Der Brexit wird die Briten wohl Milliarden kosten - und ist auch jetzt schon nicht billig

Weniger Geld an Brüssel - das war eine der Forderungen des "Leave"-Lagers vor dem Referendum. Nach dem vermeintlichen Brexit sieht die Rechnung kaum besser aus. Tatsächlich dürfte der Brexit ein recht teurer Spaß werden - auf die Dauer, aber auch ziemlich akut.
Der Brexit, der große Befreiungsschlag, sollte die Briten unter anderem von den hohen Zahlungen an Brüssel erlösen - so der Plan. Die angeblichen 350 Millionen Pfund, die Großbritannien wöchentlich an die EU überwies, sollten doch lieber in das britische Gesundheitssystem fließen. Wie sich herausstellte, war diese hohe Zahl ohnehin falsch - es waren vielmehr lediglich 190 Millionen Pfund, die das Vereinigte Königreich an Brüssel zahlte. Doch so oder so - das EU-Aus wird wohl nicht so kostengünstig werden, wie erhofft, im Gegenteil sogar. Die Ökonomen der Bertelsmann-Stiftung sehen in der wirtschaftlichen Unsicherheit das größte Problem, mit dem Großbritannien nach dem Brexit zu kämpfen haben wird. Diese wird sich langfristig, so die Experten, in einbrechenden Exporten, und ausbleibenden Investitionen aus dem Ausland niederschlagen. Dadurch dürfte die britische Wirtschaft schwer zu schleppen haben.
Die langfristigen Kosten werden beträchtlich ausfallen
Bleibt der Status quo bestehen und die EU-Länder folgen dem angekündigten harten Kurs gegen die Briten, könnte Großbritannien dadurch in eine Außenseiterposition gedrängt werden, die bei der britische Wirtschaft bis ins Jahr 2030 mit Kosten von satten 300 Milliarden Euro zu Buche schlagen dürfte. Sollten sich die Briten komplett abschotten, wird dies jedoch auch der deutschen Wirtschaft einen Dämpfer versetzen - in Form von geschätzten 55 Milliarden Euro an Einbußen. Auch die Rating-Agenturen sehen für die Briten künftig schwarz. Fitch hat die Wachstumsprognose Großbritanniens für 2016 bereits um 0,3 Prozent nach unten korrigiert, für die beiden darauf folgenden Jahre sogar um je 1,1 Prozent. Der Grund: Die Rating-Agentur geht davon aus, dass die Staatsschulden noch kräftig steigen werden.Der Brexit wird auch kurzfristig teuer
Die erste Rechnung hat Großbritannien bereits auf dem Tisch. Am Mittwoch kündigte Finanzminister George Osborne bereits massive Steuererhöhungen und Kürzungen bei den Sozialausgaben an. Dabei ist von einem Volumen von rund 30 Milliarden Euro die Rede. Zusätzlich hat sich das britische Pfund von seinem Absturz nach dem Brexit-Votum noch immer nicht erholt. Mit rund acht Prozent steht die Währung seither im Minus.Briten müssen im Alltag tiefer in die Tasche greifen
Der Brexit wird sich auch unmittelbar im Alltag jedes Briten niederschlagen. BBC veröffentlichte eine Grafik, die die Preissteigerungen bei alltäglichen Produkten nach dem Brexit aufzeigt - mit recht betrüblichem Ergebnis. So hat das britische Volk künftig mit saftigen Preisaufschlägen bei Käse und Tomaten zu rechnen, da beide Produkte hauptsächlich aus dem Ausland importiert werden - Tomaten sogar zu 90 Prozent. Nach dem Brexit dürften die Importkosten für diese Lebensmittel klar ansteigen. Auch die bei den Briten so beliebten "Booze Cruises" werden künftig ein teurer Spaß werden. Weil Alkohol in Großbritannien teurer ist als auf dem Festland, unternehmen viele Briten gerne eine kleine Tour mit der Fähre nach Belgien oder Frankreich, um dort Alkohol zu günstigeren Preisen zu erstehen. Als EU-Mitglied durften sie dort nahezu unbegrenzt bei Zigaretten und Alkohol zuschlagen. Nach dem EU-Aussteig dürfte dies jedoch nicht mehr so einfach und zudem deutlich teurer werden.BBC räumt bei dieser Gelegenheit auch mit der Annahme auf, die Zahlungen an die EU seien mit dem Brexit vom Tisch. Tatsächlich wird Großbritannien nämlich auch nach dem Ausscheiden aus der EU weiter Geld an die Union zahlen müssen. Dieses Los wird die Insel-Nation genauso wie die anderen Nicht-EU-Staaten wie etwa Norwegen treffen - auf eine Ausnahme ist eher nicht zu hoffen.
Redaktion finanzen.net
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