Traden mit Devisen, Kryptowährungen, Aktien und Co. an Feiertagen: Das müssen Anleger wissen
Der Kapitalmarkt kennt in unserer globalisierten Welt kaum noch Pausen. Auch während der Feiertage kann häufig gehandelt werden - die Unterschiede zwischen den Feiertagen, den Ländern und den Asset-Klassen sind dabei jedoch gravierend. Ein genauerer Überblick lohnt sich also.
Werte in diesem Artikel
• Anzahl an Feiertagen an Deutscher Börse zurückgegangen
• Krypto- und Devisenhandel am wenigsten zeitlich eingeschränkt
• An Feiertagen ist das Handelsvolumen zumeist sehr dünn
Welche Börsen sind an welchen Tagen geschlossen? An welchen Feiertagen - und zu welchen Zeiten - ist Handel am Kapitalmarkt dennoch möglich? Welche Vor- und Nachteile bietet der Feiertagshandel, was müssen Anleger dabei besonders beachten? Diese Fragen haben sich sicherlich schon viele Trader gestellt - hier einige Antworten.
An diesen Feiertagen ist der deutsche Handel eingeschränkt
Die Entscheidungen der Deutschen Börse hinsichtlich ihrer Öffnungszeiten sind maßgeblich für den gesamten Börsenhandel in Deutschland, da die zur Deutschen Börse gehörende elektronische Handelsplattform XETRA der mit Abstand größte deutsche Aktienmarktplatz ist. Allgemein hat die Deutsche Börse die Anzahl an Börsenfeiertagen in den vergangenen Jahren deutlich reduziert. Kein Handel findet nur noch an sieben Feiertagen statt: Neujahr (immer der 1. Januar), Karfreitag (2022 fiel dieser Feiertag auf den 15. April), Ostermontag (18. April 2022), Heiligabend (24. Dezember), am Ersten und Zweiten Weihnachtsfeiertag (25. und 26. Dezember) sowie an Silvester (31. Dezember).
Vor wenigen Jahren gab es noch deutlich mehr Börsenfeiertage in Deutschland, nämlich Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam sowie den Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober). Obwohl diese Feiertage in Hessen Feiertage sind, wird in Frankfurt an diesen Tagen inzwischen gehandelt, nicht zuletzt weil die Wall Street an diesen Tagen jeweils geöffnet ist. Das Handelsvolumen fällt an diesen Tagen in Deutschland jedoch deutlich geringer aus, da sich viele Marktakteure einschließlich der großen Banken an jenen Tagen eine Ruhepause gönnen. Darüber hinaus ist an den offiziellen Feiertagen der Börsenhandel verkürzt: Üblicherweise läuft der Handel an der Börse Frankfurt von 8:00 bis 22:00 Uhr (XETRA: 9:00 bis 17:30 Uhr), an diesen besagten Feiertagen ist dagegen schon um 20:00 Uhr Handelsschluss.
US-Börsen: Inzwischen mehr Feiertage als in Deutschland
Die US-Börsen haben viele Feiertage mit nationalem Gedenkcharakter: Martin Luther King Day (nahe oder am 15. Januar), Washington's Birthday (dritter Montag im Februar), Memorial Day (letzter Montag im Mai), Unabhängigkeitstag (4. Juli), Tag der Arbeit (erster Montag im September) und Thanksgiving (vierter Donnerstag im November). Karfreitag und der Erste Weihnachtsfeiertag sind die einzigen Feiertage christlichen Ursprungs, an denen nicht gehandelt wird. Zudem bleiben die Börsen an Neujahr geschlossen. An vielen anderen christlichen Feiertagen, wie am Ostermontag, Pfingstmontag oder am Zweiten Weihnachtsfeiertag wird an der Wall Street dagegen gehandelt.
Die meisten Börsenfeiertage gibt es derweil in Asien. So sind die Börsen in Shanghai und Hongkong während des chinesischen Neujahrfestes, das zwischen den 21. Januar und 21. Februar fällt, für eine ganze Woche geschlossen. Auch während des chinesischen Nationalfeiertags Anfang Oktober findet an den Börsen in der Volksrepublik mehrere Tage kein Handel statt. In Japan gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Feiertagen, unter anderem den Tag der Erwachsenen (10. Januar), den Tag der Staatsgründung (11. Februar), den Tag der Kinder (5. Mai), den Tag des Meeres (18. Juli) und den Tag des Sports (10. Oktober).
Große Unterschiede beim Feiertagshandel zwischen den Asset-Klassen
Die Auswirkungen der Feiertage auf den Handel sind aber je nach Anlageklasse verschieden. Überhaupt nicht von Feiertagen beeinflusst wird das Krypto-Geschäft. Bitcoin, Ethereum, Dogecoin und Co. werden an sieben Tagen der Woche 24 Stunden gehandelt. Auch außerhalb der Börsenöffnungszeiten weisen die Cyberdevisen trotz niedrigerer Handelsvolumina dabei zeitweise eine hohe Volatilität auf.
Der Devisenhandel findet inzwischen beinahe vollständig online und somit unabhängig von den Börsenöffnungszeiten statt. So können die jeweiligen Währungspaare selbst an nationalen Feiertagen gehandelt werden - und zwar während der gesamten Woche von Sonntag 22:00 Uhr bis Freitag 23:00 Uhr, ohne jegliche Handelsunterbrechungen. Allerdings sind die Umsätze beim Forexhandel außerhalb der regulären Börsenöffnungszeiten dünn und die Volatilität aufgrund weniger marktbewegenden Informationen gering. So könnten Devisentrader, die üblicherweise auf neue Meldungen hin traden, zu diesen Handelsstunden Orientierungspunkte vermissen. Zudem veröffentlichen die Analysten an Börsenfeiertagen keine neuen Prognosen.
Bei Aktien gestaltet sich der Handel an Feiertagen noch schwieriger. Zwar gibt es auch dort den OTC-Handel (over the counter, also nicht an der Börse stattfindend), jedoch ist dieser meist verhältnismäßig wenig kapitalintensiv, was die Spreads zwischen Kauf- und Verkaufskurs in die Höhe schnellen lässt. Aktienhandel ist an den Feiertagen somit nicht nur kaum zu empfehlen, sondern oftmals technisch unmöglich. Im Übrigen ist der Anleihenhandel zeitlich am stärksten eingeschränkt, so findet der offizielle Kauf- und Verkauf von Bonds an der Deutschen Börse nur zwischen 8:00 Uhr und 17:30 Uhr statt.
Vor- und Nachteile des Tradings an Feiertagen
Für Trader, die sich auch am Feiertag am Kapitalmarkt engagieren wollen, ist es von großer Bedeutung, sich über die Hauptakteure des Handels an diesen Tagen bewusst zu werden. Es sind nämlich meist die großen internationalen Investmentbanken, die die Feiertagsruhe an den Kapitalmärkten dazu nutzen, ihre Positionen mit Gewinnen zu realisieren beziehungsweise an neue Marktverhältnisse anzupassen.
Deshalb kann es am Devisenmarkt ebenso wie an Wochenenden auch an Feiertagen zu überraschend großen Bewegungen kommen, die ohne neue Meldungen und nennenswerten Widerstand vonstattengehen. Geduldige und risikofreudige Trader können an solchen Feiertagen Handelserfolge erzielen - trotz der überdurchschnittlich hohen Spreads. Einige Trader mögen einen solchen aufregenden "Blindflug" allerdings nicht und gönnen sich an Feiertagen eine Ruhepause, um sich auf die Haupthandelszeiten zu konzentrieren. Die größten Handelsvolumina in allen Anlageklassen - von Anleihemärkten über den Aktienhandel bis hin zum Krypto- und Devisengeschäft - werden übrigens zwischen 13 und 17 Uhr MEZ beobachtet. In diesem Zeitintervall wird nämlich sowohl an den europäischen Börsen als auch (ab 15:30 Uhr) in den USA gehandelt. Es gibt zahlreiche marktbewegende Meldungen und die Spreads sind besonders dünn, weshalb diese vier Stunden für viele Trader besonders interessant sind.
Redaktion finanzen.net
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