekordgewinn von 2,2 Milliarden Euro erzielt, dabei aber von gestiegenen Zinsen profitiert. Mit fallenden Leitzinsen trüben sich die Aussichten für die gesamte Bankenbranche ein.
Für die Jahre 2025 bis 2027 peilt die Commerzbank zudem jeweils Ausschüttungsquoten von mehr als 90 Prozent an. Das heißt, dass die Bank mehr als neun Zehntel ihres Gewinns als Dividende ausschütten oder in Aktienrückkäufe stecken will. Zuletzt hatte die Bank mitgeteilt, deutlich mehr als die Hälfte des Gewinns dafür ausgeben zu wollen.
Commerzbank will Erträge kräftig steigern
Zudem wolle die Commerzbank zusätzliche Ertragspotenziale erschließen, etwa bei Firmenkunden, in der Vermögensverwaltung und bei der polnischen Tochter mBank, sagte Orlopp. Die Managerin übernimmt zum Monatsende den Chefposten bei der Commerzbank.
Bei den Erträgen stellt der Konzern 13,3 Milliarden Euro für 2027 in Aussicht; für dieses Jahr rechnet die Bank hier mit 10,9 Milliarden Euro. Zugleich bleibe man kostenbewusst und verfolge klar das Ziel, zu wachsen und zu investieren. Man verzichte auf Übernahmen, die intensive Integrationsarbeit nach sich ziehen, so Orlopp.
Die Unicredit hat den Teilausstieg des Bunds genutzt und ist im großen Stil bei der Commerzbank eingestiegen. Zuletzt sicherten sich die Italiener - Finanzinstrumente eingerechnet - 21 Prozent der Anteile. Damit wären sie größten Aktionär vor dem Bund, der rund 12 Prozent an der Commerzbank hält. Zudem beantragte die Unicredit die Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent aufzustocken. Damit wird ein Übernahmeangebot für Deutschlands zweitgrößte Privatbank wahrscheinlicher.
Künftige Commerzbank-Chefin will alle Vorschläge prüfen
Die künftige Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp hat sich nach dem Einstieg von Unicredit offen für alle Optionen gezeigt. "Was auch immer wir auf den Tisch bekommen (...), werden wir sorgfältig darauf prüfen, ob es Werte für die Stakeholder schaffen kann", sagte sie bei einer Finanzkonferenz von BofA Securities. Für Freitag sei ein erstes Treffen mit Unicredit geplant.
Die italienische Bank hat sich jüngst mit zunächst gut 9 Prozent bei der Commerzbank eingekauft - unter anderem durch die Übernahme vom Bund gehaltener Anteile - und sich über Finanzinstrumente zuletzt Zugriff auf etwa 21 Prozent der Anteile gesichert. Unicredit-Vorstandschef Andrea Orcel wirbt für einen Zusammenschluss.
Auf die Frage, ob die Commerzbank bereit wäre, eine "Giftpille" zu schlucken, um eine Übernahme zu verhindern, sagte Orlopp: "Wir werden keine dummen Sachen machen." Ihre Hauptaufgabe sei es, den Wert und das Geschäftsmodell der Commerzbank zu schützen. "Die Vorstellung, irgendwelche verrückten Akquisitionen oder schnelle Abverkäufe zu tätigen - nicht mit uns, das machen wir nicht. Wir wollen den Wert steigern, nicht Werte vernichten."
Morgen sei nun ein Treffen mit Unicredit geplant. "Unicredit ist jetzt ein Investor und es ist ganz normal, sich auszutauschen", sagte Orlopp.
So reagieren die Commerzbank-Aktien
Neue Mittelfristziele haben der Aktien der Commerzbank am Donnerstag weiteren Auftrieb gegeben und sie auf das Niveau vom Sommer 2011 geführt. Via XETRA legte das Papier letztlich um 6,74 Prozent auf 16,32 Euro zu.
Für Rückenwind sorgten ambitioniertere Ziele der Großbank, die durch den schrittweisen Ausstieg des Bundes zu einem Übernahmeziel geworden ist.
Die italienische UniCredit hatte zuletzt ihren direkten und indirekten Anteil auf 21 Prozent erhöht. Aber als mögliche Interessenten im Gespräch waren auch die französische BNP Paribas oder einmal mehr die Deutsche Bank.
Die Übernahmefantasie trieb die Commerzbank-Papiere seit dem 10. September um fast 30 Prozent nach oben. Im laufenden Jahr haben sie als drittbester Dax-Wert gar über 50 Prozent gewonnen. Damit haben sie den mit plus 21 Prozent eigentlich ebenfalls überdurchschnittlich gut gelaufenen europäischen Bankensektor klar abgehängt.
Mitten im Kampf um ihre Eigenständigkeit schraubte die Commerzbank ihre mittelfristigen Ertrags- und Renditeziele nach oben. Zudem wurden deutlich höhere Ausschüttungen an die Aktionäre avisiert.
Die Eigenkapitalrendite soll bis 2027 auf mehr als 12 Prozent steigen, während bislang 11,5 Prozent angepeilt wurden. Außerdem erwartet die Commerzbank 2027 einen Anstieg des Gewinns auf deutlich über drei Milliarden Euro, nachdem dieser 2023 bei 2,2 Milliarden Euro gelegen hatte. Zudem will die Bank ab dem kommenden Jahr mehr als 90 Prozent ihres Gewinns als Dividende ausschütten oder in Aktienrückkäufe stecken.
Wenn die neuen Ziele erreicht werden, zeichne sich deutliches Aufwärtspotenzial für die Gewinnschätzungen des Marktes ab, kommentierte RBC-Analystin Anke Reingen.
Der Börsenwert der Commerzbank ist dank der Kursgewinne seit dem Einstieg der Unicredit wieder auf 19 Milliarden Euro geklettert. Der italienische Konkurrent kommt auf fast 65 Milliarden Euro; die BNP Paribas auf mehr als 70 Milliarden.
/men
FRANKFURT (dpa-AFX) / (Dow Jones)
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