Rüstungskonzern im Fokus

Rheinmetall-Aktie: Die Geschichte von Rheinmetall

20.06.24 09:55 Uhr

Rheinmetall-Aktie: Die Geschichte der Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft | finanzen.net

2020 hat die Rheinmetall AG trotz Corona-Pandemie den dritthöchsten Umsatz seit ihrer Gründung im Jahr 1889 erwirtschaftet und ihn 2021 sogar noch übertroffen. Mit der russischen Invasion der Ukraine Anfang 2022 ist schließlich der Aktienkurs des Großkonzerns in die Höhe geschossen - was macht das Unternehmen so erfolgreich? Eine Unternehmensgeschichte.

Werte in diesem Artikel

• 1889 wurde die "Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft" gegründet
• Nach den beiden Weltkriegen musste Rheinmetall auf zivile Produktionsbereiche umsteigen
• Heute ist Rheinmetall international an 133 Standorten weltweit tätig

Mit den weltweit knapp 25.000 Angestellten an 133 Standorten und Produktionsstätten gehört das MDAX-Unternehmen Rheinmetall zu den erfolgreichsten Unternehmen in Deutschland. Gleichzeitig ist Rheinmetall eines der ältesten Unternehmen: Gegründet wurde es 1889 als "Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft".

Ab 1925 war das Deutsche Reich Hauptanteilseigner von Rheinmetall

Damals hatte sich der Hoerder Bergwerks- und Hüttenverein dazu entschlossen, das Unternehmen ins Leben zu rufen und den Ingenieur Heinrich Ehrhardt mit der Leitung betraut. Dieser veranlasste noch im selben Jahr die Einrichtung des ersten Werks in Düsseldorf-Derendorf - knapp zehn Jahre später präsentierte das noch junge Unternehmen das erste felddiensttaugliche Rohrrücklaufgeschütz. 1901 kaufte die Firma die Munitions- und Waffenfabrik des Waffenbauers von Dreyse auf. Doch die Tätigkeit in der Rüstungsindustrie hatte zunächst ein schnelles Ende: Schon 1919 musste das Geschäft aufgrund des Versailler Vertrags auf die Herstellung ziviler Produkte umgestellt werden und man konzentrierte sich auf die Produktion von Lokomotiven, Dampfpflügen und Büromaschinen. Diese Produktionsumstellung, die vielen Streiks und die Versorgungsengpässe nach dem Ersten Weltkrieg stellten das Unternehmen vor eine große Herausforderung, sodass 1920 eine Anleihe im Wert von 25 Millionen Mark ausgegeben wurde. Bereits ein Jahr später allerdings durfte Rheinmetall die Arbeit in der Rüstungsindustrie wieder aufnehmen. 1925 übernahm das Deutsche Reich die Aktienmehrheit.

Unter diesem Hauptanteilseigner übernahm Rheinmetall 1933 den Lokomotivbauer August Borsig GmbH als zukünftige Rüstungsproduktionsstätte in Berlin, 1936 fusionierten die beiden Unternehmen zur "Rheinmetall-Borsig AG". Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Rüstungsproduktion im Unternehmen nach Angaben der Firmenwebsite mehr und mehr durch die Wehrmacht kontrolliert und die Produktionsstandorte wurden aufgrund der Rolle, die Rheinmetall für das deutsche Militär spielte, stark bombardiert.

Erste Schritte in Maschinenbau und Automobiltechnik

Mit Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Rheinmetall erneut ein Verbot zur Waffenproduktion auferlegt und man versuchte sich - wie das Unternehmen auf seiner Website schreibt - an einem wenig erfolgreichen Programm für zivile Produktion. Das Produktionsverbot endete 1956 und die Aktienmehrheit Rheinmetalls wurde von der Röchling-Gruppe übernommen, die die Borsig AG veräußerte und stattdessen den Stahlkonzern Salzgitter AG aufkaufte. Das Unternehmen nahm die wehrtechnische Produktion wieder auf und wurde zur "Rheinmetall Berlin AG" umbenannt. In den Folgejahren stieg das Unternehmen wieder mehr und mehr in die Waffenproduktion ein und es folgten mehrere Übernahmen in diesem Bereich. Gleichzeitig machte Rheinmetall ab 1958 erste Schritte in den Bereichen Maschinenbau und Elektronik.

1979 lieferte das Unternehmen schließlich den ersten Kampfpanzer (Leonard 2) an die Bundeswehr. Bis 1981 wurden dann die zivilen Unternehmensbereiche neu geordnet und der Bereich Maschinenbau mit dem Erwerb der Maschinenbaufirma Jagenberg ausgebaut. Fünf Jahre später wurde zudem der Vergaserhersteller Pierburg GmbH aufgekauft und so auch der Bereich Automobiltechnik ausgebaut. Ab 1989 legte das Unternehmen noch mehr Wert auf Diversifizierung der zivilen Bereiche und - aufgrund des Falls der Berliner Mauer - insbesondere in der Sicherheitstechnik.

Rheinmetall expandiert und zeigt mehr Präsenz auf dem internationalen Markt

In den 90er-Jahren folgten weitere Übernahmen und der Ausbau der Bereiche Bürosysteme, Kommunikationstechnik, gepanzerte Fahrzeuge, Sicherheitstechnik und Automobilindustrie. In diesem Rahmen wurden unter anderem die Preh-Werke in Rheinmetall integriert. Ab 1995 fokussierte sich das Unternehmen zudem vermehrt auf den internationalen Markt und Expansion und verstärkte seine Aktivitäten in den USA. 1996 wurde es zur "Rheinmetall AG" umbenannt und 1997 machte die Firma mit dem Erwerb der Aktienmehrheit der Kolbenschmidt AG (später: KSPG AG) einen bedeutenden Schritt für ihre Präsenz in der Automobilbranche, sodass sie 2003 sogar das Kolbengeschäft der Mazda Motor Corp übernehmen konnte.

Mitte der 2000er gab es große Veränderungen, als die Röchling-Gruppe ihre Mehrheitsbeteiligung an Rheinmetall an über 70 institutionelle Investoren veräußerte und 18 Millionen Vorzugsaktien Rheinmetalls in stimmberechtigte Stammaktien umgewandelt wurden. In den Folgejahren konnte Rheinmetall immer wieder Lieferverträge mit der Bundeswehr abschließen und die Position als Marktführer in verschiedenen Bereichen mit weiteren Übernahmen festigen. Heute hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge rund 60 Tochterfirmen.

Bis 2035 will Rheinmetall CO2-neutral werden

2010 gründeten Rheinmetall und die MAN Nutzfahrzeuge AG gemeinsam die Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH (RMMV), womit sie heute die gesamte Palette geschützter und ungeschützter Fahrzeuge für internationale Streitkräfte bedient. In den USA schloss sich Rheinmetall mit General Dynamics zur Defense Munitions International zusammen, um auch dort die Rüstungsindustrie mitzubestimmen.

Über die Jahre wurde Rheinmetall mehrfach umstrukturiert, heute ist das Unternehmen in die fünf Divisionen Vehicle Systems, Weapon and Ammunition, Electronic Solutions, Sensors and Acutators und Materials and Trade unterteilt. Im Corona-Jahr 2020 importierte der Konzern für die Bundesregierung medizinische Masken aus China und engagierte sich im Bereich Wasserstoff als Lösung für das Erreichen der Klimaziele. Trotz der Pandemie belief sich der Umsatz der Rheinmetall AG 2020 auf ganze 5,4 Milliarden Euro, 2021 waren es mit 5,7 Milliarden Euro sogar noch mehr und 2022 ist der Wert der Rheinmetall-Aktien mit der russischen Invasion in die Ukraine und einem gestiegenen Bedarf an Waffen in Deutschland und anderen EU-Ländern um rund 60 Prozent gestiegen. Weil nun viele Länder dem von der NATO gesetzten Ziel, mindestens zwei Prozent des BIP für Rüstungsausgaben aufzubringen, folgen wollen, steigt nun die Nachfrage für Waffenlieferungen bei Rheinmetall. Damit könnte sich der Fokus des Unternehmens in den kommenden Jahren erneut verschieben. Weitere Veränderungen stehen im Bereich Nachhaltigkeit an: "Die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit ist integraler Bestandteil der Rheinmetall-Strategie. Bis 2035 will das Unternehmen CO2-Neutralität erreichen", schreibt Rheinmetall auf der eignen Website.

Redaktion finanzen.net

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