Siemens übertrifft im zweiten Quartal die Erwartungen - Aktie legt zu
Siemens hat im zweiten Quartal bei leichtem Wachstum in seinen Industriegeschäften deutlich mehr verdient als im Vorjahr.
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Unterstützt von der Mehrzahl der Geschäfte stieg der bereinigte operative Gewinn (EBITA) um 7 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro, wie der Technologiekonzern mitteilte. Damit wurden die Erwartungen deutlich übertroffen.
Mit Ausnahme von Digital Factory und Mobility legten die Gewinne in allen Bereichen zu, die operative Marge stieg um 30 Basispunkte auf 11,4 Prozent und liegt damit im angepeilten Korridor. In der Kraftwerkssparte, die Siemens abspalten will, ging der Umsatz zwar zurück, die Marge verbesserte sich aber mit 170 Basispunkten deutlich.
In den meisten Industriegeschäften verzeichnete Siemens wachsendes Neugeschäft. Insgesamt stieg der Auftragseingang um 6 Prozent auf 23,6 Milliarden Euro und damit erneut stärker als der Umsatz, der um 4 Prozent auf 21,1 Milliarden Euro wuchs. Im Energiemanagement und in der Bahntechnik legte legte das Ordervolumen sogar zweistellig zu. Der Auftragsbestand steht jetzt bei 142 Milliarden Euro.
Der Nettogewinn ging um 5 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zurück. Nachdem im Vorjahr einmalige Portfolioeffekte in Höhe von 700 Millionen Euro den Überschuss beflügelt hatte, profitierte in diesem Jahr von einer niedrigeren Ertragssteuerquote.
Siemens bestätigte den Ausblick für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr. Bei moderatem Umsatzwachstum soll das industrielle Geschäft eine Marge von 11 bis 12 Prozent abwerfen und der bereinigte Gewinn je Aktie zwischen 6,30 und 7,00 Euro liegen. Fünf von sieben Sparten lag mit ihrer Marge zuletzt im oder über dem Zielkorridor.
Der Konzern hat seinen Industriegeschäften zum 1. April einen neuen Zuschnitt verpasst, berichtet wird aber noch in der alten Struktur. Im Bereich Digital Industries wurde das Geschäft der digitalen Fabrik mit der Prozessautomatisierung zusammengefasst, Smart Infrastructure vereinigt Gebäudetechnik mit Energieverteilung, Ladetechnik sowie Stromspeicherung, und unter dem Dach von Gas & Power sind die konventionelle Kraftwerkstechnik das Ausrüstunggeschäft für die Öl- und Gasbranche sowie der Bereich Hochspannungsnetz gruppiert.
Analysten hatten laut Factset im Schnitt mit knapp 20,9 Milliarden Euro Umsatz, gut 2,2 Milliarden Euro bereinigtem operativen Ergebnis (EBITA) im industriellem Geschäft und 1,28 Milliarden Euro Überschuss gerechnet.
Klaus Patzak soll Siemens Gas and Power an die Börse bringen
Siemens-Manager Klaus Patzak soll den geplanten Spinoff der Energiegeschäfte umsetzen. Das Unternehmen ernannte den 54-Jährigen zum Finanzvorstand der noch zu gründenen Gesellschaft, die die Sparte Power & Gas aufnehmen und anschließend an die Börse gebracht werden soll. Patzak soll alle Maßnahmen zur Ausgliederung und Börsennotierung steuern, heißt es in der Mitteilung weiter. Im operativen Geschäft wird er nicht tätig werden.
Die Siemens-Sparte Gas & Power soll in zwei Jahren in der Lage sein, ihr Margenzielband von 8 bis 12 Prozent bezogen auf das operative Ergebnis (EBITA) am unteren Ende zu erreichen. Das geht aus einer Präsentation von CEO Lisa Davis zum Kapitalmarkttag hervor. Dazu beitragen sollen Einsparungen, die bis zum Ende des Geschäftsjahres 2020/21 mit 700 Millionen Euro geplant sind. Verglichen mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr wäre das eine Margenverdoppelung binnen drei Jahren.
Binnen vier Jahren will Davis insgesamt 1 Milliarde Euro an Kosten aus dem Energiegeschäft nehmen. 500 Millionen davon entfallen auf das Sparprogramm, das im vergangenen Jahr für die Kraftwerkssparte beschlossen wurde und das den Abbau von rund 6.000 Stellen vorsieht. Weitere 500 Millionen sollen durch Zusammenlegung von Geschäftseinheiten, schlankere regionale Einheiten und Kostensenkungen in IT-Service und Supply Chain erreicht werden. Es ist unklar, wie viele Stellen dabei wegfallen werden.
Davis kündigte für Gas & Power ferner ein Wachstum auf Marktniveau an. Bis Ende 2020/21 soll der Umsatz um 800 Millionen Euro gegenüber 2017/18 zu legen. Das Potenzial zur Verbesserung der operativen Produktivität sieht Davis bei 1,5 Millarden Euro bis September 2021.
Die Sparte Gas & Power soll inklusive der Siemens-Beteiligung am Windkraftanbieter Gamesa im nächsten Jahr in einem neuen Energieunternehmen aufgehen, die im September 2020 eigenständig an die Börse gebracht wird. "Wir machen das mit höchster Geschwindigkeit", sagte CEO Joe Kaeser.
Siemens lässt sich mit Entscheidung zu Mobility Zeit
Siemens wird über die Zukunft der Bahntechnik-Sparte Mobility nicht in nächster Zeit entscheiden. Ein Update wird es bis spätestens Ende März nächsten Jahres geben, wie aus einer Präsentation von CEO Joe Kaeser zum Kapitalmarkttag hervorgeht. Kaeser hatte zuvor erklärt, Siemens stehe nicht unter Druck, jetzt schnell über das Eisenbahngeschäft zu entscheiden.
Kaeser nannte Börsengang, Spinoff und Joint Venture als mögliche Optionen. Die entscheidende Frage sei dabei die nach dem verfolgten Zweck. Die ursprünglich geplante Fusion mit dem Wettbewerber Alstom war im Februar an Bedenken der EU-Kommission gescheitert.
So reagiert die Siemens-Aktie
Starke Quartalszahlen, die Ausgliederung der kriselnde Energiesparte plus mehr Einsparungen dort - Siemens hat am Mittwoch die Anleger voll überzeugt. Der Aktienkurs stieg zum Handelsschluss um 4,57 Prozent auf 107,16 Euro. Damit zählten Siemens zu den Gewinnern im deutschen Leitindex DAX.
Das "klare Highlight" der Quartalszahlen sei die höhere Profitabilität in den Segmenten Power and Gas und im Energie-Management, sagte Analyst Wasi Rizvi von der Bank RBC. Mit 5,9 Prozent liege die Marge von Power and Gas am oberen Ende der Erwartungen. "Es wird interessant sein, ob dieses Niveau zumindest gehalten werden kann". Im Energie-Management übertreffe die Marge mit 7,5 Prozent die Konsensprognose um um 1,3 Punkte. Die Zahlen berichtete Siemens dabei noch in der alten Struktur.
In die auszugliedernde Energiesparte will Siemens auch den Anteil von 59 Prozent an dem Windradhersteller Siemens Gamesa einbringen. In Zukunft konzentrieren sich die Münchener auf die wachstumsträchtigen digitalen Geschäfte. Mit der Vision 2020+ setze das Industriekonglomerat die Vereinfachung fort, lobte RBC-Analyst Rizvi. Es gebe immer mehr Klarheit über die zukünftige Struktur von Siemens.
Für Andreas Willi von JPMorgan bedeutet die Entscheidung von Siemens die größte Umwälzung seit dem Ausstieg aus der Telekommunikation im Jahr 2006. Dies könnte den derzeit herrschenden Konglomeratsabschlag bei der Siemens-Aktie reduzieren, den der Analyst bei 35 Euro sieht. Er sieht die Entscheidung positiv, da die Ausrichtung auf das digitale Kerngeschäft für Investoren besser einsehbar sei.
Anleger könnten nun also wieder hoffnungsvoller in die Zukunft schauen. Im vergangenen Jahr hatten die Aktionäre nicht viel zu lachen: Der Börsenwert büßte vom Hoch im Januar bis Jahresende nach immer neuen Hiobsbotschaften fast ein Viertel ein. Im Februar dieses Jahres rutschten die Papiere auf den niedrigsten Kurs seit Sommer 2016. Seitdem haben sie sich wieder um 18 Prozent erholt.
"Von vorsichtigem Optimismus zu Optimismus" lautete am Mittwoch denn auch das Fazit des Analysten Ben Uglow von der Investmentbank Morgan Stanley. Die Ausgliederung der 30 Milliarden Euro schweren Sparte Power & Gas sei "ein ganz großer Schritt in der Geschichte von Siemens". Das Unternehmen sei nun fokussiert auf die profitablen Felder Automation und Infrastruktur. Innerhalb des Industriesektors, für den Uglow vorsichtig gestimmt ist, rät der Experte zum Kauf der Siemens-Aktie.
MÜNCHEN (Dow Jones) / FRANKFURT (dpa-AFX)
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