Tonnenschwere Fracht

Lukrative Rohstoff-Aktien: Wo Anleger fündig werden

27.02.21 23:29 Uhr

Lukrative Rohstoff-Aktien: Wo Anleger fündig werden | finanzen.net

China ist der größte Abnehmer von Rohstoffen wie Kupfer und Eisenerz. Der Aufschwung des Landes liefert auch im Jahr des Büffels starke Impulse für den Sektor.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Die brisante Fracht kam aus Westafrika: Offensichtlich heimlich lief vor wenigen Tagen im Hafen Port of Pepel in Sierra Leone der erste Frachter der chinesischen Firma Kingho aus, tonnenschwer beladen mit Eisenerz, dem wertvollen Rohstoff für die Hochöfen von Chinas Stahlriesen. Zwar berichtete die Nachrichtenagentur Xinghua vom Auslaufen des Schiffs, jedoch ohne Angaben zur Größe der Fracht. Im westafrikanischen Land wurde die Erzlieferung ins Reich der Mitte von der Oppositionspartei währenddessen als illegal gegeißelt.

Die Regierung hatte dem chinesischen Stahlkonzern Shangdong Iron & Steel Group, dem ursprünglichen Betreiber der Tonkolili-Mine, wo das Eisenerz abgebaut wird, die Lizenz entzogen. Begründung: Sierra Leone würde nicht ausreichend an den Erträgen der Mine, deren Reserven auf knapp 14 Milliarden Tonnen geschätzt werden, beteiligt. Inzwischen fördert die chinesische Firma Kingho das Eisenerz in Tonkolili. Offensichtlich gibt es in Sierra Leone aber Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Verträge.

Chinas gigantischer Rohstoffhunger

Für Chinas Führung sind die großen Erzvorkommen im Westen Afrikas, in den Ländern Sierra Leone und Guinea, ein wichtiger Hebel, um die Abhängigkeit der Volksrepublik von Erzförderungen aus Australien zu verringern.

Australische Minen westlicher Konzerne wie Rio Tinto oder der BHP Group liefern bisher 60 Prozent des Erzes für die Hochöfen chinesischer Stahlkonzerne. Peking nutzt jedoch seine Finanzkraft und den politischen Einfluss, um die Versorgung des Riesenreichs mit Rohstoffen breiter aufzustellen. Branchenkenner erwarten, dass dieses Ziel mit aller Macht und Hartnäckigkeit umgesetzt wird. Der Büffel, das Tierkreiszeichen im neuen chinesischen Jahr, das an diesem Freitag beginnt, ist ein Symbol dafür.

China kann es sich leisten. Die schnelle wirtschaftliche Erholung des Landes im vergangenen Jahr habe den globalen Rohstoffsektor gerettet, und das nicht nur bei Eisenerz, heißt es an den Börsen. Das dürfte auch im neuen Jahr gelten. Für 2021 wird der Erzimport Chinas auf 1,3 Milliarden Tonnen taxiert. Das sind rund 75 Prozent des globalen Bedarfs.

Nicht nur Eisenerz, auch Kupfer ist ein begehrter Rohstoff. Der Preis für das Buntmetall notiert auf hohem Niveau. Ein Treiber auf Sicht der nächsten zehn Jahre ist aus Sicht der US-Bank Goldman Sachs die neue Infrastruktur für regenerative Energien, für die wesentlich mehr Kupfer benötigt wird. Die Gesamtinvestitionen während der Dekade schätzt die US-Bank auf weltweit ein bis zwei Billionen Dollar. Kupfer sei als Stromleiter schwer zu ersetzen. In Autos mit Elektro- und Hybridantrieb ebenso wie in Solar- und Windanlagen werde im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennermotoren und konventionellen Kraftwerken bis zur vierfachen Menge Kupfer verbaut.

Beide Trends gelten nicht nur in China, sondern weltweit. Gute Aussichten vor allem für den US-Konzern Freeport-McMoran, der 80 Prozent der Erlöse von zuletzt 14 Milliarden Dollar mit dem Buntmetall einfährt und in eigenen Minen weltweit Kupfer abbaut. Beim britischen Konkurrenten Anglo American liefert das Buntmetall zwar nur etwas mehr als ein Fünftel der Erlöse. Der größte Lieferant von Platin und anderen besonders korrosionsbeständigen Metallen der Platingruppe verfügt jedoch über das am besten diversifizierte Portfolio in der Branche. Im Öl- und Gasgeschäft ist der Konzern im Gegensatz zu Rohstoffprimus BHP nicht engagiert und deshalb vom Abschwung in diesem Sektor nicht betroffen.

Peking sichert sich Vorräte

BHP Group, Rio Tinto und die anderen Unternehmen des Sektors müssen sich aber darauf einstellen, dass China nicht mehr nur der größte Abnehmer sein wird, sondern auch ein Konkurrent, der sich zunehmend eigene Vorräte sichert. Bei Eisenerz soll der Anteil der Eigenversorgung bis 2025 von 20 auf 40 Prozent verdoppelt werden. Die Erschließung des weltweit größten noch unerschlossenen Vorkommens in Simandou in Guinea ist ein wichtiger Baustein dafür. Die 1990 entdeckten Reserven im Landesinneren werden auf über 8,6 Milliarden Tonnen geschätzt. Mit einem Eisengehalt von 65 Prozent ist die Qualität höher als in Australiens Top-Spot Pilbara. Im Outback gilt Simandou als "Pilbara-Killer". Jedoch bremsen Korruption, die Kosten für die Erschließung und der Bau von 700 Kilometer Bahnstrecke bis zum Hafen an der Atlantikküste bisher die Projekte in der Region.

China ist bei zwei dort engagierten Konsortien dabei: bei der Allianz unter Führung des Schiffs- und Rohstoffkonzerns Winning International aus Singapur mit der Yantai Port Group sowie im Konsortium unter Leitung von Rio Tinto mit einer Gruppe chinesischer Staatskonzerne.

Zur Absicherung der eigenen Erzversorgung hält Chinas Aluminiumriese Chinalco 14,6 Prozent an Rio Tinto, knapp weniger als die für chinesische Firmen von Australien erlaubten 14,99 Prozent. Jakob Stausholm, seit Jahresbeginn Chef von Rio Tinto, muss in Guinea die Ansprüche des Konzerns sichern und sich gleichzeitig in Verhandlungen mit chinesischen Firmen als Diplomat bewähren. Der zweitgrößte Rohstoffkonzern der Welt fährt gut die Hälfte seiner Erlöse im Reich der Mitte ein und kann es sich nicht leisten, in Australiens Handelsstreit mit China hineingezogen zu werden.


INVESTOR-INFO

Anglo American

Breites Portfolio

Jeweils rund ein Fünftel des Umsatzes von geschätzt 30,6 Milliarden Dollar für 2020 liefern Eisenerz und Kupfer. Platin und andere korrosionsbeständige Metalle aus der Platingruppe liefern weitere 28 Prozent der Erlöse. Damit profitiert der Konzern von globalen Megatrends wie erneuerbare Energien und alternative Antriebe. Die Nettoschulden entsprechen 70 Prozent des operativen Gewinns. Somit können sich die Briten aktionärsfreundliche Ausschüttungen leisten.

Rio Tinto

Kronjuwel Eisenerz

Mit 62 Prozent des für 2020 auf 44,2 Milliarden Dollar geschätzten Umsatzes und 73 Prozent von 23 Milliarden Dollar operativen Gewinns (Ebitda) ist Eisenerz das Kronjuwel des zweitgrößten Rohstoffkonzerns der Welt. Das macht sich mit überdurchschnittlich hohen Mittelzuflüssen bezahlt. Für 2021 wird ein Anstieg des Free Cashflow um 28 Prozent auf über zwölf Milliarden Dollar erwartet. Aktionäre werden mit hohen Dividenden beteiligt.

Fonds und ETF

Rohstoffsektor kompakt

Mark Burridge, Geologe und Fondsmanager, verwaltet zusammen mit Fondsmanager James Hayter den Fonds Bakersteel Global Electrum A2 (ISIN: LU 022 900 935 1). Mit den Investments werden auch neue Märkte wie erneuerbare Energien und Batterietechnologie erfasst. Zu den größten Positionen gehören Lithiumlieferant Albemarle und Rohstoffriese Anglo American. Mit mehr als 90 Prozent Plus in drei Jahren lieferte der Fonds deutlich mehr Rendite als der Sektor mit plus 20 Prozent. Mit einer Performance-Gebühr und jährlichen Kosten von 2,88 Prozent ist der Fonds nicht günstig. Eine günstige Alternative, allerdings auch mit weniger Rendite, ist der Invesco Commodity Composite ETF (IE 00B 4TX PP7 1).










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Bildquellen: Olivier Lantzendörffer/iStock, iStockphoto

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