Tarifkompromiss

Lufthansa-Aktie fester: Bisher kein Ergebnis bei Gesprächen mit Kabinenpersonal - hohe Belastung durch Streiks - Chef weiterhin optimistisch über ITA-Einstieg

20.03.24 17:57 Uhr

Lufthansa-Aktie höher: Urlaubsfrust droht! Kabinenpersonal kämpft um höhere Löhne - hohe Kosten durch Streiks - Chef bleibt optimistisch zu ITA-Einstieg | finanzen.net

Die Lufthansa und die Flugbegleitergewerkschaft Ufo ringen weiter um einen Tarifkompromiss für das Kabinenpersonal.

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"Es hakt am Geld und an der Laufzeit", sagte der Ufo-Vorsitzende Joachim Vazquez Bürger am Mittwoch auf Anfrage nach einer zweitägigen Verhandlungsrunde. Es solle weiter verhandelt werden. "Aber ob es vor Ostern eine Einigung gibt, ist derzeit nicht abzusehen."

Die Gewerkschaft Ufo hatte für die etwa 18.000 Kabinenbeschäftigten der Lufthansa und die knapp 1.000 Kräfte der Regionaltochter Lufthansa Cityline im Kern 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von 18 Monaten gefordert. Außerdem will die Gewerkschaft eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen. Vergangene Woche hatten die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Lufthansa und der Lufthansa Cityline an den Flughäfen Frankfurt und München jeweils an einem Tag die Arbeit niedergelegt. Zehntausende Passagiere waren betroffen.

Am Mittwoch soll zudem die sechste Verhandlungsrunde für das Luftsicherheitspersonal an Flughäfen zwischen der Gewerkschaft Verdi und den privaten Unternehmen der Luftsicherheit nach der Warnstreikwelle in der vergangenen Woche beginnen. Noch ungelöst ist auch der Tarifkonflikt der etwa 25 000 Beschäftigten der Lufthansa am Boden. Hier sollen Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und der frühere Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, schlichten.

Sechste Tarifrunde für Luftsicherheitspersonal gestartet

Nach der jüngsten Warnstreikwelle des Luftsicherheitspersonals an Flughäfen sind Vertreter der Gewerkschaft Verdi und der Arbeitgeber in die sechste Tarifverhandlungsrunde gestartet. "Bei uns ist die Bereitschaft groß, zu einer Einigung zu kommen", sagte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper vor Beginn der Gespräche am Mittwoch. Ob es bei einem Scheitern der Verhandlungen zu Streiks an Ostern komme, lasse sich derzeit nicht sagen. Es hänge auch vom Verlauf der Gespräche ab. "Wir hoffen darauf, dass es zu einer Einigung kommt", sagte eine Sprecherin der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS).

Die Tarifparteien haben sich auch den Donnerstag für weitere Gespräche geblockt. Bei den Tarifverhandlungen der Luftsicherheit geht es um die Arbeitsbedingungen von etwa 25 000 Beschäftigten privater Sicherheitsdienstleister. Sie kontrollieren im Auftrag der Bundespolizei Passagiere, Personal und Gepäck an den Zugängen zum Sicherheitsbereich.

Verdi fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten eine Stundenlohnerhöhung um 2,80 Euro mit schneller einsetzenden Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Überstunde. Kritischster Punkt aus Sicht von Verdi sind die Zuschläge für Mehrarbeit. "Hier sind wir noch weit voneinander entfernt. Die Arbeitgeber wollen eineinhalb Monate im Jahr Mehrarbeit haben, ohne dafür einen Zuschlag zu zahlen", kritisierte Pieper. Einen Jahresausgleich in Form von Freizeit und eines Zuschlages für die über die vereinbarte Arbeitszeit hinaus gehende Mehrarbeit hätten die Arbeitgeber bislang abgelehnt.

Die Sprecherin der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) kritisierte, bislang habe es kein Entgegenkommen von Verdi gegeben. "Wir haben eine ziemlich gute Entgelterhöhung angeboten, die Verdi entgegenkommt", sagte die Sprecherin. Die Unternehmen haben nach eigenen Angaben 2,70 Euro mehr pro Stunde in drei Stufen angeboten, wodurch die Monatslöhne um 432 Euro bis 470 Euro steigen würden. Der Mehrarbeitszuschlag soll von derzeit 25 Prozent auf 30 Prozent zum 1. Januar 2025 steigen. Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 24 Monaten haben.

Bei zweitägigen Warnstreiks des Luftsicherheitspersonals an mehreren deutschen Flughäfen waren nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV in der vergangenen Woche insgesamt 662 Flüge ausgefallen, mehr als 100 000 Passagiere waren betroffen. Bei einer ersten Warnstreikwelle am 1. Februar waren geschätzt etwa 1100 Flüge gestrichen worden.

Lufthansa-Chef weiterhin "optimistisch" über ITA-Einstieg

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hält trotz erwarteter weiterer Vorbehalte der EU-Wettbewerbsaufsicht am Plan zur Übernahme der italienischen Staatsairline ITA Airways fest.

Der Kauf von zunächst 41 Prozent an ITA solle so schnell wie möglich abgeschlossen werden, sagte Spohr am Mittwoch am Rande einer Branchenkonferenz in Brüssel. Er sehe das weiterhin optimistisch.

Die EU-Wettbewerbsaufsicht hatte Ende Januar wegen Bedenken über Beschränkungen des Wettbewerbs durch die Fusion eine vertiefte Prüfung eingeleitet. Der Zusammenschluss kann nur vollzogen werden, wenn die EU grünes Licht gibt. In Kürze wird von der Behörde eine Mitteilung weiterer Beschwerdepunkte erwartet, welche die Airlines mit Zugeständnissen an Konkurrenten aus der Welt schaffen können. Für eine Entscheidung hat die EU-Kommission noch Zeit bis zum 6. Juni.

Lufthansa schätzt Belastung durch Streiks 2024 schon auf 250 Millionen Euro

Die Lufthansa schätzt ihre finanzielle Belastung durch Streiks im bisherigen Jahresverlauf auf 250 Millionen Euro. In einem Interview in einem internen Memo an die Mitarbeiter vom Mittwoch erklärte Finanzvorstand Remco Steenbergen die Belastungen auch mit Spätfolgen der Ausstände. Dies betreffe die Dienstpläne der Besatzungen, den Einsatzplan der Flugzeuge und die Verunsicherung der Kunden.

So müsse die sonst sehr profitable Verbindung zwischen Frankfurt und San Francisco derzeit für eine komplette Woche entfallen. Zudem seien Kunden bei Buchungen zurückhaltender - oder machten einen Bogen um die Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München. Noch bei der Bilanzvorlage Anfang März hatte Steenbergen die Belastung durch Streiks auf 100 Millionen Euro beziffert.

Der Arbeitskampf bei der Lufthansa zieht sich schon länger hin. Kurz vor Beginn der Osterreisewelle laufen die Bemühungen zur Beilegung auf Hochtouren. "Es hakt am Geld und an der Laufzeit", sagte der Ufo-Vorsitzende Joachim Vazquez Bürger nach der jüngsten Verhandlungsrunde am Mittwoch. Es solle weiter verhandelt werden. "Aber ob es vor Ostern eine Einigung gibt, ist derzeit nicht abzusehen."

Im Tarifkonflikt beim Lufthansa-Bodenpersonal sollen Schlichter helfen. Für den Fall einer ergebnislosen Schlichtung startete Verdi am Dienstag die Urabstimmung über unbefristete Streiks.

Hinzu kam eine Warnstreikwelle des Luftsicherheitspersonals an Flughäfen. An diesem Mittwoch starteten Vertreter der Gewerkschaft Verdi und der Arbeitgeber in die sechste Tarifverhandlungsrunde. "Bei uns ist die Bereitschaft groß, zu einer Einigung zu kommen", sagte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper vor Beginn der Gespräche. Ob es bei einem Scheitern zu Streiks an Ostern komme, lasse sich derzeit nicht sagen. Es hänge auch vom Verlauf der Gespräche ab. "Wir hoffen darauf, dass es zu einer Einigung kommt", sagte eine Sprecherin der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS).

Im XETRA-Handel gewann die Lufthansa-Aktie schlussendlich 0,20 Prozent auf 6,85 Euro.

FRANKFURT / BERLIN (dpa-AFX) / (Reuters)

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