Schwache Prognose

Conti-Aktie bricht ein: Continental dämpft Ausblick und senkt Dividende

05.03.20 17:55 Uhr

Conti-Aktie bricht ein: Continental dämpft Ausblick und senkt Dividende | finanzen.net

Der Autozulieferer Continental fühlt sich angesichts des weltweiten Produktionsrückgangs von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen an die Krisenjahre 2008/09 erinnert.

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Dazu trage aktuell die Ausbreitung des Coronavirus und die damit verbundene Einschränkung der Produktion in China bei.

Für 2020 erwartet Continental keine Belebung des wirtschaftlichen Umfelds. So rechnet das Unternehmen 2020 zum dritten Mal in Folge mit einem Rückgang der globalen Produktion, voraussichtlich zwischen 2 und 5 Prozent. Diese Einschätzungen berücksichtigen die bis zum heutigen Tag erfassbaren Auswirkungen des Coronavirus auf das Produktionsvolumen. So geht Continental derzeit von einem weltweiten Produktionsrückgang in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres von über 10 Prozent aus. In China betrage der Rückgang mindestens 30 Prozent.

Darüber hinausgehende Beeinträchtigungen der Produktion und Lieferkette sowie der Nachfrage aufgrund des Coronavirus sind in dem Marktausblick nicht enthalten. Zum aktuellen Zeitpunkt seien diese nicht abschätzbar, schreibt Conti. "Das wirtschaftliche Umfeld wird 2020 herausfordernd bleiben", sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer. "Neben den Produktionsrückgängen setzen Turbulenzen aus der Coronavirus-Epidemie, weiter ungeklärte Handelskonflikte, drastisch verschärfte Abgasvorschriften in Europa sowie die sich rasant entwickelnde Digitalisierung von Geschäftsprozessen und Produkten der global vernetzten Automobilindustrie zu."

Das neue Geschäftsjahr 2020 ist entsprechend verhalten angelaufen. Continental rechnet für 2020 mit einem Konzernumsatz von rund 42,5 bis 44,5 (Vj 44,5) Milliarden Euro und einer bereinigten EBIT-Marge von rund 5,5 bis 6,5 (Vj 7,4) Prozent.

Continental prüft zusätzliche Effizienzmaßnahmen

Wegen des zunehmend schwierigeren Umfelds in der Autobranche prüft Continental zusätzliche Maßnahmen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. "Die Unsicherheit in den für uns relevanten Industrien wächst zusehends. Eine erhoffte konjunkturelle Erholung wird sich weiter verzögern", sagte Continental-CEO Elmar Degenhart laut Mitteilung. "Daher prüfen wir jetzt, wie wir über unser bereits laufendes Strukturprogramm hinaus mit zusätzlichen Maßnahmen auf eine sich abschwächende Gesamtlage und ihre Folgen mittelfristig wirksam reagieren."

Mit ersten Ergebnissen aus diesem Prozess rechne der DAX-Konzern im Mai 2020.

Continental hatte bei Ankündigung des Strukturprogramms Ende September 2019 bereits zusätzliche Projekte nicht ausgeschlossen, sollte die Wirkung der zum damaligen Zeitpunkt definierten Maßnahmen nicht ausreichen, um die angestrebten Ergebnisziele zu erreichen. Damals hatte der Hannoveraner Konzern angesichts erheblicher Investitionen und eines eher trüben Branchenausblicks für die kommenden Jahre einen umfassenden Umbau angekündigt. In zehn Jahren sollen davon bis zu 20.000 Jobs betroffen sein, knapp ein Zehntel der gesamten Belegschaft. Ende November hatte Conti dann bereits angekündigt, drei Werke zu schließen.

Schon 1.000 Jobs von Conti-Kürzungen betroffen - 'Alternativen bieten'

Im Konzernumbau bei Continental mit der Erweiterung neuer Geschäftsbereiche bei gleichzeitigen Kürzungen in alten Sparten sind schon etwa 1.000 Jobs abgebaut worden. Diese Zahl sei in der Summe von 1.768 enthalten, um die die Beschäftigtenzahl bei dem Autokonzern bis Ende 2019 im Vergleich zum Vorjahr zurückging, sagte Vorstandschef Elmar Degenhart am Donnerstag. "Etwa 1.000 Mitarbeiter sind von den Programmen bereits betroffen", sagte der Manager. Mit dem Projekt "Transformation 2019-2029" baut sich das Unternehmen grundlegend um. Der Schwerpunkt liegt auf Sensorik, Elektronik und Software, klassische Felder wie Hydraulik werden heruntergefahren.

"Im Extremfall können wir auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen", bekräftigte Degenhart. "Das gilt auch für die Erweiterungsrunde des Maßnahmenkatalogs." Er stellte klar, dies sei jedoch "die letzte drastische Maßnahme, die vorstellbar ist". Conti sehe sich derzeit jeden einzelnen Standort an und bewerte dessen individuelle Situation und Wettbewerbsfähigkeit. Manche Werke sollen bisherigen Planungen zufolge geschlossen werden, einige werden umgebaut, anderswo entstehen durch Zukunftsbereiche neue Jobs.

Zu den laufenden Verhandlungen mit den örtlichen Betriebsräten wollte Degenhart keine Details nennen. "Wir machen guten Fortschritt und sind in konstruktiven Gesprächen. Und wir versuchen, verträgliche Vereinbarungen zu finden, den Mitarbeitern wo immer möglich Alternativen zu bieten." An einem Programm zur Weiterqualifikation nähmen inzwischen mehr als 100 Kollegen teil. "Wir möchten es ausdehnen in Richtung 1.000 Mitarbeiter", sagte der Conti-Chef. "Wir ziehen an allen Fäden, die sich uns bieten."

Schwacher Margenausblick drückt Continental auf Tief seit 2013

Nach schwachen Profitabilitätssignalen für das laufende Jahr sind die Aktien von Continental am Donnerstag im frühen Handel auf das tiefste Niveau seit Mai 2013 abgerutscht. Die Papiere des Reifenkonzerns und Autozulieferers verloren im XETRA-Handel schlussendlich 12,36 Prozent auf 84,36 Euro.

Bei der um Sondereffekte bereinigten operativen Marge stellte der Konzern die Anleger auf einen Rückgang auf 5,5 bis 6,5 Prozent ein. 2019 war sie bereits auf 7,4 Prozent abgeschmolzen. Analyst Jose Asumendi von der Investmentbank JPMorgan sieht ein Korrekturrisiko für die Markterwartungen von mehr als 20 Prozent.

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