Die Rückversicherungsbranche: Disziplin ist gefordert
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In dem Bericht "Discipline Is Necessary As Reinsurers Adjust Their Exposure To Catastrophe Risk" untersucht Standard & Poor’s Ratings Services die unterschiedlichen Herangehensweisen der Rückversicherer an Katastrophenrisiken vor dem Hintergrund eines anhaltend weichen Marktes.
Zwei Jahre mit vergleichsweise niedrigen Schadensforderungen haben zu Rekordhöhen an Kapital im Rückversicherungssektor beigetragen und den aktuellen Abwärtstrend im Preisgefüge zur Absicherung von Katastrophenrisiken ausgelöst. 2014 wurden die versicherten Verluste aus Katastrophen auf etwa 35 Mrd. US-Dollar geschätzt und damit auf etwa die Hälfte des 10-Jahres-Durchschnitts von 64 Mrd. US-Dollar für die Rückversicherer weltweit. Nun stehen die Rückversicherer vor schwierigen strategischen Entscheidungen, wenn sie ihr Engagement an die rückläufige Anzahl an Katastrophen anpassen. Hier ist Disziplin gefordert.
Geringeres Exposure
Untersucht man das Exposure von Rückversicherern bei Katastrophenrisiken, so zeigt sich ein Auseinanderlaufen in der Reaktion auf die nachgebenden Märkte. Das Exposure der meisten Rückversicherer hat im Vergleich zum Kapital kontrahiert; einige haben in diesem Jahr jedoch mehr Risiken gezeichnet. Aus der Sicht von Standard & Poor‘s schwächt ein erhöhter Fokus auf Katastrophenrisiken die Risikoposition eines Rückversicherers, weil dadurch die Volatilität der Erträge und in der Bilanz steigt. Gerade bei Rückversicherern mit gering diversifiziertem Portfolio geht Standard & Poor’s von einer höheren Anfälligkeit gegenüber Katastrophenrisiken und entsprechend von einer möglichen Verschlechterung der operativen Performance dieser Rückversicherer aus.
Höhere Kapitalisierung bietet Schutz vor extremen Ereignissen
Aus Sicht von Standard & Poor’s hat die Branche nach einem weiteren Jahr mit relativ wenigen Großschäden mehr Kapazitäten als je zuvor, um auch signifikante Verluste aus Katastrophen verkraften zu können. Die Kapitalpositionen haben sich 2014 weiter verbessert, und der Sektor konnte seine äußerst starken Kapitalpositionen, die über dem Kapitalanforderungsniveau für ein "AAA" liegen, halten.
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Weiterhin starke M&A-Bewegungen bei Rückversicherern
Dennoch geht Standard & Poor‘s von einem weiteren wettbewerbsintensiven und schwierigen Jahr für den Rückversicherungssektor aus. Für die nächsten 12 bis 24 Monate erwartet S&P nicht, dass die Profitabilität wieder die starken Niveaus der letzten fünf Jahre erreicht. Auch eine starke Preiserholung oder Verringerung des Wettbewerbs ist nicht zu erwarten. Vielmehr scheint sich auch bei den Rückversicherern das Darwinsche Gesetz durchzusetzen, demzufolge nur diejenigen überleben, die stark oder anpassungsfähig genug sind.
Entsprechend sind auch bei den Rückversicherern zahlreiche Merger & Akquisitionen zu beobachten. Die Neukonfigurierung in der Branche wird wahrscheinlich zu weniger und dafür größeren Rückversicherern führen. Der Weg dahin ist mit Herausforderungen gepflastert, so etwa bei der Umsetzung und Integration neuer Transaktionen oder im Wettbewerb mit anderen Playern. Der Erhalt der Profitabilität und der Kapitalquoten wird schwierig, insbesondere vor dem Hintergrund weiter sinkender Preise und nur langsam wachsender Investmentrenditen.
Weiterhin starke M&A-Bewegungen bei Rückversicherern Dennoch geht Standard & Poor‘s von einem weiteren wettbewerbsintensiven und schwierigen Jahr für den Rückversicherungssektor aus. Für die nächsten 12 bis 24 Monate erwartet S&P nicht, dass die Profitabilität wieder die starken Niveaus der letzten fünf Jahre erreicht. Auch eine starke Preiserholung oder Verringerung des Wettbewerbs ist nicht zu erwarten. Vielmehr scheint sich auch bei den Rückversicherern das Darwinsche Gesetz durchzusetzen, demzufolge nur diejenigen überleben, die stark oder anpassungsfähig genug sind. Entsprechend sind auch bei den Rückversicherern zahlreiche Merger & Akquisitionen zu beobachten. Die Neukonfigurierung in der Branche wird wahrscheinlich zu weniger und dafür größeren Rückversicherern führen. Der Weg dahin ist mit Herausforderungen gepflastert, so etwa bei der Umsetzung und Integration neuer Transaktionen oder im Wettbewerb mit anderen Playern. Der Erhalt der Profitabilität und der Kapitalquoten wird schwierig, insbesondere vor dem Hintergrund weiter sinkender Preise und nur langsam wachsender Investmentrenditen.
Von Charles-Marie Delpuech, Analyst bei Standard & Poor’s Ratings Services in London
Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Credit Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de
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