Schwierige Zeiten

Richtig anlegen in Zeiten von steigenden Zinsen - so geht's

08.07.23 21:03 Uhr

Anlagestrategie: Richtig investieren in Zeiten steigender Zinsen | finanzen.net

Die internationalen Notenbanken haben die Zinswende eingeleitet und stellen die Märkte auf weiter steigende Zinsen ein. Was bedeutet dies für Anleger?

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• Straffe Geldpolitik soll Inflation dämpfen
• Hohe Inflation frisst steigende Zinsen auf
• Aktien bleiben attraktiv



Nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik zwingt die ausufernde Inflation die internationalen Notenbanken zu raschen und starken Leitzinsanhebungen. Denn die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sowie eine starke Nachfrage und globale Lieferkettenprobleme nach der Corona-Krise haben dafür gesorgt, dass sich die Inflationsraten weit vom Ziel der Währungshüter - die EZB strebt beispielsweise eine Teuerungsrate nahe zwei Prozent an - entfernt haben. Nun sollen höhere Zinssätze die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dämpfen und dadurch den Anstieg des Preisniveaus verlangsamen.

Tech-Aktien leiden

Diese Zinsanhebungen belasteten die Aktienmärkte enorm, sie verzeichneten im letzten Jahr deutliche Abschläge. Besonders hart trifft es den Technologiesektor, der in den vergangenen Jahren noch die Zuglokomotive des Bullenmarkts war. Dass die Wachstumswerte derart unter die Räder gerieten, lag zum einen daran, dass Tech-Unternehmen in der Regel stärker fremdfinanziert sind, somit bedeuten steigende Zinsen für sie auch deutlich höhere Finanzierungskosten. Hinzu kommt, dass sich Firmen in Zeiten höherer Zinsen oftmals mit Investitionen etwa in neue Technologien oder Software zurückhalten.

Value-Aktien gefragt

Viele Anleger schichten ihr Portfolio um und setzen verstärkt auf Value-Aktien, also Unternehmen, die zwar gemächlicher wachsen, sich aber durch ein solides Geschäftsmodell, eine dominante Marktstellung sowie eine geringe Verschuldung auszeichnen. Interessant sind insbesondere sogenannte defensive Qualitätsaktien - das sind Konzerne, bei denen die Nachfrage nach ihren Produkten wenig vom Konjunkturzyklus betroffen ist. Ein Beispiel wären Hersteller von Konsumgütern wie Waschmittel oder Toilettenpapier. Ein weiterer Vorteil ist, dass Qualitätsaktien i.d.R. relativ verlässlich eine Dividende auszahlen. Doch auch bei solchen Aktien sind natürlich Kursverluste möglich, so dass Anleger unter Umständen einen langen Atem brauchen um eine verlustreiche Durststrecke auszusitzen.

Anleihen

Auch die Anleihemärkte sind stark in Bewegung. Für bestehende Anleihebesitzer sind es derzeit keine rosigen Zeiten. Zum einen drosseln die Notenbanken ihre Wertpapierkäufe, wodurch deren künstliche Nachfrage sukzessive wegfällt. Zum anderen werden alte Anleihen durch die steigenden Zinsen entwertet, weil neu aufgelegte Anleihen höher verzinst werden. Anleger schichten deshalb in die neuen Schuldpapiere um, was bei den alten zu Kursverlusten führt.

Bei neu emittierten Anleihen dürfen sich Anleger hingegen über einen höheren Kuponsatz freuen. Hinzu kommt, dass Anleihen im Vergleich zu Aktien relativ sicher sind. Doch auch hier dürfte sich das Interesse in Grenzen halten, wenn die Marktteilnehmer für die nächsten Monaten noch weiter steigende Zinsen erwarten. Außerdem sollten Anleger beachten, dass angesichts der hohen Inflation der Realzins vieler Anleihen - der die Kaufkraftentwicklung berücksichtigt - weiter negativ ist.

Inflation frisst Spareinlagen auf

Grundsätzlich positiv ist ein steigendes Zinsniveau für Spareinlagen. Die Zeiten von Strafzinsen nehmen ein Ende und stattdessen nimmt der Wettbewerb zwischen den Banken bei ihren Zinsangeboten Fahrt auf.

Das wären eigentlich guten Nachrichten wenn die sehr hohe Inflation den Wert der Ersparnisse nicht ungebremst zunichtemachen würde. Da die Inflationsrate höher als die nominale Rendite ist, verliert das Vermögen an Kaufkraft. Wer dennoch auf eine Sparanlage setzt - etwa weil der Aktienmarkt zu unsicher erscheint - der sollte dies mittels Festgeld mit einer kürzeren Laufzeit tun, um so flexibel zu bleiben. Dies hat den Vorteil, dass der Anleger, sollten die Zinsen noch weiter steigen, nicht in einer langfristigen Anlage mit schwachen Zinsen feststeckt. Flexibler als Festgeld sind Tagesgeldkonten. Hierbei kommt man jederzeit an das Geld heran, jedoch sind die Zinsen sehr niedrig.

Gold zur Portfolio-Beimischung

Gold gilt zwar als sicherer Hafen und guter Inflationsschutz, dennoch könnte es unter der strafferen Geldpolitik leiden. Da das gelbe Edelmetall nämlich keine Zinsen abwirft, werden verzinsliche Anlageformen relativ gesehen attraktiver. Zur Risikostreuung in einem Portfolio kann eine Gold-Beimischung aber dennoch Sinn ergeben. Gerade in unsicheren Zeiten ist eine durchdachte Diversifikation des Vermögens nämlich äußerst wichtig. Als Faustformel empfehlen viele Berater einen Anteil zwischen fünf und zehn Prozent.

Unsicherheit beim Kryptosektor

Wie sich Kryptowährungen in Zeiten steigender Zinsen entwickeln werden, dazu gibt es schlichtweg keine Erfahrungen. Seit der Einführung der Ur-Kryptowährung Bitcoin ging es mit den Zinsen im Euroraum quasi nur abwärts und in den USA gab es seither lediglich einen Erhöhungszyklus - von Ende 2015 bis 2019. Welchen Einfluss diese Zinsanhebungen auf den Kryptosektor hatte, lässt sich allerdings nur schwer beurteilen, schließlich befanden sich Cyberdevisen damals noch in den Kinderschuhen.

Zuletzt war jedoch zu beobachten, dass Kryptowährungen tendenziell den Aktienmärkten folgten. Dies könnte daran liegen, dass sie von Anlegern als riskantes Asset betrachtet werden. Diese werden in der Regel von steigenden Zinsen belastet weil sie im Gegensatz zu risikoarmen Anlageformen wie beispielsweise Spareinlagen keine Zinserträge abwerfen.

Fazit

Anleger haben es derzeit nicht leicht. Wer das Risiko scheut, muss mitansehen, wie sein Erspartes durch die Inflation erheblich an Wert verliert. Die Inflation zu schlagen kann hingegen hoffen, wer sich auf den Aktienmarkt wagt. Hierbei sollte man auf eine breit gestreute Anlage achten, aber selbst dann besteht das Risiko starker Kursverluste, so dass ein langer Atem erforderlich sein kann.

Redaktion finanzen.net

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