Lufthansa-Aktie wenig bewegt: Flug-Chaos geht weiter - Lufthansa streicht wohl zehn Prozent der Flüge im Sommer
Das Chaos im deutschen Luftverkehr geht für die Passagiere weiter.
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Das Chaos im deutschen Luftverkehr geht weiter. Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV sind an diesem Freitag knapp 300.000 Passagiere von Flugausfällen betroffen, weil die Gewerkschaft Verdi ganztägig sieben deutsche Flughäfen bestreikt. Die Flughäfen Frankfurt, München, Stuttgart und Hamburg kündigten an, den regulären Passagierbetrieb für den gesamten Freitag einzustellen.
Nach ADV-Berechnungen wird der Warnstreik zu gut 2340 Flugausfällen führen. "Über 295.000 Passagiere werden zum Spielball der Verdi-Streiktaktik", kritisierte der Verband und sprach von einer "beispiellosen Eskalation". Die Ausstände hätten mit Warnstreiks nichts mehr zu tun, meinte auch der Präsident des Branchenverbands BDL und Münchener Flughafenchef, Jost Lammers. "Hiermit überspannt Verdi den Bogen völlig und trägt den Tarifkonflikt auf dem Rücken der Passagiere aus."
Am Donnerstag hatte sich der Betrieb der Lufthansa gerade erst wieder normalisiert, nachdem am Mittwoch die IT-Systeme der größten deutschen Airline zusammengebrochen waren. Ursache für mehr als 230 Flugausfälle in Frankfurt war ein am Vortag von einem Bagger verursachter Kabelschaden an einer Bahnstrecke in Frankfurt. Ebenfalls am Donnerstag versuchten Hacker, die Webseiten sieben kleinerer Flughäfen mit einer Vielzahl gezielter Anfragen zu stören.
Von der Verdi-Arbeitsniederlegung sind auch Dortmund, Hannover und Bremen betroffen. Der Warnstreik soll am frühen Freitagmorgen beginnen und in der Nacht auf Samstag enden. Nach der ADV-Statistik für das Jahr 2022 stehen die sieben Flughäfen für knapp zwei Drittel (64,5 Prozent) des Passagieraufkommens in Deutschland. Überraschend rief Verdi am Donnerstag noch zu einem Warnstreik am Leipziger Flughafen auf, der am selben Tag um 15.00 Uhr beginnen und bis Freitag, 6.00 Uhr, dauern sollte.
Mit dem Ausstand wollen die Beschäftigten ihren Forderungen im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen Nachdruck verleihen. Neben dem öffentlichen Dienst gibt es zudem örtliche Verhandlungen für die Bodenverkehrsdienste sowie eine bundesweite Tarifrunde für die Luftsicherheit.
Verdi und der Beamtenbund DBB fordern im Tarifstreit des Öffentlichen Dienstes 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber haben die Forderungen zurückgewiesen. Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23. Februar in Potsdam geplant. Ein Angebot der Arbeitgeber liegt bislang nicht vor.
Der reguläre Passagierbetrieb werde in Frankfurt am Freitag nicht möglich sein, teilte die Betreiberin Fraport mit. Ausgenommen seien Notflüge für militärische oder medizinische Zwecke und Notfälle. Allein in Frankfurt wurden für Freitag 1005 Flugbewegungen mit 137.000 Passagieren gestrichen. Fraport rief die Fluggäste auf, nicht zum Flughafen zu kommen und sich bei ihrer Fluggesellschaft zu informieren. Auch Umsteiger sind betroffen.
Wegen des Streiks der Beschäftigten im öffentlichen Dienst an sieben deutschen Flughäfen am Freitag streicht die Lufthansa an diesem Tag ihren Flugbetrieb an den beiden deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München komplett. Insgesamt 1.300 Flüge seien von dem Ausfall betroffen, heißt es in einer Mitteilung der Airline.
Die von den Streichungen betroffenen Fluggäste seien bereits informiert. Soweit möglich seien ihnen alternative Verbindungen sowie Umbuchungen auf die Bahn angeboten worden.
Die Lufthansa erwartet den Angaben zufolge, dass der reguläre Flugbetrieb am Samstag "weitestgehend wieder normal durchgeführt werden kann".
Verdi-Vizechefin Christine Behle hatte erklärt, dass über Notdienste Hilfsflüge ins türkisch-syrische Erdbebengebiet vom Streik ausgenommen werden. Zudem könnten Hilfsgüter über den nicht bestreikten Flughafen Frankfurt-Hahn ausgeflogen werden. Es fällt aber auch an den sieben bestreikten Flughäfen eine unbekannte Zahl von Passagierflügen aus, die zumindest theoretisch Hilfsgüter als Beiladung hätten transportieren können. Für Freitag geplante Frachtmaschinen der Turkish Airlines und der Lufthansa Cargo sollen nach Auskunft der Airlines starten dürfen.
Der Warnstreik findet zum Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz statt, die als eines der wichtigsten Treffen zur Sicherheitspolitik weltweit gilt. Von der Aussetzung des normalen Passagierbetriebs in München sind Flüge für die Sicherheitskonferenz ausgenommen, betonte der Flughafen. Die Konferenz arbeite daran, die Anreise der Teilnehmer gewährleisten zu können. Behle hatte die Anreise mit der Bahn oder über den Flughafen Nürnberg empfohlen.
Die Verdi-Vizevorsitzende verteidigte den ganztägigen Warnstreik, der von Kundgebungen und Demonstrationen begleitet werden soll. "Die Beschäftigten, die gerade an den Flughäfen häufig prekär beschäftigt sind, brauchen jetzt Zeichen von den Arbeitgebern, dass sie sich bewegen, und sie brauchen vor allem schnell deutlich mehr Geld - denn jetzt sind ihre Kühlschränke zu füllen, hohe Mieten zu zahlen und extrem gestiegene Energiekosten zu begleichen."
Eine Urabstimmung habe man nicht durchgeführt, weil die Verhandlungen noch nicht gescheitert seien. Das gemeinsame Vorgehen der drei Berufsgruppen entlaste sogar die Flughäfen und die Passagiere, meinte Behle. "Mit ihnen allen gemeinsam an einem Tag zu streiken, bedeutet für die Flughäfen, dass sie sich nur auf diesen einen Tag einrichten müssen und nicht an unterschiedlichen Tagen bestreikt werden."
Die Arbeitgeber der Luftsicherheitsbranche kritisierten den Ausstand. Ihr Verband BDLS wehrt sich gegen die gewerkschaftliche Strategie, dass seine Verhandlungen mit denen des Öffentlichen Dienstes und der Bodenverkehrsdienste verquickt werden. "Verdi macht gemeinsame Sache mit mehreren anderen Gewerken, und so verschwimmen für Außenstehende die Ziele und Grenzen des Streiks. Dies wird ganz bewusst so ausgenutzt" sagte BDLS-Verhandlungsführer Rainer Friebertshäuser.
Lufthansa streicht wohl zehn Prozent der Flüge im Sommer
Die Lufthansa verringert einem Medienbericht zufolge wegen anhaltenden Personalmangels ihr Flugangebot im Sommer deutlich.
Die Kernmarke Lufthansa streiche rund 34.000 Flüge oder zehn Prozent des Angebots an den Drehkreuzen Frankfurt und München, berichtete die "Wirtschaftswoche" am Donnerstag. Ein Lufthansa-Sprecher habe das bestätigt und erklärt, die Branche leide trotz Gegenmaßnahmen insbesondere in Europa weiterhin unter Engpässen und Personalmangel. Die Absagen sollten für Stabilität im Betrieb sorgen. Das Magazin berichtete unter Berufung auf Insider, auch bei den Tochter-Airlines Eurowings und Swiss könne es zu Flugstreichungen kommen. Die Lufthansa war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Im vergangenen Jahr musste die Airline den Sommerflugplan zurückfahren, da der Personalaufbau absehbar im Luftverkehr nicht mit der starken Erholung der Reisenachfrage Schritt hielt. Das hatte geholfen, Chaos an Flughäfen zu verringern. Es kam trotzdem noch zu langen Wartezeiten der Passagiere sowie Verzögerungen und Flugausfällen. Auch die Gewerkschaft Verdi warnte bereits, der Personalmangel sei noch nicht behoben. Sie fordert in Tarifverhandlungen eine bessere Bezahlung, damit mehr Arbeitskräfte gewonnen werden können. Verdi macht dafür ab Donnerstagabend mit einem 24-stündigen Warnstreik des Boden- und Sicherheitspersonals an sieben großen deutschen Flughäfen Druck, darunter auch Frankfurt und München. Der Flugverkehr in Deutschland wird dadurch weitgehend lahmgelegt.
Die Lufthansa-Aktie notiert im XETRA-Handel zeitweise unverändert bei 9,64 Euro.
FRANKFURT (dpa-AFX / Reuters / Dow Jones)
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