Selbstverständnis

Netflix-CEO: Netflix ist weder ein Tech- noch ein Medienunternehmen

19.09.20 19:53 Uhr

Netflix-CEO: Netflix ist weder ein Tech- noch ein Medienunternehmen | finanzen.net

Die Netflix-Aktie hat in diesem Jahr massiv davon profitiert, dass Anleger das Unternehmen als Techwert einstufen. Doch Netflix-Chef Reed Hastings sieht Netflix in einer Riege mit ganz anderen Börsengrößen.

Werte in diesem Artikel

• Netflix-Chef sieht sein Unternehmen nicht dem Techbereich zugehörig
• Auch kein Mitglied der Medienbranche
• Netflix als Unterhaltungs-Konzern?



Techtitel haben die Markterholung nach dem Corona-bedingten Börsencrash im März angeführt. Davon profitierte auch Streaminggigant Netflix, der im Fahrwasser der FAANG-Titel in den vergangenen Monaten kräftig zulegen konnte. Dabei glaubt der Chef des Unternehmens an andere Kernkompetenzen seines Konzerns.

Netflix weder Tech- noch Medienkonzern?

Denn mit einem typischen Techunternehmen hat Netflix eigentlich wenig gemein. Zwar ist die Basis des Streamingangebots eine technische Plattform, das eigentliche Geschäftsmodell könnte von dem, das Microsoft oder Google verkörpern, aber nicht weiter entfernt sein.

Das sieht auch Reed Hastings so, wie er im Interview mit CNBCs "A View from the Top" betonte: "Tech, ich meine, wir sind tech-basierend, aber wir sind nicht wirklich wie Microsoft oder Google, die in vielen Techbereichen aktiv sind. Wir sind eine einzelne Anwendung, ein einzelner Dienst", macht der Gründer des Streamingunternehmens den Unterschied zu den Techgiganten klar, mit denen sein Unternehmen häufig in einen Topf geworfen wird.

Doch auch als Medienunternehmen will er Netflix nicht eingeordnet wissen, denn diese würden "in der Regel Werbung inkludieren", so Hastings weiter. Das Netflix-Management hatte einem möglichen werbefinanzierten Netflix-Dienst in der Vergangenheit aber immer wieder eine Absage erteilt. Netflix bleibe werbefrei, versprach Hastings.

Netflix sieht sich in anderer Branche

Doch wie ist das Selbstverständnis von Netflix, wenn sich das Unternehmen weder der Tech- noch der Medienbranche zugehörig fühlt? "Alles dreht sich um Unterhaltung. Wir haben in Hollywood mehr Mitarbeiter als im Silicon Valley. Zwei Drittel unserer Ausgaben entfallen auf Inhalte. Wir sind also wirklich ein Unterhaltungsunternehmen", stellt Hastings klar.

Netflix sieht sich also selbst eher der Gruppe um Disney und Co. zugehörig. Für Medienkonzerne hat Hastings einen guten Rat im Gepäck: Sie könnten mit Netflix konkurrieren, wenn sie bereit seien, sich voll und ganz auf Streaming zu konzentrieren. In diesem Zusammenhang lobte er den Schritt von Disney, seinen Kinofilm Mulan auf seinem Disney+-Dienst verfügbar zu machen, während Konkurrent HBO sich mit "Tenet" gegen diesen Schritt entschieden hat. "Man könnte sagen, Disney engagiert sich mehr für seinen [Streaming-]Service als Warner. Es ist also eine Frage des Ausmaßes [des Commitments]. Ich bin mir sicher, dass sie gute Gründe dafür haben. Wir werden sehen".

Zeitgleich prognostizierte er weitere Fusionen und Zusammenschlüsse in der Branche: "Ich denke, es wird auch weiterhin Kombinationen der vorhandenen Marktplayer geben, so wie man es bei Fox und Disney gesehen hat", sagte Hastings. "Normalerweise macht man sich größer, um es mit den anderen Jungs aufzunehmen."

Wird Netflix‘ Selbstverständnis zum Problem?

Die Tatsache, dass Netflix sich selbst nicht als Techkonzern einordnet, könnte unter Umständen ein schlechtes Omen für die Aktienkursentwicklung sein. Denn gerade im Kielwasser von FAANG hat die Netflix-Aktie in den vergangenen Monaten einen kräftigen Aufwärtstrend verzeichnet. Dies könnte sich ändern, wenn Anleger beginnen, dem Streaming-Unternehmen seinen Techcharakter abzuerkennen. Zeitgleich würde sich Netflix auf diesem Weg aber auch aus der Sippenhaft lösen, die eine Zugehörigkeit zum Techsegment, das allgemein als überbewertet gilt, mit sich bringt.

Die Netflix-Aktie hat in den letzten sechs Monaten an der Nasdaq rund 37 Prozent zugelegt, musste zuletzt aber im Sog der Techwerteabwertung Verluste hinnehmen.

Redaktion finanzen.net

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