RWE: Im Tal der Tränen

Die Aussichten für den zweitgrößten deutschen Energieversorger sind schon desaströs. Die geplante Klimaabgabe könnte sie noch weiter verschlechtern.
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von Sabine Gusbeth, Euro am Sonntag
Wenn die Aktionäre des angeschlagenen Energiekonzerns RWE am Donnerstag in der Essener Grugahalle zusammenkommen, werden sie ihrem Ärger Luft machen. Während der DAX von Rekord zu Rekord eilt, hat sich der Wert der RWE-Aktie seit dem Höchststand 2008 geviertelt - mit keinerlei Aussicht auf Besserung. Im Gegenteil: Die von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel geplante Klimaabgabe für Braunkohle bedroht den letzten verbliebenen Gewinnbringer des zweitgrößten deutschen Energieversorgers.
RWE leidet, wie auch Konkurrent E.ON, unter den Folgen der Energiewende. Nicht nur, dass die einst lukrativen Atomkraftwerke bis 2022 nach und nach abgeschaltet werden müssen. Auch einstige Gewinnbringer wie Kohle- und Gaskraftwerke rentieren sich kaum noch, weil das wachsende Angebot von Strom aus erneuerbaren Energiequellen die Preise drückt. "Zurzeit wird es von Tag zu Tag schwieriger, ein Gas- oder ein Steinkohlekraftwerk wirtschaftlich am Leben zu erhalten", hat Konzernchef Peter Terium bei der Bilanzvorlage im März deutlich gemacht. Derzeit lege das Unternehmen bei 35 bis 45 Prozent der konventionellen Kraftwerke "Geld drauf", so Terium. Dieses Geschäft sei unter den gegebenen Marktbedingungen "kaum noch tragfähig", stellte er damals nüchtern fest.
Einzig die billige Braunkohle kann im Wettbewerb mit Ökostrom noch bestehen. Doch bei der Energieerzeugung durch Braunkohle wird die Luft besonders stark mit Kohlendioxid (CO2) verschmutzt. Damit könnte allerdings bald Schluss sein. Gabriel will der wachsenden Luftverschmutzung nun Einhalt gebieten und einen sogenannten "Klimabeitrag" - eine Gebühr für Luftverschmutzung - für alte Kraftwerke einführen. Dadurch würde sich auch Braunkohle kaum mehr lohnen. RWE warnt vor den Konsequenzen: "Die Ertragskraft gerade der kostengünstigen Kraftwerke in Deutschland wird beschädigt und Wertschöpfung vernichtet", heißt es in einer Stellungnahme des Konzerns.
Deutlich unter Vorjahr
Bereits 2014 hatte das Betriebsergebnis aus der konventionellen Energieerzeugung nur noch knapp eine Milliarde Euro betragen, fast 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Für 2015 prognostiziert RWE einen weiteren Rückgang. Der Ergebnisbeitrag aus diesem Bereich werde "deutlich unter Vorjahr" liegen, heißt es im Geschäftsbericht.Bereits im März hatte Terium deutlich gemacht, dass die ergriffenen Maßnahmen 2015 wohl nicht ausreichen werden, um das Ergebnis stabil zu halten. Deshalb solle der Sparkurs verschärft und statt der angekündigten 1,5 Milliarden Euro sollen zusätzlich 500 Millionen Euro eingespart werden. Wo der Konzernchef kürzen will, sickerte vergangene Woche durch: Einem Bericht des "Handesblatts" zufolge will RWE vor allem Kosten in der Verwaltung kappen. Dies habe Terium den Mitarbeitern in einer internen Mitteilung angekündigt.
Kein Wunder, stammen doch die Konzernstruktur - und die damit verbundenen Kosten - aus den goldenen Zeiten, als die Gewinne sprudelten. Die neue Sparrunde dürfte für weitere Unruhe in Essen sorgen. Denn anders als Konkurrent Eon, der sich aufspaltet, um den Herausforderungen der neuen Energiewelt gerecht zu werden, verharrt RWE in Schockstarre und setzt auf Sparen.
Einziger Lichtblick ist der im März abgeschlossene Verkauf der Öl- und Gasfördertochter RWE Dea. Die ging für 5,1 Milliarden Euro an den russischen Oligarchen Michail Fridman und dessen Gruppe Letter One. Mit dem Erlös will RWE die Nettoverschuldung dieses Jahr auf unter 30 Milliarden Euro senken.
Anfang März hat der Aufsichtsrat Konzernchef Terium mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2021 Rückendeckung für dessen Sparkurs zugesichert. Doch ob die Aktionäre genauso viel Geduld aufbringen, wird sich am Donnerstag zeigen. Eines ist sicher: Viel Mut wird Terium seinen Anteilseignern nicht machen können. Schon im März hat er betont: "Das Tal der Tränen ist noch nicht durchschritten."
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Bildquellen: RWE
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