Sinken die Hoffnungen?

Nach einem starken Börsenmonat November: So stehen jetzt die Chancen auf eine Jahresendrally

03.12.20 22:02 Uhr

Nach einem starken Börsenmonat November: So stehen jetzt die Chancen auf eine Jahresendrally | finanzen.net

Nach einem für die Finanzmärkte äußerst erfolgreichen Monat November richten Anleger nun ihre Blicke auf den letzten verbleibenden Börsenmonat im Jahr 2020. Doch wer darauf hofft, dass die Börsen zum Jahresende zum Endspurt ansetzen, könnte enttäuscht werden.

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• Dezember ist traditionell ein starker Börsenmonat
• Historie zeigt aber Ausnahmen nach starken November-Börsen
• Fällt die Jahresendrally aus?



Das Jahr 2020 war historisch. Es markierte nicht nur das Ende des längsten Bullenmarktes der Geschichte und einen massiven Einbruch der Finanzmärkte infolge der Corona-Pandemie im Frühjahr, Anleger erlebten in Folge auch eine Erholungsrally, die ihresgleichen suchte. Auch der Börsenmonat November war in vielerlei Hinsicht "außergewöhnlich": Die Turbulenzen um den Wahlausgang in den Vereinigten Staaten und die Hoffnung auf Impfstoffe für das Coronavirus haben Anlegern satte Gewinne beschert. Doch ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Für den letzten Börsenmonat des Jahres sind das alles andere als gute Aussichten.

Analyst zweifelt an Dezember-Potenzial

Dabei gilt der Dezember traditionell als erfolgreicher Börsenmonat. Seit 1945 habe der letzte Börsenmonat für den S&P 500 durchschnittlich mit einem Plus von 1,5 Prozent geendet - in 73 Prozent der Jahre sei der Index im Dezember gestiegen, nach einer Wahl sei dies sogar in 83 Prozent der Fälle so gewesen, erklärte Sam Stovall von CFRA Research.

Der äußerst erfolgreiche Monat November, als der S&P 500 11,2 Prozent gewann und damit den viertgrößten Gewinn aller Zeiten einfuhr, relativiert seiner Ansicht nach aber die Aussichten für den Dezember. In einer Mitteilung an Kunden erklärte er, dass eine starke November Rally häufig Probleme mit der "Santa-Claus-Rally", einem starken Börsenanstieg zum Jahresende also, mit sich bringe.

"Immer wenn der S&P 500 im November um mehr als 5 Prozent zulegte, verzeichnete der Markt im Dezember einen unterdurchschnittlichen Anstieg und eine unterdurchschnittliche Gewinnhäufigkeit", zitiert MarketWatch aus der Mitteilung des Experten.

Neue Impulse Mangelware

Tatsächlich könnte die Jahresendrally in diesem Jahr ausfallen, denn die Themen, die die Märkte im November noch deutlich angeschoben hatten, verlieren langsam an Strahlkraft. Die Hoffnungen auf einen Impfstoff und damit eine nahendes Ende der Corona-Krise und Erholungstendenzen in der Wirtschaft könnte zwischenzeitlich eingepreist sein. Hinzu kommt: Möglicherweise liegt hier sogar Enttäuschungspotenzial für viele Anleger, denn die Tatsache, dass einer oder mehrere Impfstoffe existieren, bedeutet noch nicht, dass eine Grundimmunisierung der Bevölkerung in Reichweite ist. Auch verlief die Impfstoffentwicklung in derart rasendem Tempo, dass über mögliche mittel- bis langfristige Impffolgen noch keine Aussage getroffen werden kann. Und auch die wirtschaftliche Erholung wird wohl nicht schlagartig passieren, bis die Konjunktur wieder vollständig anfährt und die Weltwirtschaft wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht, wird wohl noch einige Zeit vergehen.
Der zweite Börsentreiber, die Amtsübernahme durch Joe Biden in den USA, wird ebenfalls immer wahrscheinlicher und dürfte kaum noch für neue Impulse sorgen.
Hinzu kommt das Dauerthema Brexit, wo es inzwischen nun doch Hoffnung auf eine Einigung zwischen Großbritannien und der Europäischen Union gibt - auch hier könnte Kurspotenzial allenfalls noch kurzzeitig vorhanden sein.

Jahr 2020 hat eigene Regeln

Ungeachtet dessen scheint sich für dieses außergewöhnliche Börsenjahr aber eine Sache herauszukristallisieren: 2020 hat seine eigenen Regeln. Der schnellste Bärenmarkt der Geschichte, eine Turbo-Erholung, die in dieser Geschwindigkeit zuvor noch nie zu sehen gewesen ist und starke Schwankungen im Jahresverlauf. Das Börsenjahr war ungewöhnlich und kaum vorhersehbar. Möglicherweise gilt dies auch für die Jahresendrally.

Redaktion finanzen.net

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