Lufthansa-Aktie fällt: Union Invest gegen zu großen Staatseinfluss bei Lufthansa
Gegen einen zu großen Staatseinfluss bei der Lufthansa hat sich die Fondsgesellschaft Union Investment der genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken ausgesprochen.
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In den Verhandlungen mit der Bundesregierung über Staatshilfen dürfe Lufthansa-Chef Carsten Spohr den Bogen aber nicht überspannen, warnte Portfolio-Manager Michael Gierse vor der für Dienstag geplanten Hauptversammlung des DAX-Konzerns.
"Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer. (...) Wenn die Politik sich ins Geschäft einmischt, sehen wir das Risiko einer überdimensionierten Infrastruktur, die nicht ausreichend an die neue Normalität angepasst wird", erklärte der Investoren-Vertreter am Montag in Frankfurt. Die Corona-Krise biete einer verkleinerten Lufthansa auch Chancen, eine modernere Flotte zu betreiben und den Ausstoß klimaschädlicher Abgase deutlich zu senken.
Im Namen der Anteilseigner verlangt die Union Investment eine einfachere Unternehmensstruktur und eine klare Ausrichtung auf das Premium-Segment. "Und Gedankenspiele über Zukäufe schwieriger Sanierungsfälle wie Alitalia verbieten sich nach der Krise von selbst!", erklärte Gierse. Das Krisenmanagement des Unternehmens lobte er ausdrücklich.
Der Lufthansa-Konzern ist von der Corona-Krise schwer getroffen und hat seinen Flugbetrieb auf ein Minimum reduziert. Mit den Heimatstaaten seiner Fluglinien verhandelt das Unternehmen über staatliche Beihilfen. In Deutschland steht ein Paket von rund 10 Milliarden Euro in der Diskussion. Dem Vernehmen nach ist neben einer stillen, verzinsten Einlage des Bundes auch eine direkte Beteiligung des Staats geplant. An diesem Montag beraten Vorstand und Aufsichtsrat der Lufthansa die Lage.
Lufthansa-Aktien bleiben angeschlagen - Staatshilfen und ihre Nachteile
Erneute Signale auf einen nahen Abschluss der Gespräche über Staatshilfen haben den Aktien der Lufthansa am Montag im schwachen Marktumfeld nicht geholfen. Schon einmal hatten die Anleger auf eine vermeintlich kurz bevorstehende Finanzspritze gesetzt und waren enttäuscht worden. So fielen die Papiere der Airline via XETRA am Montag um 2,97 Prozent auf 7,92 Euro.
Der Vorstand um Konzernchef Carsten Spohr hatte in einem Schreiben an die Belegschaft vom Sonntag mitgeteilt, dass eine Unterstützung in Milliardenhöhe durch den deutschen Staat "ein entscheidender Schritt" für die Zukunftsfähigkeit sei und die Gespräche mit der Regierung in Kürze abgeschlossen sein dürften. An diesem Montag beraten Vorstand und Aufsichtsrat die Lage, am Dienstag folgt die Hauptversammlung.
Bei den Staatshilfen geht es wohl um insgesamt rund zehn Milliarden Euro. Wie der "Spiegel" berichtet, soll etwas mehr als die Hälfte davon als stille Beteiligung fließen. Der Bund wolle eine direkte Beteiligung von 25,1 Prozent an dem Dax-Konzern sowie eine Garantiedividende von neun Prozent. Ein solch hoher Garantiezins sei allerdings nahezu inakzeptabel, sagte ein Aktienhändler.
Auch Analyst Michael von der Société Générale betonte, dass Staatshilfen mit massiven Nachteilen für die Aktionäre verbunden seien. Bezogen auf eine erhöhte Aktienzahl, um dem Bund eine Sperrminorität zu garantieren, hätte die Garantiedividende den Gewinn der Airline im vergangenen Geschäftsjahr um etwa 45 Prozent verwässert, rechnete der Experte beispielhaft vor. Zudem sei die Einmischung in Geschäftsentscheidungen ein Risiko.
Bernstein-Analyst Daniel Roeska - einer der wenigen verbliebenen Optimisten - hatte in der prekären Situation jüngst alle in der Pflicht gesehen: Regierungen, Aktionäre und das Management. Sie seien gemeinsam gut beraten, sich zu bewegen und die Verantwortung zu teilen.
/ceb/DP/zb
BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX)
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