ifo-Index steigt trotz China-Sorgen
Das weltweite Börsenbeben hat die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bisher nicht verhagelt.
Im Gegenteil: Der ifo Geschäftsklimaindex legte im August überraschend zu. Gegenüber Juli stieg das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer um 0,3 Punkte auf 108,3 Zähler. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten hingegen einen Rückgang auf 107,5 Punkte erwartet. "Die deutsche Wirtschaft bleibt ein Fels in der weltwirtschaftlichen Brandung", erklärte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Dienstag.
Hauptgrund für den unerwarteten Anstieg dürfte allerdings der Erfassungszeitraum der Befragung sein. Über die Hälfte der rund 7.000 Unternehmen haben sich laut Umfrageleiter Klaus Wohlrabe schon in der ersten August-Hälfte zurückgemeldet, als die Sorgen um die chinesische Wirtschaft noch nicht so groß waren.
"Der Erfassungshorizont ist in der Tat der Punkt. Der aktuelle Wert dürfte daher die Spitze des Index im aktuellen Zyklus sein", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe. Für den September-ifo rechnet Krüger deshalb mit einem Minus, vor allem bei den Erwartungen für die kommenden Monate. "Gerade wirkt sich der nochmals gefallene Ölpreis stützend aus, aber wegen ausbleibender Reformen ist derzeit weltweit nur ein mittleres Wachstum drin", meinte der Ökonom. Das werde vor allem den Export treffen.
Auf Deutschland fokussierte Unternehmen müssen die Verwerfungen auf dem Globus noch nicht in dem Maße fürchten wie die Exporteure. Das Geschäftsklima für den Bausektor erreichte im August beispielsweise den höchsten Stand seit März vergangenen Jahres. Die Baufirmen waren insbesondere mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufriedener. Auch ihre Erwartungen hellten sich weiter auf.
Hingegen hängen die Trauben für das für die deutsche Wirtschaft bedeutende verarbeitende Gewerbe nicht mehr so tief. Die Stimmung hat sich leicht verschlechtert. Ursache dafür waren die merklich zurückhaltenden Erwartungen der Industriefirmen. Weniger Unternehmen planen, die Produktion in nächster Zeit zu steigern. Trotzdem besteht laut Bayern-LB-Analyst Stefan Kipar kein Grund zur Schwarzmalerei. "Insgesamt ist auch hier auf dem gegenwärtigen Stand des Geschäftsklimas von einer weiterhin soliden Entwicklung im Sommer auszugehen", glaubt Kipar.
Während sich das Geschäftsklima im Großhandel leicht eintrübte, profitieren die Einzelhändler von der Konsumlust der Deutschen. Die Stimmung im Einzelhandel ist so gut wie seit Mitte 2011 nicht mehr.
Bei der Beurteilung der aktuellen Lage waren Manager und Firmenchefs über alle Branchen hinweg zufriedener als zuletzt. Der Unterindex kletterte gegenüber Juli von 113,9 auf 114,8 Punkte. Volkswirte hatten erwartet, dass die Lageeinschätzung stabil bleiben würde.
Wenn sie auf die kommenden Monate blicken, sind die Geschäftsführer etwas weniger optimistisch. Die Erwartungen büßten aber nur minimal ein und gaben um 0,1 Zähler auf 102,2 Punkte nach. Die Experten hatten ein Minus von 0,5 Zählern vorausgesagt.
Die Bundesbank hat unterdessen vor übertriebenen Ängsten um die Weltkonjunktur gewarnt. In China normalisierten sich die Wachstumsraten derzeit, aber selbst Raten von womöglich 6 Prozent seien "immer noch ein starkes Wachstum", sagte Bundesbankvorstandsmitglied Joachim Nagel im Interview mit der Börsen-Zeitung.
DJG/chg/apo Dow Jones Newswires
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