Infineon schlägt sich besser als erwartet - Optimistischerer Ausblick treibt Infineon-Aktie an
Der Chiphersteller Infineon hat trotz der Auswirkungen der Corona-Krise und der Schwäche der Automärkte im abgelaufenen Quartal besser abgeschnitten als erwartet.
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Zudem wird das Management bei seinem Ausblick nun etwas optimistischer. Das Geschäftsmodell habe sich als robust erwiesen und werde durch die Cypress-Integration gestärkt, sagte Konzernchef Reinhard Ploss am Dienstag bei der Zahlenvorlage. Der Chiphersteller habe die schwierige Situation durch die Corona-Krise bislang gut bewältigt.
Während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 2,17 Milliarden Euro zulegte, sackte das operative Ergebnis (Segmentergebnis) um fast ein Drittel auf 220 Millionen Euro ab, wie der DAX 30-Konzern in Neubiberg bei München mitteilte. Allerdings übertraf Infineon bei beiden Werten klar die durchschnittlichen Schätzungen von Analysten. Unter dem Strich stand dennoch ein Fehlbetrag von 128 Millionen Euro nach einem Gewinn von 224 Millionen Euro ein Jahr zuvor.
Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten gut an.
Die Infineon-Aktie legte am Morgen zeitweise um fast sechs Prozent zu. Zum Handelsschluss lag sie auf XETRA noch 2,52 Prozent bei 22,21 Euro im Plus. Seit Jahresbeginn haben die Aktien trotz der Corona-Krise und der Marktturbulenzen knapp zehn Prozent gewonnen. In den zurückliegenden fünf Jahren hat sich der Kurs sogar mehr als verdoppelt.
Für das laufende Geschäftsjahr 2019/2020 (Ende September) erwartet die Infineon-Spitze jetzt einen Umsatz von rund 8,5 Milliarden Euro sowie eine operative Marge (Segmentergebnis-Marge) von etwa 13 Prozent. Bislang hatten die Neubiberger für das kombinierte Unternehmen einschließlich des US-Halbleiterspezialisten Cypress Semiconductor mit Erlösen von rund 8,4 Milliarden Euro und einer operativen Marge von zirka 12 Prozent gerechnet.
Dennoch sieht Ploss weiter "erhebliche Auswirkungen" der Pandemie auf Infineons Zielmärkte. Dadurch werde die Nachfrage in vielen Bereichen geschwächt. "Die Krise ist noch nicht überstanden", warnte er in einer Telefonkonferenz. Allerdings sieht Ploss im besonders hart von der Krise getroffenen Automarkt Anzeichen einer Erholung. Der Manager zeigte sich überzeugt, dass Infineon von der zunehmenden Digitalisierung profitiert, und sprach von einem "Digitalisierungsschub", den die Pandemie in einigen Bereichen ausgelöst habe. Als Beispiele nannte er den steigenden Datenverkehr, das Internet der Dinge und die mobile Kommunikation.
Analyst Harald Schnitzler von der DZ Bank sah bereits positive Auswirkungen der Cypress-Übernahme auf das Ergebnis im dritten Quartal. Offenbar sei das Schlimmste für Infineon vorbei. David Mulholland von der Schweizer Großbank UBS hob die überraschend hohen Bruttomargen hervor. Nach Einschätzung von Achal Sultania von der Credit Suisse glichen andere Segmente das schwache Geschäft mit Halbleitern für den Autobau zwar aus. Doch das mittelfristige Ziel für die Profitabilität erscheine ihm zu optimistisch. Derweil ist dem Konzern aus Sicht von Alexander Duval von der US-Investmentbank Goldman Sachs mit den Quartalszahlen ein Treffer gelungen.
Für das laufende vierte Quartal rechnet Infineon mit einem Umsatz von 2,3 bis 2,6 Milliarden Euro. Zu dem erwarteten Anstieg im Vergleich zum Vorquartal trage die erstmalige Einbeziehung von Cypress für ein komplettes Quartal bei, hieß es. Wenn man die Mitte der Umsatzspanne zugrundelegt, soll die Segmentergebnis-Marge etwa 14 Prozent erreichen. Ploss zeigte sich mit Blick auf das Schlussquartal "vorsichtig optimistisch". Allerdings hänge die Geschäftsentwicklung wesentlich vom weiteren Verlauf der Pandemie, geopolitischen Faktoren sowie der Wirkung der aufgelegten Konjunkturpakete ab.
Der US-Konzern Cypress Semiconductor geht seit Vollzug der Übernahme am 16. April in die Infineon-Geschäftszahlen ein. Die Geschäftsbereiche der Kalifornier wurden auf verschiedene Segmente Infineons aufgeteilt. Infineon hatte den 9 Milliarden Euro schweren Kauf im Frühjahr nach einer monatelangen Hängepartie abgeschlossen. Es war die größte Übernahme für den Konzern.
Ploss verspricht sich eine Menge von den US-Amerikanern, die Infineon perspektivisch wieder zum dauerhaft hohen Wachstum der Vergangenheit verhelfen sollen und das Portfolio deutlich erweitern. "Die Integration von Cypress befindet sich auf einem guten Weg", sagte der Manager. Auch bei der Refinanzierung des Kaufpreises komme der Konzern gut voran.
Trotz der erstmaligen Konsolidierung des Cypress-Geschäfts ging der Umsatz im besonders wichtigen Automotive-Geschäft (ATV) sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch zum Vorquartal zurück. Dagegen konnte Infineon in der zweitgrößten Sparte PSS (Power & Sensor Systems) klar zulegen. In der PSS-Sparte ist unter anderem das Geschäft mit Chips für die Stromversorgung sowie für mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets gebündelt. Auch im Industriegeschäft (IPC) und im Geschäft mit Sicherheitslösungen (CSS) verzeichnete der Konzern im Jahres- und Quartalsvergleich Zuwächse, die in der CSS-Sparte besonders stark ausfielen.
Mit Blick auf die künftige Entwicklung von Infineon zeigte sich Ploss unverändert optimistisch. Denn die strukturellen Wachstumstreiber des Unternehmens - etwa Big Data, Sicherheit und Mobilität - blieben nicht nur intakt, sondern würden teils sogar noch verstärkt, ist er überzeugt.
NEUBIBERG (dpa-AFX)
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