Fresenius: Volle Packung
Fresenius-Aktionäre dürfen sich auf der Hauptversammlung über die 22. Dividendenerhöhung in Folge freuen. Der Gesundheitskonzern hält für Anleger ein interessantes Wellnesspaket parat.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Ein Spektakel wird das definitiv nicht. Mit etwa 300 Teilnehmern ist das Aktionärstreffen von Fresenius eines der kleinsten und beschaulichsten im gesamten DAX. Und auch eines der Hauptmotive der Rede von Vorstandschef Ulf Schneider am kommenden Mittwoch im Congress Center der Frankfurter Messe wirkt erst einmal, vorsichtig gesagt, weniger faszinierend: Schneider wird, so lässt das Unternehmen verlauten, über Kontinuität reden.
Was nach gepflegter Langeweile klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als das glatte Gegenteil. Denn Kontinuität heißt beim DAX-Konzern mit Sitz im hessischen Bad Homburg beispielsweise, dass 2014 das elfte Jahr in Folge mit Rekordgewinnen und Rekordumsätzen war. Falls die Anteilseigner wie erwartet den Dividendenvorschlag abnicken, dann wird 2014 zudem das 22. Geschäftsjahr in Folge, für das Fresenius seinen Anteilseignern eine höhere Ausschüttung zahlt. Eine derartige Serie kann sonst kein DAX-Mitglied vorweisen.
Zweifelsohne ist es vorteilhaft für Aktionäre, dass das Unternehmen unter Führung der konservativen Fresenius-Familienstiftung auch im Management Wert auf Beständigkeit legt. Vorstandschef Schneider leitet den Konzern seit 2003. Der 49-Jährige hat in zwölf Jahren neben Gewinn und Umsatz auch den Börsenwert vervielfacht. Anteilseigner fuhren in den jüngsten zehn Jahren im Schnitt rund 20 Prozent Gesamtrendite - also Kursentwicklung plus Dividende - ein. Doppelt so viel, wie es im DAX im Durchschnitt zu verdienen gab - und ein gutes Argument gegen die Kritik, dass rund ein Prozent Dividendenrendite nicht gerade großzügig seien.
Für anhaltende Verwirrung bei Anlegern sorgt indessen die ungewöhnliche Doppelpräsenz der Bad Homburger im DAX. Denn die Konzerntochter Fresenius Medical Care, kurz FMC, ist ebenfalls Mitglied des deutschen Leitindex. Die Mutter Fresenius hält rund 30 Prozent der Anteile am Dialyseweltmarktführer. Sie hat als Komplementärin der Kommanditgesellschaft auf Aktien das Sagen im Dialysekonzern. Die rechtliche Struktur entspricht dabei dem Verhältnis der Stiftung zu Fresenius - und sorgt für Ruhe in beiden Unternehmen. Hektische Wechsel an der Spitze gibt es nicht. Schneider ist erst der fünfte Vorstandschef in der 102-jährigen Firmengeschichte, die auf den Apotheker Eduard Fresenius, den Besitzer der Frankfurter Hirsch-Apotheke, zurückgeht.
Serie von Megadeals
Das überzeugte "Weiter so" der Hessen ist noch aus anderem Grund interessant: Fresenius ist eine effektive Übernahmemaschine. Zukäufe werden rasch und reibungsarm integriert und sorgen gemeinsam mit hohen operativen Zuwachsraten für Vortrieb. "Wir sind kein Langweiler, aber auch kein Konzern, der nur mit Zukäufen expandiert," sagt der Chef dazu. Das ist ein wenig untertrieben: Seit 2003 hat Fresenius fünf Milliardenübernahmen gestemmt und den Umsatz auf über 23 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Die jüngste Übernahme war der Zukauf von rund 40 Krankenhäusern des Betreibers Rhön-Klinikum für gut drei Milliarden Euro.Wann der nächste große Deal kommt? Diese Frage dürfte Schneider vor Aktionären mit Vorsicht beantworten. Schließlich sind die Preise in der globalen Gesundheitsbranche infolge der Übernahmewelle stark gestiegen. Doch die Akquisespezialisten im Konzern nehmen sicher keine Auszeit. "Wir haben genügend Finanzkraft, um weitere Zukäufe zu stemmen. Unser Radar bleibt aktiv", sagt Schneider, der zurzeit aber wohl eher kleine und mittelgroße Unternehmen jagen dürfte.
Anleger werden die Auswirkungen des Rhön-Deals auch im laufenden Jahr spüren: Der Umsatz der Kliniktochter Helios steigt abermals deutlich, weil die neuen Kliniken erstmals über ein volles Geschäftsjahr konsolidiert werden. Das Umbetten der neuen Häuser in die Helios-Struktur läuft offenbar gut. "Wir liegen über Plan", so Schneider.
Das gilt auch für den Geschäftsverlauf des Konzerns insgesamt. Zum dritten Mal haben die Hessen zuletzt ihre Prognose für das laufende Jahr erhöht. Schneider will jetzt währungsbereinigt ein Gewinnplus von 13 bis 16 Prozent zum Vorjahr einfahren, zuletzt waren neun bis zwölf Prozent angepeilt.
Grund zur Zuversicht gibt vor allem die Infusionstochter Kabi. Das Geschäft mit intravenös verabreichten Medikamenten ist der größte Gewinnbringer im Konzern - schließlich fließt, entsprechend dem Anteil, bloß ein Drittel der Gewinne der Dialysetochter FMC zur Mutter. Kabi gelang zuletzt ein Sprung bei der Profitabilität. Denn im größten Absatzmarkt USA waren die Deutschen bei wichtigen Medikamenten lieferfähig, mancher Konkurrent aber nicht. Hintergrund: Die Herstellung der Infusionslösungen muss absolut keimfrei erfolgen. Wegen der Eingriffe staatlicher Aufsichtsbehörden hatten US-Wettbewerber immer wieder Produktionsausfälle.
Kabi lieferte also mehr Medikamente zu teils höheren Preisen. Mit Blick aufs laufende Jahr sorgt zudem die gut gefüllte Pipeline der unternehmenseigenen Generika-Tochter APP für Wohlfühlstimmung. APP hat neue Medikamente wie einen Gerinnungshemmer und ein Muskelrelaxans früher als erwartet durch den Zulassungsprozess geschleust. 2015 soll die operative Gewinnmarge von rund 17 auf bis zu 19,5 Prozent steigen - Kabi ist damit auf dem Weg zu alten Bestmarken.
Druck auf FMC lässt nach
In der größten Sparte FMC läuft es noch nicht ganz so rund. Der Dialysedienstleister erwirtschaftet einen Großteil des Umsatzes in den USA, viele der Patienten werden von staatlichen Programmen wie Medicare für ältere Bürger versorgt. Eine Umstellung der Vergütung durch die US-Gesundheitsbehörden auf Fallpauschalen führte lange Zeit zu Unsicherheit und nachlassender Dynamik - und beendete die Jahre hoher Zuwachsraten für FMC. Seit mehreren Jahren schon steuert Vorstand Rice Powell hier mit umfangreichen Sparmaßnahmen gegen.Inzwischen lässt der Druck nach, die Fallpauschalen sinken nur noch leicht. Im kommenden Jahr sollen sie sogar wieder etwas steigen. FMC wagte deshalb zuletzt einen ungewöhnlichen Schritt: Das Unternehmen stellte eine detaillierte Prognose nicht nur für dieses Jahr, sondern gleich noch eine für das nächste. 2016 soll das Ergebnis demnach um 15 bis 20 Prozent zulegen. Beim Umsatz sind neun bis zu zwölf Prozent Zuwachs drin.
Zum Umsatzschub trägt auch der Einstieg von FMC in Ärztenetzwerke bei, die sich auf die Betreuung von Dialysepatienten spezialisiert haben. Hier geht es um medizinische Dienste im Zusammenhang mit typischen Krankheiten von Patienten mit Niereninsuffizienz wie Bluthochdruck oder Diabetes.
Mancher Beobachter hatte bei FMC schon in diesem Jahr mit höherem Wachstum gerechnet. "Ohne die Prognose für 2016 hätte die Aussage sicher enttäuscht", sagt Analyst Stefan Wimmer vom Bankhaus Metzler. FMC-Chef Rice Powell wird Anlegern Fragen hierzu kommenden Dienstag beantworten. Auch dieses Aktionärstreffen verläuft in aller Regel vollkommen unspektakulär.
Investor-Info
Fresenius
Breitbandrezept
Mit seinen vier Sparten ist der Gesundheitskonzern breit in der klinischen Versorgung von Patienten aufgestellt. Die Infusionstochter Kabi liefert mit rund 18 Prozent die höchsten Margen im Konzern, hier läuft das Geschäft hervorragend. Auch FMC kommt allmählich wieder auf Kurs (siehe unten). Erstaunlich profitabel ist die Kliniktochter Helios mit über zehn Prozent Rendite. Fresenius will im laufenden Jahr bis zu 16 Prozent Gewinnwachstum einfahren, Währungseffekte könnten den Zuwachs sogar noch steigern. Analysten rechnen 2015 mit gut 20 Prozent Gewinnplus. Die Aktie ist angesichts dessen nicht zu teuer. Top-Langfristinvestment.
FMC
Spezialanwendung
Fresenius Medical Care ist ein hoch spezialisierter Dienstleister für die Dialyse und hier weltweiter Marktführer. Rund zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen in den USA. FMC ist somit stark von den Vergütungssätzen im US-Gesundheitssystem abhängig. Hier entspannt sich die Lage allmählich. Die Prognose für das laufende Jahr - bis zu fünf Prozent Gewinnzuwachs, fünf bis sieben Prozent Umsatzplus - fiel noch bescheiden aus. Dafür hat das Unternehmen schon jetzt einen kräftigen Sprung beim Gewinn und Umsatz für das kommende Jahr in Aussicht gestellt. Haltenswert.Ausgewählte Hebelprodukte auf Fresenius Medical Care (FMC) St.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Fresenius
Nachrichten zu Fresenius SE & Co. KGaA (St.)
Analysen zu Fresenius SE & Co. KGaA (St.)
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11.12.2024 | Fresenius SECo Buy | Jefferies & Company Inc. | |
03.12.2024 | Fresenius SECo Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
26.11.2024 | Fresenius SECo Buy | UBS AG | |
21.11.2024 | Fresenius SECo Overweight | Barclays Capital | |
20.11.2024 | Fresenius SECo Kaufen | DZ BANK |
Datum | Rating | Analyst | |
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26.11.2024 | Fresenius SECo Buy | UBS AG | |
21.11.2024 | Fresenius SECo Overweight | Barclays Capital | |
20.11.2024 | Fresenius SECo Kaufen | DZ BANK |
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08.11.2024 | Fresenius SECo Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
06.11.2024 | Fresenius SECo Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
13.09.2024 | Fresenius SECo Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
31.07.2024 | Fresenius SECo Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
31.07.2024 | Fresenius SECo Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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02.11.2021 | Fresenius SECo Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
30.07.2021 | Fresenius SECo Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
23.07.2021 | Fresenius SECo Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
17.03.2021 | Fresenius SECo Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
23.02.2021 | Fresenius SECo Underperform | Jefferies & Company Inc. |
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