Corona-Krise brockt Ryanair auch im Sommer Verlust ein - Ryanair-Aktie steigt klar
Der Einbruch des Flugverkehrs durch die Corona-Pandemie hat auch Europas größten Billigflieger Ryanair im Sommer in die roten Zahlen gedrückt.
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Für den Winter macht sich Konzernchef Michael O'Leary angesichts steigender Infektionszahlen, neuer Lockdowns in mehreren Staaten und vieler Reisebeschränkungen keine Illusionen. So hat das Unternehmen sein Flugangebot für die Wintermonate noch einmal deutlich zusammengestrichen. Jetzt rechnet O'Leary in der kalten Jahreshälfte mit einem noch höheren Verlust als im Sommerhalbjahr, wie Ryanair am Montag in Dublin mitteilte.
Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten schlecht an. Die Ryanair-Aktie verlor am Morgen 1,21 Prozent auf 11,84 Euro. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund ein Fünftel an Wert eingebüßt. Im Zuge des Corona-Crashs an den Finanzmärkten war der Kurs Mitte März zeitweise sogar bis auf 8,05 Euro abgesackt.
Nach dem faktischen Flugstopp zwischen Mitte März und Ende Juni erwies sich die Erholung der Ticketnachfrage im Sommer für Ryanair und andere Airlines als trügerisch. Die wieder steigenden Infektionszahlen in vielen Ländern und neue Reisebeschränkungen hielten viele Menschen vom Fliegen ab, und die Ryanair-Führung drehte den geplanten Ausbau des Flugangebots wieder ein Stück zurück. Außerdem erwiesen sich Geschäfte zur Absicherung der Treibstoffpreise für die Airline als wertlos.
Im zweiten Geschäftsquartal bis Ende September - in der sonst wichtigsten Reisezeit des Jahres - verbuchte Ryanair unter dem Strich daher einen Verlust von rund 226 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte hier noch ein Gewinn von 910 Millionen Euro gestanden. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres summierte sich der Verlust damit auf knapp 411 Millionen Euro. Im zweiten Geschäftshalbjahr bis Ende März dürfte das Minus noch höher ausfallen, hieß es.
Für das gesamte Geschäftsjahr bis Ende März 2021 rechnet die Ryanair-Führung mit etwa 38 Millionen Fluggästen. Auch diese Prognose steht unter Vorbehalt. Sollten die Regierungen in der Europäischen Union weitere unabgestimmte Reisebeschränkungen erlassen, könnte die Zahl noch niedriger ausfallen, hieß es. Im vorangegangenen Geschäftsjahr hatte Ryanair noch fast 149 Millionen Passagiere gezählt.
Für die Monate November bis Dezember hat die Gesellschaft ihr Flugangebot bereits auf 40 Prozent des Vorjahresniveaus zurückgefahren. Einige Konkurrenten kürzen noch stärker: So will die Lufthansa im laufenden Quartal nur rund ein Viertel so viele Sitzplätze anbieten wie ein Jahr zuvor.
Viele Fluggesellschaften kämpfen wegen der Pandemie seit Monaten ums Überleben. Die Lufthansa, Air France-KLM und andere wurden mit milliardenschweren Staatshilfen vor dem Aus gerettet. Ryanair betrachtet diese Hilfen als illegal und sieht darin eine Verzerrung des Wettbewerbs. Der irische Billigflieger hat sich wegen der Krise zuletzt frisches Geld von Anlegern an der Börse besorgt. Allerdings profitiert das Unternehmen auch von dem staatlichen Corona-Kreditprogramm in Großbritannien.
Für die Zeit nach der Pandemie rechnet sich Ryanair indes gute Chancen aus, von der finanziellen Notlage vieler Konkurrenten zu profitieren. So dürften das Flugangebot innerhalb Europas noch jahrelang gedämpft bleiben, hieß es. Die ermögliche Ryanair, das eigene Streckennetz auszubauen und die Flotte zu vergrößern, hieß es.
Dabei setzt das Management weiterhin auf Boeings Krisenjet 737 Max, für den seit März 2019 - nach zwei tödlichen Abstürzen bei anderen Fluglinien - ein weltweites Flugverbot gilt. Ryanair hat noch keine einzige der Maschinen der Reihe erhalten und wartet bereits seit mehr als anderthalb Jahren auf das erste Exemplar. Boeing hofft, dass die Behörden den Flugzeugtyp noch im laufenden Jahr die Wiederzulassung erteilen.
Ryanair erwartet, bis zur Hochsaison im nächsten Sommer die ersten rund 30 Maschinen des Typs in Empfang nehmen zu können. Die Jets verbrauchen deutlich weniger Treibstoff als das Vorgängermodell 737 NG, mit dem Ryanair bisher unterwegs ist.
In London zieht die Ryanair-Aktie derzeit 4,72 Prozent auf 12,545 Euro an.
DUBLIN (dpa-AFX)
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