Todesfall

Deutsche Bank: Ex-Vorstandschef Hilmar Kopper gestorben

12.11.21 15:20 Uhr

Deutsche Bank: Ex-Vorstandschef Hilmar Kopper gestorben | finanzen.net

Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper ist tot. Kopper sei am Donnerstag dieser Woche nach kurzer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie verstorben, teilte Deutschlands größtes Geldhaus am Freitag in Frankfurt mit.

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Kopper wurde 86 Jahre alt.

"Mit Hilmar Kopper verliert die Deutsche Bank eine ihrer prägendsten Persönlichkeiten", würdigte Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Der amtierende Vorstandsvorsitzende Christian Sewing sagte: "Hilmar Kopper war unserer Bank sein gesamtes Berufsleben und darüber hinaus eng verbunden. Er war ein Vorbild für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."

In seiner aktiven Zeit zog Kopper, Sohn eines Landwirts aus dem westpreußischen Oslanin, über Jahrzehnte die Strippen an wichtigen Schaltstellen der deutschen Wirtschaft: Er war Chef der Deutschen Bank (1989-1997) und Chefaufseher des Autobauers Daimler (1990-2007).

Die Führung der Deutschen Bank hatte Kopper nach dem RAF-Attentat auf Alfred Herrhausen am 30. November 1989 übernommen und führte den Konzern bis Mai 1997. Kopper richtete das Geldhaus internationaler aus und trieb durch diverse Übernahmen den Ausbau des Investmentbankings voran.

In der Finanzkrise 2007/2008 entpuppte sich die einstige Gewinnmaschine Investmentbanking als teures Risiko. Boni-Exzesse und Milliardenstrafen brachten ein ganzes Geschäftsfeld in Misskredit. Inzwischen hat die Deutsche Bank die Sparte eingedampft. Zum Investmentbanking zählen der Handel mit Wertpapieren und Devisen sowie die Betreuung von Firmenübernahmen, Fusionen und Börsengängen.

Über die Bank hinaus bekannt wurde Kopper durch eine flapsige Bemerkung: Der Banker bezeichnete offene Handwerkerrechnungen über 50 Millionen D-Mark als Folge des Crashs des Immobilien-Imperiums von Jürgen Schneider als "Peanuts". Kritiker werteten dies als Arroganz, "Peanuts" wurde zum "Unwort des Jahres" 1994.

Kopper nahm es mit Humor, wie er der Deutschen Presse-Agentur anlässlich seines 85. Geburtstages am 13. März 2020 geschildert hatte: Für die "FAZ"-Werbekampagne "Dahinter steckt immer ein kluger Kopf" hatte sich der Manager auf einem Berg Erdnüsse ablichten lassen. "Natürlich saß ich selbst auf dem Erdnuss-Lastwagen", betonte Kopper rückblickend. "Wir haben wahnsinnig viel gelacht bei den Aufnahmen in Georgia."

Ein Mann deutlicher Worte: Ex-Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper Er war stets ein Macher und Mann der klaren Worte: Hilmar Kopper zog über Jahrzehnte die Strippen an wichtigen Schaltstellen der deutschen Wirtschaft - vor allem als Chef der Deutschen Bank (1989-1997) und Chefaufseher des Autobauers Daimler (1990-2007). Am Donnerstag dieser Woche ist Kopper im Alter von 86 Jahren gestorben.

Als Top-Banker und Industrieaufseher genoss der großgewachsene Kopper einen exzellenten Ruf. Immer wieder eckte er aber auch an. Unvergessen ist vor allem eine Äußerung: 1994 tat Kopper offene Handwerkerrechnungen in zweistelliger Millionenhöhe im Zusammenhang mit der Pleite des Baulöwen Jürgen Schneider als "Peanuts" ab. Nicht nur bei Handwerkern, die wegen solcher "Kleinigkeiten" ihren Betrieb dichtmachen mussten, erntete der Banker Unverständnis.

"Peanuts" wurde zum "Unwort des Jahres" 1994, die Jury rügte: "Eine derartige abschätzige Bewertung von Geldsummen, von denen Durchschnittsbürger und -bürgerinnen nur träumen können, ist in Finanzkreisen leider gar nicht so selten."

Kopper nahm die Kritik gelassen und zeigte sich später durchaus selbstironisch: Für die "FAZ"-Werbekampagne "Dahinter steckt immer ein kluger Kopf" ließ er sich auf einem Berg Erdnüsse ablichten. Dem "Spiegel" sagte Kopper 1996: "Ich hätte ein anspruchsvolleres Wort benutzen sollen, vielleicht wäre Coconuts besser gewesen." Und noch 2012 ließ er sich für die deutsche Pellets-Industrie mit dem Satz zitieren: "Ich rechne in Peanuts. Deshalb heize ich mit Pellets."

Am 13. März 1935 als Sohn eines Landwirts im westpreußischen Oslanin geboren, begann Koppers Laufbahn unspektakulär: Als Lehrling in einer Filiale der Rheinisch-Westfälischen Bank in Köln-Mülheim, die später in der Deutschen Bank aufging. "Entsetzlich" habe er die ersten Tage als Auszubildender im April 1954 gefunden. 1957 ging es als Trainee nach New York, nach der Rückkehr begann sein Aufstieg bei der Deutschen Bank. 1977 rückte Kopper in deren Vorstand auf - eine Karriere mit Seltenheitswert, schließlich absolvierte Kopper nie ein Studium.

Die Ermordung des damaligen Vorstandssprechers Alfred Herrhausen im November 1989 änderte die Lage nochmals schlagartig: Kopper wurde zum Nachfolger berufen. Er setzte die von Herrhausen angestoßene Internationalisierung der Bank in die Praxis um - ein entscheidender Schritt für Deutschlands führendes Geldhaus. Nach acht Jahren übergab Kopper den Chefposten im Mai 1997 an Rolf Breuer und wechselte an die Spitze des Deutsche-Bank-Aufsichtsrates (1997-2002).

Den Daimler-Aufsichtsrat lenkte Kopper gar 17 Jahre. Die Idee einer Fusion von Daimler-Benz und Chrysler unterbreitete ihm der damalige Autoboss Jürgen Schrempp 1998 persönlich bei einem Hausbesuch. Kopper stimmte zu und entkorkte zur Feier des Tages eine Flasche 1975er Château Lafite. Als Schrempps Pläne einer "Welt AG" platzten, verteidigte Kopper den Manager gegen Kritik.

Die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg aktivierten den im Westerwald lebenden Ruheständler mit dem Hobby Wandern - und holten ihn im Juli 2009 an die Spitze des Aufsichtsrates ihrer taumelnden Landesbank HSH Nordbank. Kopper wollte die Bank nach eigener Aussage "wieder zu einem funktionierenden Kreditinstitut" machen. Bei einer Bank ohne Zukunft hätte er nie angeheuert, betonte er: "Niemand braucht die WestLB" - wieder eines dieser deutlichen Kopper-Worte.

Doch Kopper fremdelte speziell mit den Grünen, die zu Beginn seiner Amtszeit bei der HSH in Hamburg und zum Ende in Schleswig-Holstein in der jeweiligen Landesregierung saßen. Im Februar 2013 gab Kopper den HSH-Aufsichtsratsvorsitz vorzeitig ab. Die HSH in ihrer damaligen Form ist mittlerweile Geschichte.

Kopper hat aus erster Ehe eine Tochter und zwei Söhne, in zweiter Ehe war er seit 2003 mit Brigitte Seebacher-Brandt verheiratet, der Witwe des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD).

FRANKFURT (dpa-AFX)

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