Trotz niedriger Kurse: UBS-Analyst rät von "Buy the Dip"-Strategie ab - Ölpreisschock voraus?
Der Krieg in der Ukraine hält auch die Anleger in Atem: Die Finanzmärkte schwanken seit Kriegsbeginn deutlich. Lohnt es sich also, bei niedrigen Aktienkursen nachzukaufen? UBS-Stratege Stuart Kaiser rät von vermeintlichen Schnäppchenkäufen ab.
Werte in diesem Artikel
• UBS-Experte rät von günstigen Einstiegen ab
• Richtiger Zeitpunkt aktuell schwierig zu bestimmen
• Warnung vor Ölpreisschock
Krieg in der Ukraine sorgt für Unruhe am Aktienmarkt
Der Angriff Russlands auf die Ukraine erschütterte nicht nur die weltweite Bevölkerung, sondern hatte auch Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte. So schloss der deutsche Leitindex DAX am Tag der Invasion etwa 3,96 Prozent schwächer bei 14.052,10 Punkten, auch andere europäische Börsen beendeten den Handel tiefrot. Seitdem sind die Märkte von starken Kursschwankungen geprägt: Zwar zeichnen sich nach hoffnungsvollen Berichten über eine mögliche Entschärfung der Kriegssituation zeitweise Erholungsphasen ab, negative Meldungen machen die verbuchten Gewinne zum Zeil aber wieder zunichte.
Doch wie sollte man als Anleger reagieren? Eine beliebte Strategie ist es, bei niedrigen Kursen nachzukaufen. Könnte sich das aktuelle Umfeld also für "Buy the Dip"-Schnäppchen lohnen?
"Buy the Dip"? Nicht bei der UBS
Die Schweizer Großbank UBS scheint von dieser Strategie nicht begeistert zu sein. "Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt definitiv keine Käufer von fallenden Kursen", erklärte Analyst Stuart Kaiser kürzlich gegenüber "Yahoo Finance Live". "Perspektivisch gesehen waren wir schon vor dem Russland-Ukraine-Konflikt besorgt über die erste Hälfte dieses Jahres, allein aufgrund der Fed und der wachsenden Inflationsdynamik. Die geopolitischen Ereignisse verstärken das nur." Zu groß sei die Gefahr, den richtigen Zeitpunkt für einen günstigen Einstieg zu verfehlen, so der Stratege gegenüber den Moderatoren Julie Hyman und Brian Sozzi. "Wenn man sich die ‚Buy the Dip‘-Ereignisse der letzten 70 oder 80 Jahre ansieht, wird man in der Regel dafür belohnt, dass man vorsichtig und geduldig war. Wenn man versucht, die Kursdelle zu kaufen und es zu früh tut, hat das wirklich negative Auswirkungen auf das Portfolio. Aus unserer Sicht sind die Abwärtsbewegungen in Europa einfach zu extrem, als dass man sich darauf einlassen könnte. Und die Geschichte legt nahe, dass man eher geduldig sein sollte, als zu früh auf die Kursdelle zu setzen."
Riskanter Einstiegszeitpunkt
Für risikofreudige Investoren stellt sich daher die Frage, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um von niedrigen Kursen zu profitieren. Laut Kaiser ist die genaue Bestimmung des Einstiegszeitpunkts durch das aktuelle Spannungsfeld aber eine deutliche Herausforderung. "Aus meiner Sicht hätte ich vor der Ukraine gesagt, dass wir nach tatsächlichen Beweisen dafür suchen, dass die Inflation in den USA ihren Höhepunkt erreicht hat und dass die Fed ihre Geldpolitik vollständig eingepreist hat.", so der UBS-Analyst. "Mit der Einführung dieses höchst unsicheren Ereignisses in der Ukraine wäre es ein Fehler, wenn ich versuchen würde, eine Prognose darauf abzugeben, was wir sehen werden." Bestimmende Faktoren dürften demnach die weiteren Auswirkungen des Krieges auf Europa, der Hochpunkt der US-Inflation sowie die weitere Zinspolitik der Fed sein.
Welche Folgen steigende Ölpreise für die USA und Europa haben könnten
Während die Aktienkurse derzeit oftmals unter Druck geraten, schnuppern die Ölpreise Höhenluft. Nicht nur besteht die Angst vor Erdölknappheit als Folge des Kriegs, auch nehmen die Rohölbestände durch Sanktionen gegen Russland weiter ab. Präsident Wladimir Putin versicherte jedoch, dass man den Lieferverpflichtungen bei den Energieexporten nachkommen werde. Auf die Frage, welche Folgen weiterhin steigende Ölpreise für westliche Länder haben könnten, differenziert Kaiser aber zwischen den USA und Europa. "Ich denke, in den USA haben sich Ölpreisschocks historisch gesehen fast immer ein wenig ausgeglichen", so der Markexperte. Zwar leiden die Verbraucher unter starken Ölpreisen, auch weil sie dadurch in weiteren Ausgaben eingeschränkt werden, die US-amerikanische Ölproduktion könnte davon aber deutlich profitieren. Auch ein starkes Wachstum des Exportgeschäfts sei möglich. Daher dürfte der "Gesamtschaden", den die US-amerikanische Wirtschaft aus einem Ölpreisschock ziehen wird, unter den Erwartungen liegen. "Für den Durchschnittsverbraucher, vor allem wenn er nicht in der Energiewirtschaft tätig ist, sind die Auswirkungen jedoch sehr viel negativer", warnte Kaiser. "Die Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft könnten meiner Meinung nach etwas stärker ausfallen, da sie viel Öl aus Russland importieren. Und sie haben auch versucht, ihre Energieversorgung umweltfreundlicher zu gestalten, was sie wahrscheinlich etwas anfälliger für diesen Schritt macht."
Redaktion finanzen.net
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