Marktbericht & Presseschau Ulrich Kirstein

Titanen-Rallye

10.01.25 17:58 Uhr

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Titanen-Rallye | finanzen.net

Ulrich Kirstein mit der Presseschau

Welch ein Jahresbeginn: In Österreich kommt Herr Kickl um die Ecke und will ganz nach oben, in den USA träumt Herr Trump: "Oh, wie schön ist Panama und Grönland nicht minder", und ein weltweit bekannter US-Unternehmer fungiert als Moderator für eine deutsche Politikerin, die gerne weltweit bekannter würde, und Herr Habeck, hinlänglich bekannt, lässt sein Konterfei auf dem Münchner Siegestor erleuchten, was viele eher düster stimmt. Nun denn. Dafür gab es in den USA einen Extra-Feiertag zum Gedenken an den verstorbenen Ex-Präsidenten Jimmy Carter. Ansonsten ist der Kampf gegen die Inflation alles andere als beendet: "Inflation macht kräftigen Satz nach oben" (Börsen-Zeitung), und gleich mit Begründung: "Energiekosten treiben Teuerung" (auch in der Börsen-Zeitung). Dann soll noch am ersten Krankentag der Lohn nicht fortgezahlt, sondern fortgestrichen werden: "Gezerre um die Lohnfortzahlung", nennt der Münchner Merkur die aufgekommene Diskussion. Aber immerhin, es gibt auch Positives, gerade an der Börse: "Dax zurück über 20.000 Punkte" (Börsen-Zeitung).

Auf oder ab

Als erste Presseschau im neuen Jahr waren wir doch neugierig und werfen einen Blick zurück, wie die Finanzmagazine mit ihren ersten Ausgaben starteten: "Die besten Aktien 2025", kennt Börse Online bereits am 2. Januar, während Der Aktionär unentschlossen nach "Rally oder Crash" fragt. Focus Money empfiehlt hingegen: "Das Beste für Ihr Geld". Aktuell in der zweiten Ausgabe des jungen Jahres galoppiert bei Börse Online ein Bulle auf aufstiebenden Geldscheinen, denn zur Amtseinführung des neuen Präsidenten am 20. Januar in den USA erwartet das Magazin eine "Historische Kaufchance" und stellt die "besten Trump-Trades" vor. Mit eher grundlos gerollten Geldscheinen macht Focus Money auf, denn es werden "Die besten Dividenden Aktien 2025" präsentiert. Überdies verspricht das Blatt: "Das ganze Jahr über Cash aufs Konto". Obwohl es in Bayern unseres Wissens nur einen Titanen gibt, der bereits seit längerem nicht mehr aktiv ist, stellt uns Der Aktionär gleich "10 neue Titanen für 2025" vor, basierend auf ihrem Titan-20-Index. Vor goldgelben Wolken stehen hier zehn "Titanen" im Schattenriss breitbeinig auf hohen Sockeln. Da erscheint uns die Fallhöhe immens und es sei kurz erinnert, dass zu den Titanen der griechischen Mythologie erstens auch Frauen zählten und sie letztendlich von den Göttern Zeus und Co. besiegt und in den Orkus verbannt wurden.

Kunstsandale

Im Mittelalter besannen sich Ordensgründer wie der Heilige Franziskus darauf, dass die Kirche Armut zu propagieren habe, nicht unbedingt zur Freude prunklüsterner Päpste. Ein deutliches Zeichen für diese Bescheidenheit ist die einfache Kutte der Mönche und die Tatsache, dass sie Jahr ein, Jahr aus Sandalen trugen. Gerne wurden sie im Volksmund deshalb auch "Barfüßer" genannt. Inzwischen gehört ein Hersteller von Sandalen zu einem französischen Luxusgüterkonzern und hat nun vor Gericht angestrebt, seine Latschen zum Kunstwerk zu (v)erklären. Laut Birkenstock ist ihr Produkt nämlich der "Porsche unter den Sandalen", wobei anzumerken bleibt, dass eine sportliche Fahrweise mit Sandalen eher unterlassen werden sollte, auch wenn wir zugestehen, dass die Sandale eher das Cabrio unter den Schuhen ist. "Kunstwerk am Fuß" überschreibt es die Süddeutsche Zeitung und nennt immerhin Schuhwerk aus den Niederlanden, Italien und Frankreich als Beispiele, dem der Sprung vom Schuh- zum Kunstwerk bereits gelungen ist. Sollte Birkenstock den Prozess gewinnen, werden wir uns überlegen, demnächst mit den Kindern ins Schuhgeschäft statt ins Museum zu pilgern - immerhin ist der Eintritt frei und die Kunstwerke erschwinglicher.

Keine Lust

Eine Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY machte die Runde: Nur 48 Prozent der Beschäftigten tut demnach "sein Bestes" am Arbeitsplatz, was im Umkehrschluss bedeutet, dass mehr als die Hälfte eigentlich nicht so recht Bock hat, um zu arbeiten. Das Motivationsniveau, wie es so schön heißt, liegt hierzulande unter dem internationalen Durchschnitt von 54 Prozent. Allerdings, wir sind noch weit entfernt von Japan, wo nur 19 Prozent im Job hinlänglich motiviert sind, allerdings auch von Indien, wo 67 Prozent gerne arbeiten. Und, am motiviertesten sind die Älteren, die Baby-Boomer, während die Generation Z nur auf 43 Prozent kommt, "Z" steht offensichtlich nicht für "Zupacken"! "Jedem zweiten fehlt die Motivation", meldet Die Welt.

Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.