Schwächelndes Wachstum?

Analysten reduzieren Kursziel für NVIDIA-Aktie: Steht NVIDIA vor einem Nachfragerückgang?

14.04.22 23:40 Uhr

Analysten reduzieren Kursziel für NVIDIA-Aktie: Steht NVIDIA vor einem Nachfragerückgang? | finanzen.net

Seit mehreren Jahren gehört NVIDIA zu den am besten performenden Aktien der Welt. Doch inzwischen ist das Rekordhoch in weite Ferne gerückt. Mehrere Analysten stuften die Aktie kürzlich herunter. Ihre Argumentation: NVIDIA habe vorerst das Nachfragehoch überschritten.

Werte in diesem Artikel

• Exklusive Quellen berichten von angeblichem Nachfragerückgang
• Einige Analysten senken Kursziele der Chip-Hersteller
• Zu viel Wachstum eingepreist? NVDIA-Aktie schwächelt

Die NVIDIA-Aktie war in den vergangenen Börsenjahren nicht zu bremsen: Beinahe in jedem Quartal konnte das Grafikkartenunternehmen mit Sitz in Santa Clara (Kalifornien) selbst die kühnsten Erwartungen der Analysten übertreffen, der Aktienkurs sprang immer weiter in die Höhe. NVIDIA ist in vielen Mega-Trends wie autonomes Fahren oder Gaming äußerst gut positioniert, der Markt preiste bislang ein mehrere Jahre anhaltendes enormes Wachstum ein. Jüngst sorgte die Aussage des Analysten C.J. Muse für Aufsehen, in der er NVIDIA als "möglicherweise das wichtigste Technologieunternehmen" der Welt einstufte. Doch nun sorgen zwei Analystenmeldungen für große Beunruhigung unter den NVIDIA-Aktionären. Immer mehr Analysten und Anleger fragen sich: Ist das rasante Wachstum des Unternehmens wirklich in Stein gemeißelt?

Investmentfirma Truist berichtet von Nachfrageeinbruch für Halbleiterprodukte

Vergangene Woche sorgte ein Bericht der US-Investmentfirma Truist für einen breiten Kursrückgang in der Halbleiterindustrie. Wie "Seeking Alpha" berichtete, verfügt Truist nach eigener Aussage über "vertrauenswürdige Beweise für Auftragskürzungen." Truist-Analyst William Stein sprach von einer "plötzlichen, negativen Verschiebung" der Nachfragesituation, die sich in der Auftragslage der Halbleiterhersteller in den kommenden Monaten widerspiegeln werde. Er habe von zwei Experten der Halbleiterbranche exklusive Informationen über Auftragskürzungen erhalten. Der genaue Grund ist nicht genannt worden. Am schlimmsten für die Halbleiterindustrie wäre ein genereller Nachfragerückgang aufgrund von Marktsättigung, verkraftbarer wäre dagegen eine kurzzeitige Abkühlung aufgrund von temporär ausgelastetem Inventar.

Jedenfalls ist Stein für die nahe Zukunft bearish für NVIDIA und Co.: Zwar rechnet der Analyst für das erste Quartal und vielleicht auch noch für das zweite Quartal diesen Jahres mit weiterhin starken Zahlen, jedoch werde sich das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte 2023 deutlich abkühlen. Die Anleger reagierten verunsichert auf diese Nachricht und klickten vermehrt auf den Verkaufsknopf - die Aktien von NVIDIA, AMD und Intel fielen um mehrere Prozent gen Süden.

Auch Baird senkt Kursziele für Halbleiter-Aktien

Stein verknüpfte nämlich diese neuen Informationen mit einer Kaufwarnung für seine Klienten. Zudem senkte der Analyst seine Kursziele für die drei größten Chiphersteller der Welt: Bei NVIDIA von 347 US-Dollar auf 298 US-Dollar, bei AMD von 144 US-Dollar auf 111 US-Dollar und bei Intel von 53 US-Dollar auf 49 US-Dollar. Truist ist dabei nicht das einzige Analystenhaus, das die Kursziele für die Halbleiter-Aktien herunterschraubt. Auch Tristan Gerra von der Investmentbank Robert W. Baird reduzierte sein NVIDIA-Kursziel deutlich von vormals 360 US-Dollar auf nur noch 225 US-Dollar. Laut "Seeking Alpha" begründete Gerra seine Neubewertung mit dem sinkenden Konsumenteninteresse für Grafikprozessoren als Resultat "exzessiver Vorräte". Interessanterweise sieht Gerra den anstehenden "Hard Fork" (Split in der Blockchain aufgrund von widerstreitenden Plänen der Krypto-Programmierer) der Kryptowährung Ether als möglichen Grund für eine weitere "Verschärfung der Nachfrageschwäche" nach Grafikprozessoren an, was NVIDIA als größten Grafikkartenhersteller der Welt besonders treffen würde. Zudem sinke die Nachfrage nach Computern, auch die westlichen Sanktionen gegen Russland würden nicht spurlos an NVIDIA vorbeigehen. Ebenso wie Stein geht auch Gerra davon aus, dass NVIDIA nach einem starken ersten Quartal 2022 die Wachstumsraten der vergangenen Jahre zunächst einmal nicht mehr erreichen wird.

NVIDIA-Aktie schwächelt derzeit nach einem rasanten Anstieg der letzten Jahre

Die NVIDIA-Aktie ist der Börsenliebling vieler Anleger. Bei einer Betrachtung der Aktienperformance ist das kein Wunder: Kosteten die NVIDIA-Papiere vor der Corona-Pandemie noch weniger als 75 US-Dollar, erreichten sie am 22. November 2021 ihr bisheriges Rekordhoch bei 346,47 US-Dollar. Dank dieser Börsenentwicklung gehört der Grafikkartenhersteller mit einer Marktkapitalisierung von über 500 Milliarden US-Dollar nun zu den größten Unternehmen der Welt. Jedoch konnte NVIDIA in den vergangenen Monaten nicht an die erfolgreiche Performance des letzten Jahres anknüpfen. Derzeit kostet die an der NASDAQ notierte NVIDIA-Aktie 222,03 US-Dollar (Schlussstand: 13. April 2022), das Rekordhoch liegt somit weit über 30 Prozent entfernt. Immerhin liegt NVIDIA aber auf 12-Monats-Sicht noch mit über 45 Prozent im Plus. Wenn man Bairds Analyse folgt, dürfte für die jüngste Schwäche der NVIDIA-Aktie neben der allgemeinen Schwäche der Tech-Werte wegen der US-Zinserhöhungen auch unternehmensspezifische Gründe haben - zumal NVIDIA trotz des Rücksetzers mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von deutlich über 50 weiterhin sehr ambitioniert bewertet ist.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Katherine Welles / Shutterstock.com, michelmond / Shutterstock.com

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