Steigendes Aktien-Interesse

Darum könnte das GameStop-Drama langfristig einen guten Effekt haben

22.02.21 22:01 Uhr

Darum könnte das GameStop-Drama langfristig einen guten Effekt haben | finanzen.net

Der jüngste Hype um die GameStop-Aktie dürfte sich für viele Anleger nach der ersten Euphorie zu einem verlustreichen Trauerspiel entwickelt haben. Auf lange Sicht dürften die Ereignisse aber dennoch positive Auswirkungen haben, glauben Experten.

Werte in diesem Artikel

• Kursrückgang bei GameStop nach kurzem Höhenflug dürfte vielen Anlegern heftige Verluste eingebrockt haben
• Erfahrungen mit GameStop gleichzeitig Fluch und Segen
• Experten erwarten positive Auswirkungen auf Finanzbildung der Masse

Es klang zunächst wie ein modernes Märchen: Über die Internetplattform Reddit verabredeten sich Ende Januar zahlreiche Nutzer zum Kauf der GameStop-Aktie, um den "bösen" Hedgefonds, die mit Leerverkäufen gegen das Papier gewettet hatten, eins auszuwischen. Um die Geschichte perfekt zu machen, wurde die Aktie dann auch noch größtenteils über Robinhood und andere Trading-Apps gekauft. Doch das böse Erwachen folgte schnell: Nach einem nur wenige Tage andauernden Höhenflug brach die GameStop-Aktie wieder ein und sackte von ihrem Hoch bei 482,95 US-Dollar auf aktuell 41,16 US-Dollar ab (Stand: 19. Februar 2021). Sie steht damit zwar noch rund 118 Prozent höher als zu Jahresbeginn, das dürfte den meisten Privatanlegern, die sich vom Hype haben mitreißen lassen, jedoch kaum etwas nützen. Denn wer nicht von Anfang an dabei war und erst durch den rasanten Kursanstieg und die mediale Berichterstattung zum Kauf der GameStop-Aktie verleitet wurde und noch auf den Zug aufspringen wollte, dürfte nun einiges an Geld verloren haben.

Doch das Ganze könnte auch eine gute Seite haben, glauben Experten. Denn auch aus Verlusten lernt man mehr über die Funktionsweise des Aktienmarktes und den Aktienhandel. "Wir hoffen, dass Menschen sich in der Situation nicht die Finger verbrannt haben, [sondern] dass es ihr Interesse am Markt geweckt hat und dass sie etwas über die Notwendigkeit lernen, zu investieren anstatt zu zocken", fasst es etwa Ken Zendal, Chef der National Association of Investors, gegenüber "MarketWatch" zusammen. Laut ihm würden bislang viel zu viele Menschen auf Aktien als grundlegenden Baustein der Vermögensbildung verzichten. Eine Situation, die sich aufgrund des GameStop-Hypes und dem damit verbundenen höheren Interesse an Aktien in Bevölkerungsschichten, die zuvor nicht am Aktienhandel interessiert waren, nun ändern könnte.

GameStop-Hype führt zu neuen Aktionären

"Obwohl ich einige Sorgen über die vollen Nachwirkungen von GameStop habe, scheint es so, als ob es zu einer neuerlichen Einsicht geführt hat, dass auch die durchschnittliche Person ohne finanziellen Hintergrund oder Wall-Street-Erfahrung investieren kann", sagte auch Buchautorin Erin Lowry gegenüber "MarketWatch". Die Zahlen scheinen dies zu bestätigen. Wie eine Umfrage von "Cardify" ergab, die dem Online-Magazin vorliegt, hätten rund 44 Prozent von 1.600 befragten selbsttätigen Investoren des Spiele-Einzelhändlers GameStop und der ebenfalls gehypten Kinokette AMC zuvor weniger als ein Jahr Handelserfahrung besessen. Weitere 25 Prozent hätten vor ihrer Investition in GameStop und Co. über bis zu zwei Jahre Erfahrung an der Börse verfügt.

Durch GameStop denken offenbar Menschen über Geld nach und reden über das Investieren, die das vorher nicht getan haben. So zeigt sich etwa der Unternehmenscoach Jay Varcoe auf seiner Webseite beeindruckt davon, dass sich selbst die jüngere Generation über den Aktienkauf unterhält und sich gegenseitig zum Investieren animiert. Er habe dies bei seinem Sohn und dessen Freunden beobachtet, die alle in etwa 18 Jahre alt seien. Diese Entwicklung wird von Experten positiv gesehen, schließlich hat sich in den USA in den vergangenen zehn Jahren kaum etwas an der Aktionärsquote getan. Wie "MarketWatch" unter Berufung auf Daten des Marktforschungsinstitutes Gallup schreibt, hätten im vergangenen Jahr nur 55 Prozent aller Amerikaner Aktien gehalten - in etwa so viele wie auch schon 2010. In Deutschland setzen laut Daten der Deutschen Bank sogar nur rund zwölf Prozent der Bevölkerung auf Wertpapiere - und das in einer Zeit niedriger Zinsen. Es wäre also dringend nötig, dass sich mehr Menschen mit Aktien befassen. Der GameStop-Hype könnte das womöglich leisten.

Finanzwissen bei vielen Neu-Aktionären eher dürftig

Doch während der Appetit auf Aktien nun laut "MarketWatch" offenbar steigt, bleibt das Finanzwissen vieler Neu-Anleger eher dürftig - und das könnte sie in ernsthafte Gefahr bringen. Laut Informationen des Online-Magazins hätten etwa einige Reddit-Nutzer ihr gesamtes Erspartes eingesetzt oder geliehenes Geld investiert, um beim GameStop-Hype dabei zu sein. Offenbar setzten sie auf einen schnellen Profit - und wurden nun hart auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ein Anleger, der mit seinen Investitionen in GameStop und AMC mehrere hundert Dollar im Minus ist, sagte gegenüber "MarketWatch" jedoch, dass diese Erfahrung für ihn ein Anlass sei, mehr über den Aktienhandel zu lernen und eher langfristig zu denken und auch Fundamentaldaten zu beachten. Es werde ihn aber nicht davon abhalten, auch in Zukunft Aktien zu handeln.

Diese Einstellung erhoffen sich die Experten von möglichst vielen Aktionären, die nun mit GameStop und Co. erste Erfahrungen an der Börse gesammelt haben. Denn wie Tim Ranzetta, Gründer einer Non-Profit-Finanzberatung für die jüngere Generation, in einem Gastbeitrag für "CNBC" schreibt, sei der GameStop-Hype ein Lehrstück in Sachen Aktieninvestment gewesen. An ihm habe sich gezeigt, welche Nachteile ein Mangel an Diversifikation mit sich bringe - beziehungsweise welche Vorteile ein breit gestreutes Portfolio biete - und welche Gefahren beim Day-Trading lauern. Auf dem Höhepunkt des GameStop-Hypes seien laut Ranzetta etwa alle ausstehenden GameStop-Aktien an nur einem Tag viermal gehandelt worden, was zeige, dass es hier nicht um ein vernünftiges und langfristiges Investieren gegangen sei, sondern nur um extrem kurzfristiges Zocken, das für viele in einem Verlust geendet haben dürfte. Doch diese Erfahrung könnte womöglich dazu führen, dass - nach dem ersten Schock - das Interesse daran, etwas über die richtige Art des Investierens zu lernen, bei einigen Menschen wächst. Das erhoffen sich zumindest Experten wie Ranzetta, Zendal und Lowry.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Casimiro PT / Shutterstock.com, Ken Wolter / Shutterstock.com

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