Symrise-Aktie dreht ins Plus: Wachstumsprognose für 2022 angehoben
Symrise wird nach deutlichem Wachstum im ersten Halbjahr optimistischer für das Gesamtjahr.
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Der Duft- und Aromenhersteller hebt seine Umsatzerwartungen an und rechnet nun mit einem vergleichbaren Wachstum von deutlich mehr als 7 Prozent statt wie bisher mit 5 bis 7 Prozent, wie er in Holzminden mitteilte.
Im ersten Halbjahr wuchs das Geschäft vergleichbar - also ohne die Umsatzbeiträge von zwischenzeitlichen Zukäufen und Wechselkurseffekten - um 10,2 Prozent. Nominell stieg der Symrise-Umsatz auch wegen des Rückenwinds von der Aufwertung des Dollar um 18,5 Prozent auf 2,26 Milliarden Euro.
Das operative Ergebnis (EBITDA) kletterte ebenfalls deutlich, aber mit 15,7 Prozent auf 486 Millionen Euro nicht ganz so stark wie die Einnahmen. Die hohen Rohstoffkosten ließen die Marge von 22 auf 21,5 Prozent sinken. Am Ziel von rund 21 Prozent EBITDA-Marge im Gesamtjahr hielt der DAX-Konzern jedoch trotz Kosteninflation fest.
Nach einem von Vara Research zusammengestellten Konsens hatten Analysten mit 9,2 Prozent organischem Wachstum und einer Marge von 20,8 Prozent gerechnet.
Scent & Care, das Geschäft mit Duftstoffen, Parfümerie-Anwendungen und kosmetischen Wirkstoffen, wuchs organisch um 6,3 Prozent, Taste, Nutrition & Health, das Geschäft mit Aromen und Nahrungsmittelzusätzen, verzeichnete ein vergleichbares Plus von 12,7 Prozent.
"Die Nachfrage ist in vielen Bereichen deutlich gestiegen. Insbesondere Anwendungen für Kosmetika, Feinparfümerie und Heimtiernahrung fragen Kunden stark nach", sagte Vorstandschef Heinz Jürgen Bertram.
Keine Sorgen macht sich der Symrise-Chef auch wegen möglicher ausbleibender Gaslieferungen aus Russland. Davon wäre das Unternehmen nur an seinem Stammsitz im niedersächsischen Holzminden betroffen, wo Symrise ein gasbasiertes Kraftwerk betreibt. "Wir glauben, dass wir 70 Prozent sofort ersetzen können durch alternative Quellen wie Heizöl, wenn wir denn müssten." Auch für den restlichen Anteil arbeite der Vorstand an einer Lösung. Symrise habe seine Lieferfähigkeit so gut wie sichergestellt und erwarte keine Produktionsunterbrechungen. "Die Situation ist bei uns sehr gut unter Kontrolle."
Seinen Optimismus zieht Betram auch aus der breiten Aufstellung des Konzerns, der mit mehr als 30.000 Produkten das ganze Feld der Riech- und Geschmacksstoffe abdeckt, vom Mintgeschmack der Zahnpasta, der Vanille im Magnum-Eis bis hin zu Parfüms. "Wir haben die breiteste Anwendungspalette in unserer Industrie" - das gelte nach wie vor, auch nach der Fusion der Schweizer Firmenich mit DSM. Symrise werde deshalb besser durch die erwartete Abschwächung der Weltwirtschaft kommen als andere. Zudem profitiere der Konzern von seiner "Rückwärtsintegration": "Wir wollen die Produkte, die wir verwenden, soweit wie möglich selbst herstellen und das ist offenbar in der heutigen Zeit der Weg, den man gehen muss."
So reagiert die Symrise-Aktie
Die Aktien von Symrise zeigen sich am Dienstag volatil: Zunächst gewannen sie, dann drehte sie ins Minus. Inzwischen haben sich die Papiere aber wieder in die Gewinnzone vorgearbeitet, zeitweise gewinnen sie via XETRA 0,31 Prozent auf 113,35 Euro.
Am Markt hieß es, Kunden rechneten in diesem Jahr mit deutlichen Preiserhöhungen und könnten daher ihre Lager schon jetzt gut gefüllt haben. Wenn sich aber die Lieferkettenprobleme später wieder normalisierten, könnten die positiven Effekte für Symrise wieder nachlassen, so die Befürchtung. So habe Symrise die Ziele bis 2025 bislang auch nicht angehoben, sondern nur bestätigt.
Die Symrise-Aktien hatten sich zudem seit ihrem Mitte Juni markierten Zweijahrestief bei knapp über 94 Euro bereits wieder um mehr als ein Fünftel erholt, sodass einige Marktteilnehmer nun dazu neigten, im schwächeren Gesamtmarkt nach dem Motto "Sell the Rally" erst einmal Gewinne mitzunehmen.
Die Zahlen der Holzmindener für das zweite Quartal kamen gleichwohl sehr gut an. Sie seien unerwartet stark, so das Fazit von Goldman Sachs.
Von der Baader Bank hieß es, Symrise habe im ersten Halbjahr im Prinzip den gleichen Geschäftstrend gezeigt wie der Wettbewerber Givaudan. Bei Symrise sei allerdings das organische Wachstum dynamischer und der Margenrückgang geringer. Laut Baader-Analyst Andreas von Arx begrenzt die im Branchenvergleich eher hohe Bewertung der Papiere das Kurspotenzial, wenngleich die Papiere im aktuellen Umfeld eigentlich ein "Must-have" für Anleger seien, die auf defensiv aufgestellte Wachstumsunternehmen setzen wollten.
FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX) / Reuters
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