DIW: BIP geht 2020 Stand jetzt um über 6 Prozent zurück
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie reißen nach einer neuen Erhebung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) "tiefe wirtschaftliche Wunden" mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um mehr als 6 Prozent.
Das von dem Institut berechnete Konjunkturbarometer brach im April um 47 Punkte auf einen historischen Tiefstand von 37 Punkten ein, teilte das DIW in Berlin mit. "Dabei stellt das Zahlenbild das Ausmaß der Krise noch nicht einmal in Gänze dar", betonte das Institut. Einige Indikatoren lägen bisher erst für Februar oder März vor, als es nur teilweise Einschränkungen gegeben habe.
"Es zeichnet sich eine Rezession ab, die tiefer sein wird als die während der Finanzkrise", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. Die deutsche Wirtschaft dürfte bereits im ersten Quartal um 2 Prozent geschrumpft sein, im laufenden zweiten Quartal werde sie voraussichtlich um gut 10 Prozent einbrechen. Stand jetzt sei für das Gesamtjahr ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um mehr als 6 Prozent zu erwarten.
Die Ausweitung der Kurzarbeit und die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung nannten die Ökonomen "sinnvoll", denn sie stabilisierten die Einkommen der privaten Wirtschaftsakteure. "Um die Krise zu bewältigen, wird aber auch ein umfangreiches Konjunkturpaket erforderlich sein", mahnte Michelsen. Konsum und Investitionen dürften massiv einbrechen, und die exportabhängige deutsche Industrie werde dies besonders zu spüren bekommen. Jetzt gelte es, Firmenpleiten zu verhindern und Arbeitsplätze zu erhalten, betonte DIW-Deutschlandexperte Simon Junker. "Gelingt dies nicht, sind erhebliche Einkommensverluste für die kommenden Jahre zu befürchten."
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)
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