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Trading im Sommerloch: Ist Börsenhandel während der Urlaubszeit sinnvoll?

11.07.23 06:11 Uhr

Börsenhandel im Sommerloch: Lohnt sich das? | finanzen.net

Vor allem im Juli und August, wenn in vielen deutschen Bundesländern die Sommerferien begonnen haben, gönnen sich auch viele große Marktteilnehmer einen Urlaub. In der Folge sinken in dieser Zeit die Umsätze an den Börsen. Als Privatanleger oder aktiver Teilzeit-Trader stellt sich da die Frage, wie sinnvoll es ist, in dieser Zeit weiter am Markt aktiv zu sein - und welche Strategien sich im Sommerloch auszahlen.

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• Sommerloch an der Börse vor allem im Juli und August
• Niedrigere Umsätze, geringere Liquidität
• Strategieanpassung nötig



"Sell in May and go away, but remember to come back in September", lautet eine altbekannte Börsenweisheit, die besagt, dass die Performance am Aktienmarkt in den Sommermonaten häufig besonders schlecht ist. Dies könnte auch der Urlaubszeit geschuldet sein. Denn vor allem im Juli und August, wenn viele Kinder in Deutschland Schulferien haben, gönnen sich auch zahlreiche große Marktteilnehmer eine Auszeit. Laut "Trading Freaks" ist dabei vor allem der August besonders langsam und träge, während ab September allmählich wieder Normalbetrieb herrscht - zumindest bis Weihnachten.

Nichtsdestotrotz läuft der Börsenhandel natürlich auch in der Urlaubszeit weiter und es können durchaus kursbewegende Ereignisse passieren, durch die sich Trading-Chancen ergeben. Da im Sommer allerdings in der Regel weniger Marktteilnehmer an der Börse aktiv sind, sind die gehandelten Volumina geringer, es gibt weniger Liquidität und die Aktienkurse bewegen sich in einer engeren Bandbreite - zumindest auf längere Sicht, denn niedrigere Umsätze bedeuten auch, dass die Märkte für kurzfristige starke Kursbewegungen anfälliger sind und es zeitweise zu größeren Spikes kommen kann, die aber nicht nachhaltig sind. Durch die veränderte Situation am Aktienmarkt kann es laut "Trading Freaks" allerdings dazu kommen, dass eine Trading-Strategie, die sich bisher bewährt hat, in den Sommermonaten nicht mehr so gut funktioniert wie sonst und gesetzte Gewinnziele aufgrund der engeren Bandbreite womöglich nicht erreicht werden. Das bedeutet aber nicht, dass man sich als Trader oder Anleger zwingend vor dem Sommer aus dem Markt zurückziehen muss. Stattdessen hilft meist eine Anpassung der Handelsstrategie.

Trader sollten Strategie im Sommerloch anpassen

Für aktive Trader ist es meist ohnehin nicht so einfach, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt komplett aus dem Markt zurückzuziehen, da es meist noch offene Positionen gibt oder solche, die sich temporär im Verlust befinden. Hinzu kommt, dass Teilzeit-Trader während der Urlaubszeit - also etwa während des Sommerurlaubs im Hauptjob - oft mehr Zeit zum Traden haben als sonst. Diese Zeit sollte man daher nutzen - trotz eines möglichen "Sommerlochs". Um dieses möglichst gut zu überstehen, sind allerdings meist Strategieanpassungen sinnvoll. "Trading Freaks" rät aktiven Tradern beispielsweise dazu, sich in den Sommermonaten kleinere Gewinnziele zu setzen. Die Intraday-Stops sollten hingegen breiter gesetzt werden, da es aufgrund der geringeren Liquidität zu falschen Ausbrüchen kommen kann. Bei zu eng gesetzten Stops könnten diese sonst bei solch kurzfristigen Kurskapriolen ausgelöst werden - obwohl der Trade eigentlich noch weiterlaufen könnte. Außerdem sollten Trader auch während der Urlaubszeit weiter auf die charttechnisch wichtigen Marken schauen, rät das Online-Magazin. Denn die Märkte würden sich trotz Sommerloch nach wie vor technisch gleich verhalten und Händler sollten darauf achten, ihr Risiko gegenüber den wichtigsten technischen Ebenen zu begrenzen und zu definieren.

Eine weitere Möglichkeit für Trader wäre es, in den Sommermonaten verstärkt auf Short-Strategien zu setzen. "Die Historie zeigt, dass der DAX im August und September statistisch mit Abstand die schlechtesten Renditen bringt. Trader können dies zu ihrem Vorteil nutzen, indem sie vermehrt Ausschau nach Short-Signalen halten", riet etwa Martin Chmaj vom Online-Broker GKFX in einem Gastbeitrag bei "FONDS exklusiv". Daneben könne es sich auch lohnen, einen Blick speziell auf die Branchen und Unternehmen zu werfen, die "mit ihren Produkten und Dienstleistungen den Sommer-Wünschen ihrer Kunden nach Erfrischung, Erholung und Reisen Rechnung tragen". Diese seien laut Chmaj im Sommer besonders gefragt und stünden daher im Fokus der Anleger.

So können Privatanleger vom Sommerloch profitieren

Auch für Privatanleger, die eine langfristigere Strategie verfolgen als aktive Trader, kann es sich lohnen, ihr Depot so anzupassen, dass die traditionell schwachen Sommermonate die Performance nicht so stark beeinflussen. Da der DAX laut "€uro am Sonntag" historisch gesehen vor allem im August und September zur Schwäche neigt, biete sich für Anleger die "Sell-in-Summer-Strategie" an. Dabei wird am 1. Oktober ein Zertifikat oder ein ETF gekauft, mit dem die DAX-Performance abgebildet wird. Dieses Produkt wird dann bis zum 31. Juli des nächsten Jahres gehalten und erst dann wieder verkauft. Anschließend wird der Vorgang wiederholt. Die gleiche Strategie kann - bei weniger Aufwand - auch mit einem Investment in den Seasonal-DAX verfolgt werden. Dabei handelt es sich um einen Strategieindex der Deutschen Börse, der den DAX in die Sommerferien schickt. Laut "Qontigo" wird beim Seasonal-DAX "der Indexwert jeweils am letzten Handelstag im Juli festgeschrieben und bis zum letzten Handelstag im September nicht verändert [...]. Ab Oktober liegt der Berechnung dann wieder die gültige DAX-Zusammensetzung zugrunde".

Während sich Privatanleger mit dieser Strategie während des Sommerlochs also tatsächlich aus dem Markt zurückziehen, gibt es auch noch Möglichkeiten, um von einer Seitwärtsbewegung oder leichten Verlusten während der Urlaubszeit zu profitieren. "Börse Online" empfiehlt dafür den Einsatz von Discount- oder Bonus-Zertifikaten auf den deutschen Leitindex. Mit Discount-Zertifikaten investieren Anleger mit einem Preisabschlag gegenüber dem aktuellen Börsenkurs in den DAX, allerdings ist die maximale Gewinnmöglichkeit nach oben begrenzt. Der Vorteil: Nur wenn der Kurs des Basiswerts am Bewertungstag unterhalb des Einstiegspreises schließt, ergeben sich Verluste. Diese sind - aufgrund des günstigeren Einstiegspreises - allerdings geringer als bei einem Direktinvestment. Bei einem Bonus-Zertifikat bestehen nach oben hingegen unbegrenzte Gewinnchancen. Zudem erhalten Anleger am Lauf­zeit­ende einen Bonusbetrag zurück, wenn eine be­stimmte Kursschwelle wäh­rend der Laufzeit niemals durch den Kurs­ver­lauf des Basis­werts berührt oder unter­schritten wird. Wird diese Schwelle jedoch verletzt, verfällt der Anspruch auf den Bonusbetrag und das Zertifikat verhält sich analog zum Basiswert.

Redaktion finanzen.net

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