Schaden- und Unfallversicherer rutschen in die roten Zahlen
Die Flutkatastrophe Mitte Juli und der verheerende Hagel im Frühsommer haben 2021 für die deutschen Versicherer voraussichtlich zum Jahr mit den höchsten Naturgefahren-Schäden seit mindestens 50 Jahren gemacht.
"Die versicherten Unwetterschäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen dürften rund 11,5 Milliarden Euro ausmachen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. "2021 könnte damit das teuerste Naturgefahrenjahr seit Beginn unserer Statistik Anfang der 70er Jahre werden."
Ähnlich hoch waren die Schäden laut GDV nur in den Jahren 2002 mit 11,3 Milliarden Euro mit dem August-Hochwasser unter anderem an der Elbe und verheerenden Stürmen sowie 1990 mit 11,5 Milliarden Euro mit der Orkanserie "Daria", "Vivian" und "Wiebke". Die Werte seien zum besseren Vergleich jeweils hochgerechnet auf aktuelle Versicherungsdichte und Preise. Der langjährige Mittelwert pro Jahr beträgt demnach 3,8 Milliarden Euro.
Die Versicherungsschäden für die Juli-Flut kalkulieren die Unternehmen den Angaben zufolge bislang mit rund 7 Milliarden Euro. Davon entfallen etwa 6,5 Milliarden Euro auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe sowie 450 Millionen Euro auf Kraftfahrzeuge. Eine Unwetterserie hatte schon im Juni für rund 1,7 Milliarden Euro versicherte Schäden gesorgt. "Allein die Hagelschäden an rund 275.000 Autos haben die Versicherer etwa 700 Millionen Euro gekostet", sagte Asmussen. Für die Kfz-Versicherer sei das der viertgrößte Hagelschaden seit Beginn der Statistik. "Auch für die Kraftfahrtversicherer zeichnet sich ein Jahr mit überdurchschnittlich vielen Schäden ab."
Vor diesem Hintergrund müsse sich die Versicherungswirtschaft auf ein negatives Geschäftsergebnis bei den Schaden- und Unfallsparten einstellen. "Wir erwarten für den Schaden/Unfall-Sektor als Ganzes in diesem Jahr rote Zahlen", sagte Asmussen. "Zuletzt war dies in den Flutjahren 2002 und 2013 der Fall." Versicherer könnten Leistungen dieser Dimension für ihre Kunden schultern. Sie seien selbst rückversichert und verfügten über mehr als ausreichende Kapitalpuffer. Ende 2020 hätten die Schaden- und Unfallversicherer Eigenmittel von rund 120 Milliarden Euro ausgewiesen.
Die volkswirtschaftlichen Unwetterschäden gehen laut GDV derweil noch weit über die Versicherungsschäden hinaus. Denn viele Gebäude seien nur lückenhaft versichert - und zwar fast alle gegen Sturm und Hagel, aber weniger als die Hälfte gegen Starkregen und Hochwasser. Der GDV und seine Mitgliedsunternehmen wollen den Angaben zufolge im Herbst Vorschläge unterbreiten, wie sich signifikant mehr Häuser zu risikogerechten Preisen versichern lassen. Die Versicherer setzen sich dabei für ein neues Gesamtkonzept zur Klimafolgenanpassung aus Aufklärung, verbindlichen Maßnahmen zur privaten und staatlichen Prävention und Versicherung ein.
BERLIN (Dow Jones)
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