Trendwechsel voraus

Anlagestrategie: Wenn Flops zu Tops werden

aktualisiert 14.01.15 20:50 Uhr

Anlagestrategie: Wenn Flops zu Tops werden | finanzen.net

340 Prozent Kursplus in zwölf Jahren. Das ist die Bilanz einer einfachen Anlagestrategie. €uro am Sonntag erklärt die Regeln und Risiken und nennt die ­Favoriten für das neue Börsenjahr.

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Aktien

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Indizes

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Würden im DAX die gleichen Regeln gelten wie in der Fußballbundesliga, wäre Adidas ein klarer Abstiegskandidat. Mit ­einem Minus von fast 40 Prozent war der Sportartikelkonzern 2014 der mit Abstand schlechteste Wert im Deutschen Aktienindex. Angesichts einer Marktkapitalisierung von immer noch fast zwölf Milliarden Euro muss Adidas aber nicht um seinen Platz in der ersten Börsenliga fürchten. Der Streifenkonzern wäre im Sinne einer sehr erfolgreichen Strategie sogar ein heißer Comeback-Kandidat für das Börsenjahr 2015.

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So funktioniert es: Mit der Flop-Top-Strategie investiert ein Anleger zu Jahresbeginn gleichgewichtet in jene fünf Aktien eines Index, die im Vorjahr am schlechtesten abgeschnitten haben. Für den DAX wären das auf Basis der Performance des vergangenen Jahres neben Adidas die Deutsche Bank, Lanxess, Lufthansa und Volkswagen. Diese Papiere werden sechs Monate gehalten. Zur Jahresmitte wird das Depot komplett umgeschichtet: Statt auf Verlierer setzt der Anleger dann auf Sieger - jene fünf Titel des Index, die im ersten Halbjahr am besten abgeschnitten haben.

Die historische Performance der Strategie ist bemerkenswert. Laut Rechnung der Privatbank M.M. Warburg haben Anleger mit diesem Ansatz über die Jahre 2002 bis 2013 eine Gesamtrendite von 340 Prozent erzielt - ein gleichgewichteter DAX schaffte im selben Zeitraum deutlich weniger, nämlich 225 Prozent.

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Die Flop-Top-Strategie versucht, die Psychologie der Marktteilnehmer zu nutzen: Der Mensch neigt zum Jahresbeginn generell zu Optimismus. Die Gewinnschätzungen von Aktienmarktstrategen sind wohlwollend, die Risikobereitschaft der Investoren ist überdurchschnittlich groß. Deshalb wagen zumindest einige Anleger eine Wette auf ein Comeback der Vorjahresverlierer.

Im Jahresverlauf ändert sich die Wahrnehmung - die Unternehmen ­haben erste Geschäftszahlen präsentiert, Gewinnprognosen müssen sich zunehmend an der Realität messen lassen. Je weiter das Jahr voranschreitet, desto stärker wird die Kursentwicklung vom Herdentrieb professioneller Investoren bestimmt, die dann lieber auf die Top-Performer setzen.

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Zum Jahresfinale schließlich werfen Investoren gern Verliereraktien aus dem Depot, weil sie mit Kursverlusten die Steuerlast drücken oder einfach nur das Depot aufhübschen wollen. Dieser Verkaufsdruck auf die Verliereraktien lässt mit dem Jahreswechsel nach und schafft die Basis für eine spürbare Kurserholung dieser Flop-Aktien.

Die hohe Rendite der Flop-Top-Strategie hat allerdings einen Preis: Die Kursausschläge des Strategie­depots sind aufgrund der geringen Anzahl an Aktien deutlich extremer als die des DAX. "Anleger sollten sich bewusst sein, dass die Chance auf eine überdurchschnittliche Wertentwicklung mit nur fünf Aktien auch von dem Risiko ganz erheblicher Verluste begleitet wird", gibt Warburg-Stratege Matthias Thiel zu bedenken.

Hohe Rendite, starke Nerven
Besonders stark waren die Ausschläge des Strategiedepots während der großen Finanzkrise: 2008 haben Anleger laut Warburg-Daten mit einem Flop-Top-Depot mehr als 50 Prozent verloren, zehn Prozentpunkte mehr als mit einem gleichgewichteten DAX. 2009 hingegen, als die Stimmung an den Börsen drehte, hat die Strategie fast 80 Prozent Plus gebracht - annähernd doppelt so viel wie der gleichgewichtete DAX.

Das Muster hat sich auch im vergangenen Jahr bestätigt: In der ersten Jahreshälfte konnte der DAX um knapp drei Prozent zulegen. In diesem positiven Umfeld konnten die Flop-Aktien des Vorjahres glänzen, allen voran RWE und ThyssenKrupp mit jeweils mehr als 20 Prozent Wertzuwachs. Unter dem Strich kam das Flop-Top-Depot in der ersten Jahreshälfte 2014 auf ein Plus von zehn Prozent.

In der zweiten Jahreshälfte aber kippte die Stimmung an den Börsen: Der DAX büßte von Juni bis Dezember knapp einen halben Prozentpunkt ein, die Flop-Top-Werte deutlich mehr. Unter dem Strich blieb für das Strategiedepot im vergangenen Jahr eine hauchdünne Überrendite von 0,05 Prozent.

Angesichts deutlicher Überrenditen in der langfristigen Sicht bei zugleich extremer Schwankungsbreite, macht es Sinn, die Flop-Aktien des Vorjahres genauer unter die Lupe zu nehmen.
Was die DAX-Verlierer 2014 verbindet, sind operative Probleme: Adidas hat Marktanteile verloren, die Deutsche Bank muss sich in etlichen Gerichtsverfahren behaupten, Lanxess leidet unter sinkenden Preisen seiner Produkte, die Lufthansa unter hartem Wettbewerb in der Branche, Volkswagen unter Margenschwäche und unsicheren Aussichten im China-Geschäft.

Alle diese Sorgen sind nicht neu und müssten zumindest teilweise in den Aktienkursen der Unternehmen verarbeitet sein. Das bestätigt ein Blick auf die Bewertungskennziffern (siehe Tabelle unten): Die DAX-Verlierer des Vorjahres sind moderat bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei drei der fünf Vorjahres-Flops unter dem langjährigen Schnitt. Bei zwei der fünf Aktien ist das aktuelle KGV niedriger als das von Analysten erwartete Gewinnwachstum. Damit ist zumindest eine Voraussetzung für ein Kurs-Comeback erfüllt.

Comeback-Kandidaten
Besonders deutlich ist der Bewertungsabschlag der Lufthansa: Das KGV der Fluggesellschaft notiert fast 50 Prozent unter dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre. Die Airline wird im operativen Geschäft von Billigfliegern wie Ryan­air und arabischen Airlines wie Emirates attackiert. Zugleich machen die eigenen Angestellten der Lufthansa das Leben mit Streiks schwer. Im Dezember taxierte die Airline den finanziellen Schaden durch Arbeitskämpfe im Jahr 2014 auf knapp 200 Millionen Euro. Auf jeden Fall helfen wird der deutlich gefallene Ölpreis. Das von Analysten einkalkulierte Gewinnwachstum des Unternehmens ist ambitioniert, angesichts der Sonderfaktoren aber machbar.

Dramatischer ist die Lage bei Bilfinger: Der Baukonzern hat mit einer Serie von Gewinnwarnungen seine Glaubwürdigkeit erschüttert. Weil das Geschäft mit Dienstleistungen für die Energie- und Chemiebranche schwächelt, dürften 2014 unter dem Strich rote Zahlen in der Bilanz stehen. Nach dem Kursdesaster setzen jetzt die ersten Analysten aber auf eine Trendwende.

Die Adidas-Aktie ist trotz der massiven Kursverluste des Vorjahres nicht günstig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt nur leicht unter dem langfristigen Durchschnitt, das von Analysten erwartete Gewinnwachstum ist mit rund zehn Prozent unspektakulär. Kopfzerbrechen bereitet insbesondere die Lage in Russland: Das Putin-Reich ist für Adidas einer der wichtigsten Auslandsmärkte. Durch den Crash der russischen Währung bleiben von den Erträgen aus dem für die Franken einst überdurchschnittlich profitablen Markt immer weniger Euro übrig. ­Einige Analysten bezweifeln inzwischen sogar, dass der Vorstand seine bereits gesenkte Gewinnprognose für das Jahr 2014 erfüllen kann. Für die Adidas-Aktie könnte es also erneut ein hartes Jahr werden.

Die Flop-Top-Strategie
Anleger setzen zunächst auf die Verlierer des Vorjahres, ab Jahresmitte dann auf die Topwerte des ersten Halbjahres.

Investor-Info

Performance
Riskant, aber rentabel

In Jahren mit steigenden Kursen hat die Flop-Top-Strategie einen gleichgewichteten DAX zwischen 2002 und 2013 fast immer geschlagen. In negativen Börsenjahren sind die Verluste mit der Strategie ­ allerdings überdurchschnittlich hoch.

Bilfinger
Für Mutige

Die vielleicht heißeste Turnaround-Spekulation: Analysten haben ihre Erwartungen nach den Gewinnwarnungen drastisch gekürzt. Das Vertrauen in das Management ist erschüttert. Gelingt im neuen Jahr der Turnaround, ist der Hebel groß. Sehr riskant!

Airbus
Übertriebene Ängste

Der schleppende Verkauf des Großraumjets A 380 hat die Airbus-Aktie unter Druck gesetzt. Ganz so dramatisch ist die Lage aber nicht. 2014 hat Airbus unter anderem dank des stark nachgefragten A 320neo wohl mehr Aufträge als Boeing an Land gezogen. Auch der starke Dollar hilft.

Metro
Störfaktor Russland

In dem zum September beendeten Geschäftsjahr hat es der Handelskonzern zurück in die Gewinnzone geschafft. Auch eine Dividende wird gezahlt. Großes Problem ist Russland. Dort erwirtschaftet der Konzern neun Prozent seines Umsatzes. Charttechnisch zeichnet sich aber eine Bodenbildung ab.

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Bildquellen: isak55 / Shutterstock.com

Nachrichten zu Deutsche Bank AG

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Analysen zu Deutsche Bank AG

DatumRatingAnalyst
20.01.2025Deutsche Bank OverweightJP Morgan Chase & Co.
13.01.2025Deutsche Bank BuyUBS AG
13.01.2025Deutsche Bank OverweightJP Morgan Chase & Co.
10.01.2025Deutsche Bank BuyWarburg Research
09.01.2025Deutsche Bank BuyGoldman Sachs Group Inc.
DatumRatingAnalyst
20.01.2025Deutsche Bank OverweightJP Morgan Chase & Co.
13.01.2025Deutsche Bank BuyUBS AG
13.01.2025Deutsche Bank OverweightJP Morgan Chase & Co.
10.01.2025Deutsche Bank BuyWarburg Research
09.01.2025Deutsche Bank BuyGoldman Sachs Group Inc.
DatumRatingAnalyst
12.08.2024Deutsche Bank HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
29.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
29.04.2024Deutsche Bank HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
25.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
23.04.2024Deutsche Bank Equal WeightBarclays Capital
DatumRatingAnalyst
27.07.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
04.07.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
28.04.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
03.02.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group
06.01.2023Deutsche Bank UnderperformCredit Suisse Group

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