Siemens-Aktie sackt ab: Siemens wächst deutlich - Marge sinkt jedoch - Firmenverkäufe
Siemens ist im zweiten Quartal (per Ende März) wie erwartet deutlich gewachsen, die Entscheidung zum vollständigen Rückzug aus dem russischen Markt belastet jedoch das Ergebnis und drückt die Marge.
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Vorstandschef Roland Busch kündigte am Morgen an, der Konzern werde wegen der russischen Aggression in der Ukraine alle industriellen Geschäftsaktivitäten in Russland in einem geordneten Prozess beenden. Im Ergebnis schlägt sich das in Form von Wertminderungen und anderen Belastungen in Höhe von insgesamt 0,6 Milliarden Euro nieder, die vor allem in der Bahntechniksparte Mobility verbucht werden.
Das Ergebnis der industriellen Geschäfte ging deshalb im zweiten Quartal um 13 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zurück. Da zugleich der Umsatz um 16 Prozent auf 17 Milliarden Euro wuchs, ging die Marge von 14,7 auf 11,0 Prozent zurück. Das unverwässerte Ergebnis je Aktie vor Kaufpreisallokationen belief sich vor den russlandbezogenen Belastungen auf 2,21 Euro und auf 1,50 Euro inklusive der überwiegend nicht zahlungswirksamen Auswirkungen. Analysten hatten im Schnitt mit einer Marge von 15,0 Prozent und einem Ergebnis je Aktie vor Kaufpreisallokationen von 2,15 Euro gerechnet.
"In einem extrem schwierigen Umfeld ist unser Geschäft weiterhin stark", sagte Vorstandschef Roland Busch. Siemens bestätigte die Jahresprognose 2021/22, wonach der Gewinn je Aktie von zuletzt 8,32 Euro auf 8,70 bis 9,10 Euro zulegen soll. Möglich werden soll dies, weil Erlöse aus den bereits vereinbarten Verkäufen von Yunex Traffic, der Brief- und Paketlogistik sowie der Beteiligung an Valeo Siemens in Summe auch nach der Russland-Belastung auf dem Niveau der Verkauserlöse von 1,5 Milliarden Euro aus dem Vorjahr erwartet werden. Bislang galt diese Annahme nur ohne die Sonderbelastung.
Siemens sieht bis zu 2,3 Mrd Euro Gewinn aus Firmenverkäufen
Siemens rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einer Gewinnverbesserung um 2,1 bis 2,3 Milliarden Euro durch den Verkauf von vier Tochterfirmen und Beteiligungen. Der voraussichtliche Gewinn aus dem Verkauf von Yunex Traffic allein dürfte ausreichen, die auf rund 600 Millionen Euro bezifferten zusätzlichen Belastungen im Zusammenhang mit den Russland-Sanktionen auszugleichen, sagte Finanzvorstand Ralf Thomas in einer Telefonpressekonferenz.
Ursprünglich hatte Siemens erwartet, mit Portfolio-Maßnahmen Gewinne auf dem Vorjahresniveau zu erzielen, das bei rund 1,5 Milliarden Euro lag.
Vorstandschef Roland Busch wies im Zusammenhang mit dem Russland-Rückzug auf weitere, später zu erwartende Risiken etwa durch die Abwicklung von Tochtergesellschaften und Abschreibungen der Finanzsparte SFS hin. Sie könnten sich auf einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belaufen, sagte er.
Siemens stärker unter Druck als der Gesamtmarkt - Marge im Blick
In einem sehr schwachen Marktumfeld sind die Aktien von Siemens am Donnerstag besonders stark abgerutscht. Nach den Zahlen des Technologiekonzerns zum zweiten Quartal sackten die Papiere letztlich via XETRA um 2,48 Prozent ab auf 113,90 Euro und gehörten zu den größten Verlierern im DAX. Im Chart steuerten sie damit ihr Tief seit Anfang März an. Der russische Angriff auf die Ukraine hatte die Börsen damals stark belastet.
Siemens zieht sich als Folge des Angriffs vom russischen Markt zurück. Dies belastete das zweite Quartal (per Ende März). Insgesamt reichten die Urteile von Experten zu den Resultaten von "solide" bis "durchwachsen". Der RBC-Experte Mark Fielding sprach von einer unter den Prognosen liegenden Gewinnentwicklung, die aber ohne die Russland-Belastungen den Erwartungen entsprochen hätte.
Im Detail fand der JPMorgan-Analyst Andreas Willi einen kritischen Aspekt, indem er eine enttäuschende Margenentwicklung im Bereich Digital Industries negativ hervorhob. Ähnliches identifizierte auch sein Kollege Lars Brorson von Barclays Research, der die Profitabilität von Siemens als "wenig überzeugend" bezeichnete. Im Bereich Digital Industries bremse die Umstellung auf cloudbasierte Software-Abos die Geschäfte stärker als gedacht.
Auch Nicholas Green von Bernstein Research schlug in diese Kerbe, er bezeichnete allerdings die generelle Profitabilität in den industriellen Geschäftsbereichen als enttäuschend. Dazu zählt er neben Digital Industries auch den Bereich Smart Infrastructure und die Gesundheitstechnik-Tochter Siemens Healthineers. Starke Auftragseingänge, die viele Experten hervorhoben, waren den Anleger am Donnerstag kein Trost.
Die Siemens-Aktien sind schon länger auf Talfahrt. Im bisherigen Jahresverlauf liegen sie mit einem Abschlag von rund 29 Prozent im schwächeren Drittel des DAX, der bislang knapp 15 Prozent verloren hat. Vom Rekordhoch, das Anfang Januar bei knapp 158 Euro erreicht wurde, haben sie bislang sogar mehr als 30 Prozent an Wert verloren.
FRANKFURT (Dow Jones) / FRANKFURT (dpa-AFX)
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Bildquellen: MICHELE TANTUSSI/AFP//Getty Images
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