TV-Werbeflaute

ProSiebenSat.1-Aktie unter Druck: Verlust im ersten Quartal - Erholung im zweiten Halbjahr erwartet

26.05.23 16:02 Uhr

ProSiebenSat.1-Aktie unter Druck: Verlust im ersten Quartal - Erholung im zweiten Halbjahr erwartet | finanzen.net

Der schwache Werbemarkt hat der Prosiebensat1 Media SE im ersten Quartal einen deutlichen Umsatzrückgang und unter dem Strich einen Verlust beschert.

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Den Ausblick für 2023 bestätigte der MDAX-Konzern, der auf eine Erholung der Konjunktur und damit auch des Werbeumfelds in der zweiten Jahreshälfte setzt.

"Wie erwartet hat das makroökonomische Umfeld im ersten Quartal 2023 unser Werbegeschäft weiter direkt belastet", sagte CEO Bert Habets laut Mitteilung. "Dies dürfte sich auch im zweiten Quartal noch fortsetzen, wenngleich etwas weniger ausgeprägt." Für das zweite Halbjahr gehe er von einer "spürbaren Erholung unseres sehr profitablen Werbegeschäfts" aus.

Der Umsatz sank im Zeitraum von Januar bis März um 13 Prozent auf 816 Millionen Euro. Allein im größten Segment Entertainment, das das lineare Fernsehen beinhaltet, sackte der Umsatz um ein Fünftel ab.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA), die zentrale operative Steuerungsgrößte, brach um gut die Hälfte auf 53 Millionen Euro ein. Unter dem Strich verbuchte ProSieben.Sat1 auf bereinigter Basis einen Verlust von 15 Millionen Euro nach einem Gewinn von 38 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Im laufenden Jahr rechnet Prosieben weiterhin mit einem in etwa stabilen Umsatz von rund 4,1 Milliarden Euro, wobei Abweichungen von 150 Millionen Euro nach oben oder unten möglich sind. Das bereinigte EBITDA soll bei rund 600 Millionen Euro liegen im Vergleich zu einem währungs- und portfoliobereinigten Vorjahreswert von 623 Millionen Euro im Vorjahr. Im zweiten Quartal wird zunächst mit einem EBITDA im mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich gerechnet.

ProSiebenSat.1-Aktie im Minus - Analysten sehen Ausblick skeptisch

Die Aktien von ProSiebenSat.1 haben am Freitag negativ auf die Quartalszahlen und den Ausblick des Medienkonzerns reagiert. Nach dem anfänglichen Rutsch bis auf 7,70 Euro machten sie ihre Verluste zeitweise wett - am Nachmittag stand indes wieder ein Minus von 0,50 Prozent auf 8,00 Euro zu Buche. Damit zählten die Papiere zu den schwächsten Werten im MDAX. Analysten nahmen die Zahlen recht gelassen auf, sehen die bestätigten Jahresziele aber skeptisch.

ProSieben Sat.1 rutschte im ersten Quartal wegen des anhaltend schwachen TV-Werbegeschäfts in die roten Zahlen. Für den weiteren Jahresverlauf baut Konzernchef Bert Habets jedoch auf eine Besserung des Werbemarktes sowie Kostensenkungen durch einen Arbeitsplatzabbau und bestätigte den Ausblick.

Armin Kremser von der DZ Bank sprach von einem erwartungsgemäß schwachen Jahresauftakt, in dem die inflationsbedingte Verbraucherzurückhaltung ihre Wirkung entfaltet habe.

Ähnlich äußerte sich Warburg-Experte Jörg-Philipp Frey. Der deutliche Umsatz- und insbesondere Ergebnisschwund sollte keine Überraschung sein und gehe maßgeblich auf das rückläufige Werbegeschäft im deutschsprachigen Raum zurück, schrieb er in einer ersten Reaktion. Der Rückgang falle allerdings geringer aus als beim Konkurrenten RTL, so Frey weiter.

Lisa Yang von der US-Investmentbank Goldman Sachs sah die Umsatzentwicklung im ersten Quartal ebenfalls weitgehend im Bereich der Erwartungen, die Ergebnisentwicklung aber etwas darunter. Sie bekräftigte ihre Verkaufsempfehlung.

Vorsichtig blicken die Experten auf die bestätigten Jahresziele des Unternehmens. Hier baue ProSiebenSat.1 "relativ stark auf das Prinzip Hoffnung, auch wenn zumindest der Juni zunächst einmal ein signifikantes Anziehen der Werbebuchungen mit sich brachte", so Kremser. Bei einer anhaltenden Verbraucherzurückhaltung "dürfte sich eine potenzielle Erholung länger hinziehen - dann wäre das Risiko einer unterjährigen Gewinnwarnung recht hoch".

Der beibehaltene Ausblick setze eine deutliche Erholung des Werbegeschäfts in der zweiten Jahreshälfte voraus, von der er noch nicht überzeugt sei, merkte auch Frey kritisch an. Denn das Unternehmen gehe für das zweite Quartal nicht von einer unmittelbaren Erholung aus, sondern erwarte bestenfalls einen geringeren Rückgang des Werbegeschäfts als zum Jahresauftakt.

Seit dem Kursrutsch Ende April, der von der Ankündigung ausgelöst worden war, die Dividende nach einem Gewinneinbruch im abgelaufenen Jahr drastisch zusammenzustreichen, blieben die Papiere des Medienkonzerns die meiste Zeit unter der 200-Tage-Linie, die relevant ist für den längerfristigen Trend. Lediglich Anfang dieser Woche waren sie darüber gesprungen, angesichts angeblicher Gespräche mit dem britischen Bezahlsender Sky. Letztlich entpuppte sich der Kurssprung aber als Fehlausbruch.

Im bisherigen Jahresverlauf haben ProsiebenSat.1 um 4,7 Prozent nachgegeben - und damit etwas weniger als Konkurrent RTL mit gut sechs Prozent. Beide Papiere rangieren damit im hinteren MDAX-Mittelfeld. Der Index der mittelgroßen deutschen Unternehmen hat in diesem Zeitraum um 6,4 Prozent zugelegt und der europäische Medienindex um vier Prozent.

FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)

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Bildquellen: Holger Rauner © ProSiebenSat.1 Media AG, Jan Pitman/Getty Images

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