Täuschung?

Interne Boeing-Dokumente zeigen laxe Haltung zur Sicherheit - Boeing-Aktie verliert

10.01.20 22:45 Uhr

Interne Boeing-Dokumente zeigen laxe Haltung zur Sicherheit - Boeing-Aktie verliert | finanzen.net

Boeing hat am Donnerstag interne Dokumente veröffentlicht, denen zufolge Mitarbeiter des Flugzeugherstellers eine laxe Haltung in Bezug auf Sicherheit hatten sowie die Aufsichtsbehörden und Manager mancher Fluggesellschaften lächerlich machten.

Werte in diesem Artikel
Aktien

142,68 EUR -2,42 EUR -1,67%

Die Mitteilungen in den 150 Seiten an Dokumenten zeigen, mit welchen Mitteln Boeing-Mitarbeiter Manager von Fluglinien und Regierungsbeamte davon überzeugten - und in einigen Fällen dies auch mit Täuschung versuchten -, dass für die 737 MAX kein Flugsimulator-Training notwendig sei.

Laut Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA deutet nichts in den Emails auf neue, nicht identifizierte Sicherheitsrisiken hin. Aber der Austausch, vor allem zwischen den Boeing-Piloten und den am MAX-Simulator beteiligten Mitarbeitern, dürfte weitere Kritiker an Boeing auf dem Capitol Hill und anderswo auf den Plan rufen.

Veröffentlichung zwei Tage nach Boeings Kehrtwende

Das Material wurde am Donnerstag veröffentlicht, zwei Tage nachdem Boeing in einer Kehrtwende zusätzliches Simulatortraining für Piloten nach Freigabe der 737 MAX durch die Aufsichtsbehörden empfohlen hatte. Zuvor hatte Boeing die Meinung vertreten, dass computerbasiertes Training für die Piloten ausreiche.

Die meisten der Dokumente hat Boeing laut Branchen- und Regierungskreisen vor Monaten der US-Bundesstaatsanwaltschaft übergeben. Boeing habe sie kurz vor Weihnachten der FAA sowie an Ausschüsse in Repräsentantenhaus und Senat geschickt.

Viele Dokumente stammen aus den Jahren 2017 und 2018, als Boeing an den 737-MAX-Flugsimulatoren arbeitete. Manche gehen bis in das Jahr 2013 zurück, als die 737 MAX noch in der Entwicklung war.

Die Veröffentlichung folgt nach Monaten, in denen immer mehr US-Kongressabgeordnete Kritik an Boeings ursprünglichen Entwurf des MAX-Flugzeugs äußerten, das seit März nach zwei tödlichen Flugzeugabstürzen in Indonesien und Äthiopien weltweit mit einem Flugverbot belegt ist.

Ähnliche Dokumente hatten früher bei Abgeordneten Wut ausgelöst

Bereits im Oktober hatte die Veröffentlichung eines kleineren Teils ähnlicher Mitteilungen, an denen zum Teil dieselben Boeing-Mitarbeiter beteiligt waren, bei Abgeordneten wütende Reaktionen ausgelöst. Diese hätten auf große Lücken in Boeings Sicherheitskultur hingedeutet.

Die verspätete Weitergabe dieser früheren Dokumente an die FAA hatte für Verärgerung bei den Aufsichtsbehörden gesorgt. Unter anderem infolge der sich verschlechternden Beziehung zwischen Boeing und der FAA musste der damalige Boeing-CEO Dennis Muilenburg Ende 2019 gehen.

Bei den nun jüngst veröffentlichten Dokumenten trieb führende FAA-Mitarbeiter die Sorge um, dass einige Boeing-Angestellte gewillt waren, Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen, nur um Simulatortraining zu vermeiden. Diese FAA-Beamte sagten, sie hätten gegen eine frühere Veröffentlichung der Dokumente entschieden, denn die FAA erwäge Maßnahmen gegen einige in den Dokumenten genannte Personen.

Die FAA nannte in einer aktuellen Stellungnahme die Dokumente in Ton und Inhalt zum Teil enttäuschend. Die Behörde konzentriere sich aber weiterhin "auf einen gründlichen Prozess für die Rückführung der Boeing 737 MAX in den Passagierdienst".

Manche Emails laut Boeing in "provozierender Sprache"

Laut Boeing würden sich einige der Mitteilungen auf die Entwicklung und Zulassung der MAX-Simulatoren in den Jahren 2017 und 2018 beziehen und eine "provozierende Sprache" verwenden.

Die Mitteilungen werfen Fragen auf, wie Boeing im Zusammenhang mit dem Simulator-Qualifizierungsprozess mit der FAA kommunizierte.

"Die Art der Kommunikation spiegelt nicht das Unternehmen wider, das wir sind und sein müssen, und sie ist völlig inakzeptabel", teilte Boeing mit. "Wir bedauern den Inhalt dieser Mitteilungen und entschuldigen uns dafür bei der FAA, dem Kongress, unseren Fluglinienkunden und den Flugpassagieren."

Boeing teilte weiter mit, der Konzern habe nichts vertuscht und sei zuversichtlich, dass alle MAX-Simulatoren effektiv funktionieren. Die Dokumente seien auf Drängen führender Kongressabgeordneter freigegeben worden.

Peter DeFazio, Demokrat aus Oregon und Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Repräsentantenhaus, beschrieb die neu veröffentlichten E-Mails als "unglaublich vernichtend". "Sie zeichnen ein zutiefst beunruhigendes Bild davon, welche Mühen Boeing offenbar bereit war, auf sich zu nehmen, um sich der Kontrolle der Aufsichtsbehörden, der Flugbesatzungen und der Flugpassagiere zu entziehen, selbst als die eigenen Mitarbeiter intern Alarm schlugen."

Die Boeing-Aktie verlor im frühen Handel an der NYSE bereits 0,89 Prozent auf 333,33 US-Dollar. Im weiteren Verlauf rutschte sie tiefer in die Verlustzone. Zum Börsenschluss wie das Papier minus 1,91 Prozent bei 329,92 US-Dollar aus.

Von Andy Pasztor und Alison Sider

NEW YORK (Dow Jones)

Ausgewählte Hebelprodukte auf Boeing

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Boeing

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: Maxene Huiyu / Shutterstock.com

Nachrichten zu Boeing Co.

Analysen zu Boeing Co.

DatumRatingAnalyst
19.11.2024Boeing BuyJefferies & Company Inc.
14.11.2024Boeing BuyUBS AG
13.11.2024Boeing BuyGoldman Sachs Group Inc.
12.11.2024Boeing OutperformRBC Capital Markets
07.11.2024Boeing BuyUBS AG
DatumRatingAnalyst
19.11.2024Boeing BuyJefferies & Company Inc.
14.11.2024Boeing BuyUBS AG
13.11.2024Boeing BuyGoldman Sachs Group Inc.
12.11.2024Boeing OutperformRBC Capital Markets
07.11.2024Boeing BuyUBS AG
DatumRatingAnalyst
28.10.2024Boeing HaltenDZ BANK
14.10.2024Boeing HaltenDZ BANK
31.01.2024Boeing Equal WeightBarclays Capital
17.01.2024Boeing Equal WeightBarclays Capital
08.01.2024Boeing Equal WeightBarclays Capital
DatumRatingAnalyst
03.01.2023Boeing UnderperformCredit Suisse Group
22.12.2022Boeing UnderperformCredit Suisse Group
03.11.2022Boeing UnderperformCredit Suisse Group
02.11.2022Boeing UnderperformCredit Suisse Group
19.10.2022Boeing UnderperformCredit Suisse Group

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Boeing Co. nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"