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Weitere Fusionen und Übernahmen im Bahnsektor erwartet

20.04.15 13:54 Uhr

Weitere Fusionen und Übernahmen im Bahnsektor erwartet | finanzen.net

Nach Jahren der Stabilität tritt der Rollmaterialsektor in eine neue Phase von Fusionen und Übernahmen (Mergers &Acquisitions, M&A).

Die Konsolidierung bei Materialherstellern und Zulieferern im Bahnsektor könnte sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Zu diesem Schluss kommt Standard & Poor’s Ratings Services in ihrem erst kürzlich veröffentlichten Kommentar "For Europe’s Rail Supply Industry, More Consolidation Could Be Down the Line".

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Herausforderungen für die Unternehmen

Ein entscheidender Faktor dafür ist der Wettbewerbsdruck auf die Hersteller von Rollmaterial. Um überhaupt in der Lage zu sein, auf große Aufträge für voll integrierte Systeme bieten zu können, benötigen die Unternehmen eine kritische Masse. Dieser Umstand wird den Trend zu weiteren Konsolidierungen aus unserer Sicht begünstigen. Auch die Erfüllung von zunehmenden lokalen Vorgaben hinsichtlich Importquoten und Vor-Ort-Montagen in Entwicklungsländern hat Folgen für die Unternehmen und spricht für weitere Konsolidierungen im Bahnsektor.

Die Zunahme von Fusionen und Übernahmen wird die Wachstumsbereiche in dieser Industrie beeinflussen und eine leichte Verlagerung der Marktdynamik bewirken, die sich mit der Zeit auf die Wettbewerbsfähigkeit mancher Hersteller auswirken dürften. Mit Blick auf den erneuten Fokus auf Vorortzüge ist zu erwarten, dass die Aspekte Komfort, Betriebskosten und Sicherheit höher eingestuft werden als Höchstgeschwindigkeit und damit auch zu wichtigen Unterscheidungsmerkmalen bei der operativen Performance von Rollmateriallieferanten werden.

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Geplante Fusionen und Übernahmen

Im Februar kündigte das japanische Unternehmen Hitachi an, die zur Finmeccanica Gruppe gehörenden Ansaldo STS und Ansaldo Breda übernehmen zu wollen. In China sind die zwei größten staatlichen Hersteller von Rollmaterial im Begriff, einen globalen Riesen mit einem Jahresumsatz von etwa 25 Mrd. Euro zu bilden. Dieser Schritt zeigt die Entschlossenheit Pekings, effektiver in den Wettbewerb mit Rivalen aus Exportmärkten einzusteigen. Und das in Frankreich ansässige Unternehmen Alstom hatte bereits angekündigt, später dieses Jahr das Signalanlagengeschäft von General Electric zu übernehmen.

Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit

Bisher waren die Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit der gerateten Unternehmen begrenzt. Doch wenn die Konsolidierung anhält, könnte sich dies ändern. Auch könnten weitere Firmen Ratings nutzen, um die Kapitalmärkte zur Finanzierung ihrer Akquisitionen anzuzapfen.

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Von Eric Tanguy, Senior Director bei Standard & Poor’s Ratings Services in Paris

Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Credit Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de



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