Bayer wuchs 2022 wie angekündigt - Für 2023 aber rückläufiger Gewinn erwartet
Bayer ist 2022 wie erwartet profitabel gewachsen und hat auf operativer Basis ein Fünftel mehr verdient als im Vorjahr, rechnet 2023 aber mit rückläufigem Gewinn.
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Das bereinigte EBITDA, der wesentliche Maßstab für den Erfolg, kletterte im abgelaufenen Jahr auf 13,5 (2021: 11,2) Milliarden Euro, wie der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer in Leverkusen mitteilte. Damit erfüllte Bayer die Markterwartungen.
Getrieben wurde das Ergebnis maßgeblich vom Agrargeschäft, in dem der Gewinn um 46 Prozent stieg. Im Pharmageschäft verbesserte sich das Ergebnis mit 1,6 Prozent nur leicht.
Der Umsatz kletterte um 15 Prozent auf 50,7 Milliarden Euro. Bereinigt um Wechselkurseffekte ergab sich ein Wachstum von knapp 9 Prozent. "Wir haben auch in schwierigen Zeiten geliefert und unsere im August angehobenen Finanzziele erreicht", sagte Vorstandschef Werner Baumann.
Bei einem bereinigten Gewinn von 7,94 (6,51) Euro je Aktie sollen die Anteilseigner eine Dividende von 2,40 Euro bekommen, nach zwei Jahren mit jeweils 2,00 Euro.
Für 2023 stellte Bayer zu konstanten Wechselkursen Umsätze in der Größenordnung von 51 bis 52 Milliarden Euro in Aussicht und einen Rückgang des bereinigten EBITDA auf 12,5 bis 13 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn je Aktie wird zwischen 7,20 und 7,40 Euro gesehen. Wachstumsgetriebene Margenbeiträge und positive Effekte aus den laufenden Effizienzprogrammen könnten die erwarteten Preisrückgänge bei Herbiziden und bei einigen etablierten Pharma-Produkten sowie die unverändert hohen inflationsgetriebenen Kostensteigerungen nicht ausgleichen, erklärte Bayer.
Zahl der Glyphosat-Schadensersatzklagen steigt weiter an
Die Zahl der Schadensersatzklagen gegen Bayer im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat wegen dessen angeblicher krebserregender Wirkung ist zuletzt weiter gestiegen. Laut der aktuellen Bilanz 2022 sind per Jahresende insgesamt etwa 154.000 Fälle bei Bayer eingereicht - rund 5.000 mehr als im Herbst und 16.000 mehr als vor einem Jahr. Zugleich stieg die Zahl der Vergleiche und Fälle, die die Kriterien für einen Vergleich nicht erfüllen, binnen Jahresfrist um etwa 2.000 auf 109.000, wie der Bilanz weiter zu entnehmen ist.
Bayer geht bei Vergleichen inzwischen sehr strikt vor. Sechs einzelne Klagen sind vor Gericht inzwischen zugunsten der Tochter Monsanto ausgegangen.
Schadensersatz-Zahlungen in Milliardenhöhe erwartet
Bayer erwartet für das Jahr 2023 Vergleichzahlungen für anhängende Schadensforderungen in der Größenordnung von 2 bis 3 Milliarden Euro. Das geht aus einer Analystenpräsentation des Pharma- und Agrarkonzerns hervor. 800 Millionen bis 1,7 Milliarden Euro davon seien für potenzielle Vergleiche von Glyphosat-Schadensersatzklagen eingeplant, wie Finanzchef Wolfgang Nickl in der virtuellen Bilanzpressekonferenz erläuterte.
Weitere gut 1,3 Milliarden entfallen auf zwei Vergleiche, die im vergangenen Jahr in den USA im Zusammenhang mit der giftigen, und seit vielen Jahren verbotenen Chemikalie PCB rechtswirksam geschlossen wurden. Das Geld für rund 2.500 Kommunen in einem Sammelvergleich und für den Bundesstaat Oregon in einen Einzelvergleich ist laut Nickl bereits ausgezahlt worden.
Unterdessen ist die Zahl der Klagen gegen Bayer im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat wegen dessen angeblicher krebserregender Wirkung weiter gestiegen - auf etwa 154.000. Das sind rund 5.000 mehr als im Herbst und 16.000 mehr als vor einem Jahr. 109.000 Fälle sind inzwischen entweder durch Vergleich abgeschlossen oder entsprechen nicht den Kriterien, wie der Bilanz weiter zu entnehmen ist.
Bayer geht bei Vergleichen inzwischen sehr strikt vor. Sechs einzelne Klagen sind vor Gericht inzwischen zugunsten der Tochter Monsanto ausgegangen. Die Verfahren, die sich Bayer 2016 mit der umstrittenen Monsanto-Übernahme einhandelte, sind die größte noch anhängige Altlast, die der scheidende Vorstandschef Werner Baumann seinem Nachfolger hinterlässt.
Nickl zeigte sich überzeugt, dass die Glyphosat-Rückstellungen in der Bilanz im Volumen von 6,4 Milliarden Euro ausreichen werden, um alle noch anhängigen und zukünftigen Schadensersatzforderungen zu regulieren. 2020 hatte Bayer mit den großen Klägerkanzleien eine Grundsatzvereinbarung zur Beilegung der Klagen auf dem Vergleichswege geschlossen. Laut Nickl sind dafür bisher 9 bis 9,5 Milliarden Euro geflossen.
Für 2023 peilt Bayer einen Free Cashflow von 3 Milliarden Euro an - nach 3,1 Milliarden im abgelaufenen Jahr. Angesichts der genannten Vergleichszahlungen, der um 20 Prozent erhöhten Dividende und anstehender Meilensteinzahlungen, die im Pharma-Bereich anstehen, werde die Finanzverschuldung mutmaßlich noch einmal ansteigen, nachdem sie 2022 auf 31,8 Milliarden Euro gefallen war. Das ausgegebene Ziel einer Verschuldung von unter 30 Milliarden Euro will Nickl im Jahr 2024 erreichen.
Bayer-Aktie im Minus - Analysten wenig begeistert
Die gut in das neue Jahr gestarteten Aktien von Bayer haben am Dienstag einen Rückschlag hinnehmen müssen. Die Papiere des Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzerns litten unter einem mit Enttäuschung aufgenommenen Gewinnausblick und büßten zuletzt 3,91 Prozent auf 56,29 Euro ein. Damit waren sie der mit Abstand schwächste Wert im DAX 40. Der deutsche Leitindex gab nur leicht nach.
Bayer stellte die Anleger auf weniger schwungvolle Geschäfte ein. Das Wachstum dürfte sich 2023 verlangsamen. Der kräftige Rückenwind durch außergewöhnlich hohe Preise für das Pflanzenschutzmittel Glyphosat lässt weiter nach. Hinzu kommen höhere Kosten und Preisdruck bei einigen Medikamenten.
Bayer kalkuliert für das laufende Jahr um Effekte aus Wechselkursveränderungen bereinigt und damit auf Basis der monatlichen Durchschnittskurse 2022 mit einem Umsatz von 51 bis 52 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll auf dieser Basis 12,5 bis 13,0 Milliarden Euro erreichen.
Die Prognosen für 2023 bezeichnete Analyst Charlie Bentley vom Investmenthaus Jefferies als durchwachsen. Zwar liege der Umsatzausblick etwas über der mittleren Markterwartung, das Ebitda-Ziel aber liege etwas darunter. Der Experte Michael Leuchten von der Schweizer Großbank UBS ergänzte, dass auch die in Aussicht gestellte Spanne für den Gewinn je Aktie im Kerngeschäft enttäuscht habe.
Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan schrieb, dass die Jahreszahlen von Bayer zwar insgesamt positiv seien. Der Markt dürfte sich aber vor allem auf die nach dem Ausblick anstehenden Kürzungen der durchschnittlichen Analystenschätzungen konzentrieren.
Die Aktien von Bayer waren mit viel Schwung in das neue Jahr gestartet und Anfang Februar bis auf fast 66 Euro geklettert. Damals hatte das Bekanntwerden des Einstiegs aktivistischer Investoren die Fantasie der Anleger befeuert. Bereits seit Wochen kursieren Spekulationen über die Konzernstruktur unter dem künftigen Bayer-Chef Bill Anderson, der das Ruder Anfang Juni von Werner Baumann übernehmen wird.
Trotz des Kursrutsches am Dienstag steht bei den Bayer-Aktien seit Jahresanfang gerechnet aber immer noch ein Plus von 16,5 Prozent zu Buche. Der DAX hat in diesem Zeitraum um gut 10 Prozent zugelegt.
Aus charttechnischer Sicht hat sich derweil das Bild eingetrübt. Die Bayer-Papiere rutschten deutlich unter die 21-Tage-Durchschnittslinie, die den kurzfristigen Trend beschreibt. Zudem fiel die Unterstützung um die 58 Euro, die seit Mitte Februar gehalten hat.
Als neue Unterstützung dienen nun die 50- und die 200-Tage-Linien. Diese sind ein Maß für die mittel- und langfristige Entwicklung und verlaufen bei 55,37 Euro sowie bei 55,00 Euro.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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