Tempo erhöhen

Software AG: Wie der Konzern zum Milliardär werden will

19.02.20 12:24 Uhr

Software AG: Wie der Konzern zum Milliardär werden will | finanzen.net

Chef Sanjay Brahmawar, seit August 2018 an der Spitze, will Deutschlands zweitgrößte Softwarefirma Software AG 2020 auf Wachstumskurs bringen. Das belastet zunächst die Margen. Was Anleger tun.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Der Ausblick auf das neue Geschäftsjahr der Darmstädter Software AG, den Chef Sanjay Brahmawar jüngst präsentierte, fiel bei Börsianern glatt durch. Der Aktienkurs rauschte in den Keller.

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In der Prognose des Konzerns hatten Anleger Anzeichen für nachhaltiges Wachstum vermisst und wurden durch eine voraussichtlich deutlich nied­rigere Profitabilität im neuen Geschäftsjahr verunsichert. Firmenlenker Sanjay Brahmawar nutzte indes die Korrektur und orderte Aktien seiner Firma im Wert von knapp 50.000 Euro.

Inzwischen haben offenbar auch Börsianer mehr Vertrauen in die Strategie der Software AG. Während Brahmawar vergangenen Mittwoch vor Investoren in London präsentierte, legte der Kurs in der Spitze um mehr als neun Prozent zu. Brahmawar ließ sich auch im Gespräch mit €uro am Sonntag von den Gewinnmitnahmen nicht beirren. Das bislang schwächelnde US-­Geschäft habe man 2019 auf Vordermann gebracht.

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"Wir haben die Voraussetzungen und in unseren Märkten die Chancen, 2020 zu wachsen. Jetzt ist es unsere Mission, Zuwachs zu demonstrieren. Zugleich müssen wir bis 2023 das Tempo erhöhen", sagt der Vorstandschef. Beim Umsatz sei er "sehr zuversichtlich, bis 2023 die Schwelle von einer Milliarde Euro zu überschreiten". 2019 waren es 891 Millionen Euro. Der Belgier, seit August 2018 an der Spitze des Vorstands, hat die oberste Führungsebene komplett neu besetzt. Vor seiner Zeit in Darmstadt war der 49-Jährige beim US-Techriesen IBM für Digitalisierung und die Integration der Fertigungsprozesse von Firmen in deren IT-Systeme verantwortlich. Bekannt ist diese Technologie als Industrie 4.0 und Internet der Dinge (IoT).

Cloud und IoT treiben an


Umgesetzt haben die Darmstädter das Thema IoT in internetfähigen Plattformen wie Adamos. Diese gründete der Konzern 2017 zusammen mit der Zeiss-Gruppe, dem weltweit führenden Hersteller von Lackieranlagen Dürr sowie mit DMG Mori, dem globalen Primus der Werkzeugmaschinenbauer. Die Plattform nutzen inzwischen 18 Mitglieder, Tendenz steigend. Adamos soll im ­Maschinen- und Anlagenbau der IoT-Standard für Mittelständler in der Cloud werden. Die Ada­mos-­­Programme werden via Web im Abo genutzt.
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Die Software AG selbst hat in 70 Ländern mehr als 10.000 Unternehmenskunden, darunter 55 Prozent der größten US-Konzerne aus der Fortune-500-Liga. Um mit dieser Klientel das Geschäftsmodell auf Cloud-Software umzustellen, schloss Brahmawar Allianzen mit Branchenschwergewichten wie Microsoft oder Adobe. "Diese Riesen sind nicht unsere Konkurrenten. Wir nutzen ihre Plattformen für unser Potenzial als IoT-Spezialist für die Industrie", sagt der frühere IBM-Manager.

Diese Allianzen sollen im Cloud-­Geschäft und in der größten Sparte Digital Business Platform (DBD) "mittelfristig 25 Prozent der Erlöse einspielen". DBD liefert fast 70 Prozent des Gesamtumsatzes. Das wäre also ein starker Impuls. Wegen hoher Investitionen und der Umstellung auf Abosoftware soll die operative Marge 2020 von gut 29 Prozent auf 20 bis 22 Prozent schrumpfen. Das hatte Anleger verunsichert. Für Brahmawar ist das jedoch nur der Preis für neues Wachstum.

Wende: Die Aktie hat den jüngsten Kursrutsch ausgeglichen. Die Wachstumsstrategie ist vielversprechend. Riskant.






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Bildquellen: Nigel Treblin/Getty Images, Software AG

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