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Commerzbank-Aktie knickt ein: Konzernumbau reißt Commerzbank in die roten Zahlen

04.08.21 17:52 Uhr

Commerzbank-Aktie knickt ein: Konzernumbau reißt Commerzbank in die roten Zahlen | finanzen.net

Nach einer halben Milliarde Euro Verlust im zweiten Quartal sind für die Commerzbank schwarze Zahlen im Gesamtjahr 2021 wieder in weitere Ferne gerückt.

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Kosten für Stellenabbau und Filialschließungen haben die Commerzbank im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen gerissen und lassen einen Jahresgewinn unwahrscheinlicher werden. "Das schwabbelt ziemlich um die Nulllinie herum, das kann positiv sein, das kann aber auch negativ sein", sagte Finanzvorständin Bettina Orlopp am Mittwoch in einer Telefonkonferenz auf die Frage, ob der Vorstand einen Überschuss im Gesamtjahr 2021 für möglich hält. An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an.

Ende Juni standen 394 Millionen Euro Verlust in der Halbjahresbilanz des Frankfurter MDAX-Konzerns. Zum Jahresauftakt hatte die Commerzbank noch mit der Rückkehr in die Gewinnzone überrascht. Doch hohe Kosten für den Konzernumbau sowie weitere Rückschläge im zweiten Vierteljahr pulverisierten die Anfangserfolge. Für den Zeitraum April bis Juni wies die Commerzbank 527 Millionen Euro Verlust aus - nach einem Gewinn von 183 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Knof, der die Bank seit 1. Januar führt, äußerte sich gleichwohl zufrieden: "Wir haben im ersten Halbjahr ein solides operatives Ergebnis erzielt." Im Tagesgeschäft verdiente die Bank im ersten Halbjahr 570 Millionen Euro, davon gerade einmal 32 Millionen Euro im zweiten Quartal.

Teuer zu stehen kommt die Commerzbank der seit Jahresbeginn forcierte Konzernumbau. 976 Millionen Euro Aufwendungen buchte das Institut dafür im ersten Halbjahr, davon 511 Millionen im zweiten Quartal. Die verbleibenden rund 170 Millionen Euro der gesamten Umbaukosten von ungefähr 2,06 Milliarden Euro will die Bank überwiegend voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2021 veranschlagen.

Im zweiten Quartal kamen ungeplante Belastungen hinzu: 200 Millionen Euro schrieb die Bank dafür ab, dass sie die unter Knofs Vorgänger Martin Zielke angeschobene Auslagerung der Wertpapierabwicklung abblies. Zudem schmälerten Rückstellungen in Höhe von 66 Millionen Euro infolge des Urteils des Bundesgerichtshofs (BGH) zum Thema Bankgebühren das Quartalsergebnis.

Die Karlsruher Richter hatte Ende April entschieden, dass Banken bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Viele Bankkunden können nun einen Teil zu viel gezahlter Gebühren zurückfordern. "Alles, was wir an Gebühren seit dem Urteil vereinnahmt haben, wird automatisch in den nächsten Wochen zurückgebucht", sagte Orlopp. Kunden mit älteren Ansprüchen könnten sich an die Bank wenden.

Ein Sparkurs soll die Commerzbank, deren größter Anteilseigner der deutsche Staat ist, zurück auf Erfolgskurs bringen. Bis Ende 2024 will der Vorstand die Zahl der Vollzeitstellen konzernweit von etwa 39 500 auf 32 000 verringern. Ende Juni zählte das Institut im In- und Ausland insgesamt 38 671 Vollzeitkräfte.

Noch in diesem Jahr werden 240 Filialen in Deutschland dichtgemacht. Nach Abschluss des Konzernumbaus sollen von 790 Geschäftsstellen noch 450 übrig sein. Ziel des Managements ist, die gesamten Kosten der Bank bis Ende 2024 auf 5,3 Milliarden Euro zu drücken. Das wären rund 20 Prozent weniger als im Jahr 2020. Für das laufende Jahr bekräftigte der Vorstand das Ziel von rund 6,5 Milliarden Euro.

An der Prognose, im Gesamtjahr die Erträge - also die gesamten Einnahmen - zu steigern, hält das Management fest. Im ersten Halbjahr lagen die Erträge mit rund 4,4 Milliarden Euro um 5,5 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr 2020 hatte das Institut rund 8,2 Milliarden Euro Erträge erzielt. Die harte Kernkapitalquote erwartet der Vorstand im Gesamtjahr bei etwa 13 Prozent. Ende Juni lag die Quote bei 13,4 Prozent. Kernkapital gilt als Puffer für Krisen.

Quartalszahlen verschärfen Abwärtstrend der Commerzbank-Aktien

Enttäuschende Geschäftszahlen haben die Commerzbank-Aktien nach einem bereits schwachen Start ins zweite Halbjahr noch tiefer ins Minus gedrückt. Die Papiere des Finanzinstituts büßten letztendlich 5,81 Prozent auf 5,13 Euro ein und waren damit das klare Schlusslicht im MDAX.

Nach einer halben Milliarde Euro Verlust im zweiten Quartal sind für die Commerzbank schwarze Zahlen im Gesamtjahr wieder unsicher geworden. "Das schwabbelt ziemlich um die Nulllinie herum, das kann positiv sein, das kann aber auch negativ sein", sagte Finanzchefin Bettina Orlopp in einer Telefonkonferenz. Zum Auftakt des Jahres hatte das Finanzinstitut noch mit der Rückkehr in die Gewinnzone überrascht, doch hohe Kosten für den Konzernumbau sowie weitere Rückschläge im zweiten Vierteljahr pulverisierten die Anfangserfolge.

Ein Händler bewertete die Kennziffern des Instituts schlechter als jene der Deutschen Bank. Diese hatte auch im zweiten Quartal gute Geschäfte gemacht und das beste Zwischenergebnis seit 2015 eingefahren.

Analysten zeigten sich ernüchtert. Sie hatten mit etwas erfreulicheren Resultaten gerechnet, nachdem die Commerzbank bereits größere Belastungen im Verlauf des Quartals grob beziffert hatte. So habe der operative Gewinn die Markterwartung verfehlt, schrieb der Experte Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan. Auch die Höhe der gesamten Erträge habe enttäuscht.

Die Resultate seien wieder einmal vom Umbau der Bank geprägt und hätten insofern insgesamt die Erwartungen verfehlt, schrieb Analystin Martina Matouskovaam von der Investmentbank Jefferies. Teuer zu stehen kommt die Commerzbank unter anderem der seit Jahresbeginn laufende Konzernumbau inklusive Stellenabbau und Filialschließungen.

Dazu kamen Belastungen im Zusammenhang mit der abgeblasenen Auslagerung der Wertpapierabwicklung. Zudem schmälerten Rückstellungen im Zusammenhang mit dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) zum Thema Bankgebühren das Quartalsergebnis. Der BGH hatte entschieden, dass Banken bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Viele Bankkunden können nun einen Teil zu viel gezahlter Gebühren zurückfordern.

Mit dem Kursrutsch an diesem Mittwoch wurden die seit dem Jahreswechsel bisher erreichten Kursgewinne von in der Spitze gut 30 Prozent wieder ausradiert. Anfang Juni hatte der Kurs mit 6,872 Euro noch den bislang höchsten Stand des Jahres erreicht. Neben einem etwas verbesserten Umfeld für Banken wie der Aussicht auf zumindest mittelfristig wieder steigende Zinsen hatten auch die überraschend starken Geschäftszahlen für das erste Quartal für Auftrieb gesorgt. Seit dem Zwischenhoch war es für die Aktien aber bereits deutlich abwärts gegangen.

In das Bild passt, dass die Aktien der Commerzbank den Papieren der europäischen Wettbewerber seit Beginn des zweiten Halbjahres deutlich hinterherhinken. So steht bei den Anteilsscheinen des deutschen Finanzinstituts in diesem Zeitraum ein Minus von aktuell rund 13 Prozent zu Buche, was den letzten Platz auf dem Branchentableau bedeutet. Der Bankenindex hingegen steht moderat im Plus.

Durch den Kursrutsch seit Anfang Juni hat sich auch das Chartbild immer weiter eingetrübt. Bereits seit Wochen bewegen sich die Aktien unter der 21-Tage-Durchschnittslinie, die den kurzfristigen Trend angibt. An diesem Mittwoch wurde nun auch die 200-Tage-Linie deutlich nach unten durchbrochen. Sie gilt als Indikator für die langfristige Entwicklung.

Auf dem aktuellen Kursniveau werden die Aktien der im Zuge der Finanzkrise teilverstaatlichten Commerzbank zwar fast doppelt so hoch gehandelt wie beim Rekordtief von 2,804 Euro im Corona-Crash vom vergangenen Jahr. Das rechnerische - um viele Kapitalerhöhungen und Aktienzusammenlegungen bereinigte - Rekordhoch der Anteilsscheine aus dem Jahr 2000 aber liegt mit knapp 285 Euro aus heutiger Sicht in praktisch unerreichbarer Ferne.

FRANKFURT (dpa-AFX)

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