Starkes Kreuz

Die zehn besten Schweiz-Investments für deutsche Anleger

17.08.12 15:00 Uhr

Die Schweiz bietet Sicherheit, attraktive Aktien und eine feste Währung. Mit welchen ­Investments Anleger vom Potenzial der Eidgenossen profitieren

von €uro-Redakteur Matthias Fischer

Wenn Sie einen Schweizer Bankier aus dem Fenster springen sehen, springen Sie hinterher. Es gibt bestimmt etwas zu verdienen“, witzelte vor 250 Jahren der französische Philosoph Voltaire. Auch heute noch prägen die eidgenössischen Banken das Bild der Schweiz. Angesichts ihrer Bedeutung für Volkswirtschaft und Finanzstabilität mahnte Mitte Juni 2012 der Vizepräsident der Schweizer Notenbank (SNB), Jean-Pierre Danthine, dass bei den Banken eine „überdurchschnittliche Kapitalausstattung angebracht wäre“. Er zielte damit vor allem auf die beiden Großbanken UBS und Credit Suisse

Der Schuss des SNB-Vizes saß: Die Aktien der beiden Großbanken verloren deutlich an Wert, die Aktie der Credit ­Suisse sackte gar um rund zehn Prozent ab. Und solange nicht klar ist, wie die Zukunft für die Schweiz in einer sich verschärfenden Eurokrise aussieht, dürften auch die eidgenössischen Bankaktien weiter kräftig schwanken.

Ruhe beim Franken

Weniger turbulent geht es dagegen beim Schweizer Franken zu. Die Währung gilt in der Staatsschuldenkrise vielen Anlegern aus der Eurozone als sicherer Hafen. Aus gutem Grund: Wie die Daten zeigen (siehe €uro-Printausgabe) steht die Schweiz ökonomisch weit besser da als die Eurozone. Das führte 2011 dazu, dass immer mehr Investoren in Schweizer Franken investierten — und dessen Kurs so kräftig nach oben trieben. Fast bis zur Parität, bei der ein Franken dem Wert eines Euro entspricht.

Der starke Franken belastet jedoch die exportabhängige Wirtschaft der Eidgenossen gleich doppelt: Zum einen werden Produkte „made in Switzerland“ teurer und damit weniger wettbewerbsfähig. Zum anderen sind bei der Umrechnung in Franken die im Ausland erzielten Gewinne weniger wert. So hat etwa der weltgrößte Warenprüf- und Inspektionskonzern, die SGS AG aus Genf, im Geschäftsjahr 2011 wegen des starken Franken einen Gewinnrückgang um 9,2 Prozent auf 534 Millionen Franken ausweisen müssen.

Wegen dieser Auswirkungen auf die Realwirtschaft beschloss die Schweizer Notenbank im September 2011, den Kurs des Franken bei 1,20 Euro zu deckeln und notfalls so viel frisches Geld zu drucken wie notwendig ist, um diese Grenze zu halten. „Wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so bleiben wie im Moment — also weder gut noch schlecht sind —, dann ist es sehr gut vorstellbar, dass die Grenze für eine einigermaßen lange Zeit erhalten bleibt“, sagte Dan­thine kürzlich der französischsprachigen Tageszeitung „Le Temps“.

Bisher funktioniert die Drohung gut, der Euro pendelt um die ausgerufene Marke. Dennoch hat der Franken gehörig Aufwertungsdruck im Kessel und irgendwann wird dieser Druck abgelassen werden müssen. Denn je schwieriger die Situation im Euroraum wird, desto höher steigt der Druck. Anleihen, die auf Franken lauten, profitieren von einer Aufwertung, weil sowohl die Zinszahlungen als auch die Tilgung in Franken geleistet und dann zum jeweils aktuellen Wechselkurs in Euro umgerechnet wird (siehe entsprechende Anleihen in der Printausgabe).

Auch Schweizer Aktien profitieren, wenn der Franken wieder zulegen sollte. Im SMI sind die 30 größten Unternehmen der Schweiz gelistet. Allerdings hat der Index Schlagseite: Allein der Nahrungsmittelgigant Nestlé nimmt ein Viertel des gesamten Indexwerts ein. Zählt man noch die beiden Pharmakonzerne Novartis mit knapp 19 Prozent und ­Roche mit rund 15 Prozent dazu, so machen diese drei Unternehmen allein rund 60 Prozent des SMI aus.

Defensiv stark

Das hat aber auch Vorteile: Sowohl Nahrungsmittel (gegessen und getrunken wird immer) als auch Pharmaprodukte („lieber auf den neuen Schrank verzichten als bei der Gesundheit sparen“) sind recht unabhängig von der Konjunktur. Damit ist der SMI ein eher defensives Anlagevehikel, das gerade in Krisen Stärke zeigt. Auf Sicht von einem Jahr konnte der SMI denn auch den DAX-Kursindex, bei dem im Gegensatz zum „normalen“ DAX ebenso wie beim SMI die Dividenden nicht einfließen, deutlich schlagen.

Mit einem Indexfonds — etwa dem ETF von der Deutschen Bank — können Anleger direkt auf den SMI setzen. Ein ETF bildet die Entwicklung des SMI genau nach. Ein aktiv gemanagter Fonds wie der AXA Switzerland (€uro-FondsNote 1) kann hingegen davon abweichen: In dem AXA-Fonds ist zwar Nestlé die größte Position — aber nur mit einem Anteil von 8,8 Prozent, gefolgt von Novartis mit 6,4 Prozent und Roche mit sechs Prozent. Weil die SMI-Riesen weniger Gewicht haben, streut der Fonds breiter über das Schweizer Aktienuniversum. Aber auch mit einzelnen Aktien können sich Anleger in der Schweiz positionieren — allen voran mit Nestlé. Die Produkte des größten Nahrungsmittelkonzerns der Welt stehen in den Supermarktregalen rund um den Globus. Durch die globale Aufstellung und das breite Sortiment übersteht der Konzern auch wirtschaftliche Krisen relativ unbeschadet. Was sich im Kurs der Nestlé-Aktien zeigt: Seit 1993 hat er sich von rund sechs Euro auf 45 Euro mehr als versiebenfacht — und darin sind die ausgeschütteten Dividenden noch gar nicht berücksichtigt.

Langfristig können Anleger mit Nestlé-­Aktien also wenig falsch machen. Das sieht auch Philipp Vorndran, Chefstratege der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch so: „Qualitätsaktien wie die von Nestlé werfen seit Jahrzehnten viel mehr Dividenden ab als Bundesanleihen Zinsen, sodass man auf lange Sicht auch einmal Kursverluste verkraften kann“, sagt der Experte.

Der Luxusgüterkonzern Richemont profitiert ebenso wie seine vorwiegend französischen oder italienischen Wettbewerber von der steigenden Nachfrage nach Luxusprodukten in Asien, insbesondere in China. Die Genfer sind vor allem im Spitzensegment der Luxusbranche unterwegs — etwa mit den exklusiven Schmuckmarken Cartier und Van Cleef & Arpels, den Edeluhren von Jaeger-­LeCoultre oder Piaget. „Das Produktportfolio von Richemont ist ideal, um sich bietende Gelegenheiten in Schwellenländern zu ergreifen“, so eine Studie der US-Bank JP Morgan, die für die Aktie ein Kursziel von 55 Euro setzt — rund 20 Prozent über dem aktuellen Niveau.

Und das, obwohl die Aktie nicht günstig ist, wenn man fundamentale Daten berücksichtigt: Die Dividendenrendite liegt bei 1,1 Prozent, das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 15 und das Kurs-Umsatz-Verhältnis bei 2,6. Dafür ist das Unternehmen kaum verschuldet, die Aktie eignet sich vor allem für langfristig orientierte Anleger: Vor zehn Jahren hatte sie noch bei 15 Franken notiert.

Auch der Aromen- und Dufthersteller Givaudan setzt auf die Schwellenländer. Das Unternehmen mit Sitz in Vernier im Kanton Genf erzielt mittlerweile 42 Prozent seines Umsatzes in den Emerging Markets. Rund 50 000 verschiedene Duft- und Aromastoffe stellt das Unternehmen nach Schätzungen von HSBC-Experte Sebastian Satz her. Givaudan beherrscht rund ein Viertel des Weltmarkts für Aromen und Düfte. Da werden Schweizer Bankiers hellhörig.