Schumachers Comeback

Ulrich Schumacher: Zurück im Rampenlicht

25.05.15 03:00 Uhr

Ulrich Schumacher: Zurück im Rampenlicht | finanzen.net

Ulrich Schumacher brachte Infineon an die Börse und schied im Streit. Nach Zwischenspielen bei einem US-Investor und einem ­chinesischen Chiphersteller gibt Ulrich Schumacher beim Mittelständler ­Zumtobel Group nun nochmals Gas.

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von Stefan Riedel, Euro am Sonntag

Vier LED-Leuchten können im Chefzimmer fünf verschiedene Lichtstimmungen wiedergeben. Ob nach Tageszeit gedimmt oder in helleren Tönen, das lässt sich beliebig programmieren. Das ist der einzige Luxus, der im unprätentiösen Arbeitsumfeld von Ulrich Schumacher bei der Zumtobel Group in Dornbirn bei Bregenz ins Auge fällt.

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Schumachers Office ist von Glaswänden umgeben. Lichtdurchflutete Großraumbüros mit Sitznischen verbreiten Campus-Atmosphäre. Wenn der hoch­gewachsene Mann aber beginnt, über die technische Funktionalität von Licht und dessen neue Gestaltungsmöglichkeiten durch die LED-Technologie zu schwärmen, erinnert das wieder an frühere Auftritte. An den Macher und Visionär Schumacher, unter dessen Führung die Siemens-Tochter Infineon von der Nummer 17 zum weltweit viertgrößten Chiphersteller aufstieg.

In den Zeiten der New Economy war der passionierte Freizeitrennfahrer einer der schillerndsten Konzernlenker in Deutschland. Keiner von der Sorte, die Analysten und Anlegern nur Visionen vorgaukelte. Aber einer, der beim Börsengang im März 2000, zum Höhepunkt des Dotcom-Hypes, mit dem Porsche an der Deutschen Börse vorfuhr. Und dessen kometenhafter Aufstieg nach einem verlorenen Machtkampf mit seinen Vorstands- und Aufsichtsratskollegen ein abruptes Ende fand.

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Abgehoben hatte die Karriere des promovierten Elektroingenieurs bei Siemens im Jahr 1986. Zehn Jahre später war Schumacher bereits Bereichsvorstand der Halbleitersparte. Nach deren Ausgliederung im April 1999 rückte er auf den Chefposten - und eckte mit seinem unkonventionellen Führungsstil an. Für Irritationen sorgte er auch mit der Drohung, aus steuerlichen Gründen den Firmensitz ins Ausland zu verlegen. ­Zudem warfen ihm Aktionärsschützer wegen eines üppigen Aktienoptionsprogramms Selbstbedienung vor. Im März 2004 waren seine Gegner übermächtig geworden. Schumacher erklärte seinen Rücktritt.

In den neuen Job "so reingerutscht"

Elf Jahre sind seitdem vergangen. Ein langer Zeitraum, in dem Schumacher weitgehend aus dem Blickfeld der deutschen Öffentlichkeit verschwunden war. Im Silicon Valley agierte er als Partner bei Francisco Partners, einer Beteiligungsfirma für Technologieunternehmen. Danach ging es nach Fernost. Als Firmenchef von Grace Semiconductor brachte Schumacher die kriselnde halbstaatliche Firma mit Sitz in Shanghai zwischen 2007 und 2011 in die Gewinnzone. Die Gründung einer Europa-Zen­trale in Villach scheiterte. Seinen Vertrag verlängerte er nicht mehr, blieb dem Unternehmen aber als Berater verbunden. Von seinem Domizil in Salenstein auf der schweizerischen Seite des Bodensees war er danach häufiger Gast in Züricher Finanzkreisen.
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Nach diesen Zwischenstopps will Schumacher nochmals auf die Überholspur - als Vorstandsvorsitzender der Zumtobel Group. Die österreichische Firma aus Dornbirn ist einer der weltweit größten Spezialisten für die Außen- und Innenbeleuchtung von Gebäuden. Anders als Konkurrenten wie Philips oder Osram sind die Kunden der Zumtobel Group im professionellen Beleuchtungsmarkt und nicht im Wohnungsbau angesiedelt.

Für Schumacher ergab sich die Aufgabe, die Zumtobel Group zu leiten, nach eigenem Bekunden völlig überraschend. Zustande kam der Kontakt über die Zufallsbekanntschaft mit Jürg Zumtobel, seines Zeichens Aufsichtsratsvorsitzender des in zweiter Generation familiengeführten Unternehmens. Dabei ging es um einen Erfahrungsaustausch zum Potenzial künftiger Technologien und deren Umsetzung im operativen Geschäft. Zumtobel stand damals vor einem Berg von Problemen. Ineffiziente Vertriebsstrukturen, sinkende Auslastung und schrumpfende Margen im Zuge der ­Eurokrise hatten seit 2011 Umsatz und Gewinn schrumpfen lassen.

Schumacher setzt auf Deutschland

Auf der Habenseite sah der Technik­experte Schumacher das große Potenzial von Zumtobels LED-Technik. Angefangen von der Steuerbarkeit von Farbe und Stärke des Lichts über das Energiesparen bis hin zur Integration in das Internet der Dinge in Gebäuden, also der Verbindung von WLAN, Heizungsreglern oder Rauchmeldern. Die Stärke von Zumtobel, so Schumacher, liege in der Firmen-DNA mit ihrer starken Verbindung von moderner Technik und hochwertigem Design. Wer in Zukunft ganz vorn stehen wolle, so das Resümee von Schumacher, müsse sich nur den beschleunigten Innovationsgeschwindigkeiten anpassen.

Seit Schumacher im Oktober 2013 das Ruder übernahm, hat in vielerlei Hinsicht ein Hallo-Wach-Effekt stattgefunden. Zum einen setzte er zum Schnitt bei Vertrieb und Produktion an. Um die Kapazitätsauslastung zu steigern, ließ er weniger rentable Werke schließen - und zugleich das Markenprofil schärfen. Die Kernmarke Zumtobel soll wieder für Design und Technik in der Premium-Preisklasse stehen.

Auf der Vertriebsseite greift ein neues Bonussystem. "Die drei Prozent an variabler Vergütung von früher waren wenig Anreiz. Mit einem Plus von bis zu 40 Prozent und Gehaltseinbußen von bis zu 20 Prozent im neuen Schema sieht das anders aus", sagt Schumacher mit sonorer Stimme. "Außerdem haben wir uns in der Vergangenheit den Luxus geleistet, unsere Produkte in bestimmten Segmenten wie dem Großhandel, der 40 Prozent des Gesamtmarkts ausmacht, oder der Straßenbeleuchtung nicht zu verkaufen." Das wird jetzt anders. Mit 80 Prozent der Erlöse bildet Europa den wichtigsten Markt. Und da forciert Schumacher vor allem die Expansion nach Deutschland, wo die Zumtobel Group zurzeit auf einen Marktanteil von nur sechs Prozent kommt: "Dort müssen wir hausgemachte Probleme angehen."

Heute sucht er Bodenhaftung

Sein langfristiges Ziel ist - wie sollte es anders sein - sehr ambitioniert: Die Zumtobel Group soll sich als weltweit führendes Unternehmen in der Lichttechnik etablieren. "Wir bleiben Licht­experten - klein, aber fein, mit spezieller Expertise als Partner für die Googles und Ciscos dieser Welt." In der Praxis bedeutet das: Die Gesellschaft soll nicht nur für schicke und energiesparende Beleuchtung stehen, sondern auch ins Geschäft mit internetbasierter Software einsteigen. Dazu zählt das Programmieren von Licht-Apps, mit denen sich die Beleuchtung per Smartphone steuern lässt. Die ersten drei Zumtobel-Programmierer haben bereits ihre Arbeit aufgenommen. Nicht in Dornbirn, sondern im Silicon Valley. Dort und weniger in Europa, so Schumacher, werden die guten Ideen geboren. Um seine Ziele zu erreichen, hat Schumacher um sich ein neues Vorstandsteam aufgebaut. Dazugestoßen ist etwa Rogier van der Heide, ein international renommierter Designer von Philips, als neuer Vorstand für Design und Marketing.

An der Börse kommt die neue Marschrichtung an. Seit Schumachers Start hat sich der Aktienkurs verdoppelt. Vor allem, weil Zumtobel nach den ersten Sanierungsschritten bei Umsatz und Ertrag zu liefern beginnt. Nach vorläufigen Zahlen schaffte Zumtobel im Geschäftsjahr 2014/15 ein Umsatzplus von 5,3 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Der um Sonder­effekte bereinigte operative Gewinn schnellte um 39,7 Prozent auf 66,5 Millionen Euro in die Höhe.

Anders als in der Vergangenheit will Schumacher Bodenhaftung bewahren. "Gerade die Zeit in Fernost hat mich ­Demut gelehrt, was früher nicht gerade meine ausgeprägteste Eigenschaft war", sagt er und faltet dabei seine Hände auf Brusthöhe. Immer wieder betont er im Gespräch die neue Rolle seines Privat­lebens. Die habe jetzt mindestens dieselbe Bedeutung wie die Karriere. Der inzwischen 57-Jährige hat zum zweiten Mal geheiratet und ist 2014 nochmals Vater geworden.

Zwar reizt es ihn immer noch, sich wieder einmal ans Steuer eines Rennwagens zu setzen und seinem früheren Hobby zu frönen. Die Prioritäten hätten sich aber verschoben. Sein Vertrag bei Zumtobel läuft zum Ende des Geschäftsjahres 2016/17 aus. Schluss ist für ihn dann noch lange nicht: "Wahrscheinlich ist Zumtobel die tollste Aufgabe meines Lebens. Ich denke nicht, dass ich auf Sicht der kommenden fünf Jahre hier in eine Situation komme, in der es mir langweilig wird."

Vita:

Promovierter Vorstandschef
Der 1958 in Bergisch-Gladbach geborene Ulrich Schumacher wuchs in einer mittelständischen Unternehmerfamilie auf. Er studierte Elektrotechnik in Aachen, wo er auch promovierte. Seine Kar­riere startete 1986 bei Siemens, 2004 musste er als Vorstandsvorsitzender der Halbleitertochter Infineon seinen Hut nehmen. Nach Zwischenstationen ist Schumacher seit Oktober 2013 Vorstandschef des österreichischen Beleuchtungsspezialisten Zumtobel Group

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Bildquellen: Rainer Rehfeld/Zumtobel AG

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