Novartis will Augenheilkunde-Sparte Alcon an die Börse bringen
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis sorgt für Klarheit über die Zukunft seiner lange kriselnden Augensparte: Alcon soll abgespalten und an die Börse gebracht werden, teilte Novartis am Freitag in Basel mit.
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Zudem will der Konzern bis Ende kommenden Jahres eigene Aktien für bis zu 5 Milliarden US-Dollar (rund 4,3 Mrd Euro) zurückkaufen. Nach dem Rückzug aus dem Joint Venture mit GlaxoSmithKline drückt der neuen Konzernchef Vasant Narasimhan damit Novartis schnell den nächsten Stempel auf. Am Freitag musste er sich deshalb die Frage gefallen lassen, wohin er den Konzern steuere.
Die Börse reagiert positiv auf die Abspaltung und die Aktienrückkäufe, Novartis-Papiere notierten im morgendlichen Handel gut 3 Prozent höher und belegten damit den Spitzenplatz im Schweizer Leitindex. Novartis-Aktionären könnte die Aufspaltung Wertzuwachs bescheren, wenn auch möglicherweise nur in moderatem Ausmaß, schrieb Analystin Laura Sutcliffe von der Privatbank Berenberg. Extra Schwung beschere der Aktienrückkauf, so die Expertin.
Inwieweit sich die Abspaltung der Augenheilsparte auf die Bilanz von Novartis auswirken wird, könne er noch nicht sagen, betonte Konzernchef Narasimhan in einer Telefonkonferenz mehrfach. Dies gelte auch für die mögliche Bewertung an der Börse. Zuletzt wurde immer wieder über mögliche Abschreibungen spekuliert.
Novartis hatte das lange kriselnde Geschäft im vergangenen Jahr auf den Prüfstand gestellt und sich - weil die Geschäfte zuletzt wieder etwas besser liefen - dann eine Entscheidung bis zum ersten Halbjahr 2019 vorbehalten. Diese fällt nun früher als gedacht: Die strategische Überprüfung habe ergeben, dass eine komplette Abspaltung von Alcon als separat gehandeltes Unternehmen im besten Sinne der Aktionäre sei, erklärte Novartis.
Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Halbjahr 2019 erwartet. Allerdings müssen zuvor unter anderem noch die Aktionäre auf der Hauptversammlung im Februar zustimmen.
Novartis hatte Alcon Anfang des Jahrzehnts für rund 50 Milliarden Dollar vom Schweizer Lebensmittelkonzern Nestle (Nestlé) übernommen. Doch die Geschäfte liefen nicht so wie erhofft. Jahrelang kämpfte Alcon mit rückläufigen Umsätzen. Mehrfach wurde umgebaut. In jüngster Zeit gewann Alcon wieder an Schwung. Der seit diesem Frühjahr amtierende Konzernchef Narasimhan gab nun dem radikalen Schnitt den Vorzug. "Alcon ist zu einer Position der Stärke zurückgekehrt."
Die Abtrennung von Alcon werde es beiden Unternehmen im Alleingang ermöglichen, sich "voll und ganz" auf ihre jeweiligen Wachstumsstrategien zu konzentrieren, hieß es weiter. Die Abspaltung stehe damit auch im Einklang mit der von Narasimhan propagierten Strategie für Novartis selbst. Der Amerikaner will einen rein auf das Pharmageschäft fokussierten Konzern.
Alcon soll sich nun vollständig auf Augenchirurgie konzentrieren sowie den Bereich Vision Care, also Kontaktlinsen und deren Pflegeprodukte. Alcons Augenmedikamente sind bereits vor mehr als zwei Jahren unter das Dach eines anderen Novartis-Geschäftsbereichs gewandert. Das Kronjuwel dieses Ophthalmologie-Portfolios ist das Medikament Brolucizumab. Novartis hofft, aus dem Präparat, das noch nicht am Markt ist, einen Kassenschlager machen zu können.
Durch die Abspaltung wird laut Novartis ein weltweit führendes Unternehmen für Augenheilkunde-Produkte mit mehr als 20 000 Mitarbeitenden entstehen. Das Unternehmen, das im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von rund 7 Milliarden Dollar kam, soll künftig an der Schweizer Börse und in New York notiert sein. Künftig soll Alcon in der Schweiz angesiedelt sein. Der bisherige Hauptsitz Fort Worth soll aber ein wichtiger Standort bleiben.
Die Börsenpläne haben auch personelle Konsequenzen. Der bisherige Alcon-Chef Mike Ball gibt zum 1. Juli den Stab an David Endicott weiter, der bislang für das Tagesgeschäft der Sparte zuständig war. Ball soll nun Präsident des Verwaltungsrates werden.
Nachdem sich Novartis im Februar aus dem Joint Venture mit Glaxo verabschiedet hat und nun die Abspaltung von Alcon vorantreibt, bleibt die Frage, was mit der Generika-Sparte Sandoz geschieht. Diese stand zuletzt vor allem in den USA unter einem erhöhten Preisdruck. "Wir stehen nach wie vor hinter Sandoz", sagte Narasimhan. Dennoch seien gewisse Schwächen nicht von der Hand zu weisen. Diesen gehe man nach und suche nach Lösungen.
Der Aktienrückkauf soll unterdessen bis Ende 2019 abgeschlossen sein. Finanziert wird er vor allem mit dem Geld, das mit dem Verkauf des Anteils am Gemeinschaftsunternehmen mit Glaxo eingenommen wurde. Die Schweizer hatten von den Briten 13 Milliarden Dollar erhalten. Auch nach dem Rückkauf will Novartis nach eigenen Angaben eine "starke und wachsende" Dividende in Schweizer Franken ausschütten.
BASEL (dpa-AFX)
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